Vor PSG-Spiel Bayern geben Rätsel auf - Wiesn-Besuch fürs „Teambuilding“
München (dpa) - Frust-Trinken war beim FC Bayern nicht angesagt auf dem Oktoberfest - auch wenn es einige Gründe dafür gegeben hätte.
Einen Kater hatten der unglückliche Torwart Sven Ulreich und seine Teamkollegen am Wochenende trotzdem nach dem ernüchternden 2:2 (2:0) gegen den VfL Wolfsburg und der misslungenen Generalprobe für den Champions-League-Kracher in Paris. Der Wunsch, in Lederhosen und Trachtenhemd auf eine Neun-Punkte-Woche in der Bundesliga und voller Zuversicht auf die Kraftprobe mit dem Millionen-Ensemble um Topstar Neymar anstoßen zu können, war schon am Freitagabend geplatzt.
„Für das Teambuilding ist die Maßnahme nicht schlecht“, erklärte Thomas Müller beim Wiesn-Besuch am Samstag. „Es ist wichtig für die Spieler, dass sie mal den Kopf frei kriegen können“, betonte auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Der Fokus der Münchner, die weiter Rätsel aufgeben, war schon am Wochenende auf die Standortbestimmung am Mittwoch gerichtet. „Das wird eine ganz heiße Aufgabe. Auswärts in Paris ist momentan definitiv eines der fünf schwersten Spiele in Europa“, sagte Mats Hummels, der selbstkritisch feststellte: „Wir spielen noch nicht den Fußball, den wir uns vorstellen.“
In der Bundesliga hat der Serienmeister seine Dominanz nach dem schwächsten Saisonstart seit sieben Jahren erst einmal eingebüßt. Titelrivale Borussia Dortmund glänzt aktuell mit meisterlichem Fußball wie beim 6:1 gegen Gladbach. Der BVB ist drei Punkte voraus. Und in Europa? Was heißt das böse Erwachen gegen Wolfsburg für Paris? Es könne alles bedeuten, sagte Müller, „von der Trotzreaktion bis zur schlechten Phase“. Schon wieder steht ein Schlüsselspiel an.
Die Leistungen schwanken, was untypisch für den Liga-Primus der vergangenen fünf Jahre ist und unangemessen für eine internatonale Spitzenmannschaft. „Wir haben den Sieg weggeschmissen“, klagte Müller. Die „geistige Frische“ habe gefehlt. Vor dreieinhalb Jahren hatten die Bayern beim 3:3 gegen Hoffenheim zuletzt eine Zwei-Tore-Führung verspielt. Müller hofft auf einen Lerneffekt: „Auch wir müssen uns in jedem Spiel den Sieg hart erarbeiten.“
Nach der Pausenführung durch Robert Lewandowskis Elfmeter und einen abgefälschten Schuss von Arjen Robben verteilten die Bayern fleißig Geschenke an die vom neuen Trainer Martin Schmidt beflügelten Wolfsburger. Das größte kam von Sven Ulreich beim Freistoßtor von Maximilian Arnold. Ausflüchte suchte der Vertreter des verletzten Manuel Neuer nicht. „Klarer Torwartfehler. Ich muss die zweite Hand mitnehmen, dann passiert gar nichts“, erklärte Ulreich. Beim späten Ausgleichstor von Daniel Didavi war der 29-Jährige machtlos.
Anklagen mochte keiner den Schlussmann. Schließlich wird Ulreich im Prinzenpark-Stadion gegen die Super-Offensive von PSG mit 222-Millionen-Euro-Mann Neymar und Supertalent Kylian Mbappé wieder gebraucht. „So, wie ich den Ulle einschätze, wird er nicht mit einer Zitterhand in Paris auflaufen. Die Mannschaft steht hinter ihm“, sagte Müller. „Ulle ist nicht schuld, sondern wir alle“, urteilte Hasan Salihamidzic. „Diese letzte hundertprozentige Entschlossenheit hat gefehlt. Das muss besser werden“, mahnte der Sportdirektor.
„Unsere Team-Performance war nicht gut“, kritisierte Trainer Carlo Ancelotti. Die Rotation, mit der alle Stars im Rhythmus und bei Laune zu halten versucht, begünstigt aber auch das wilde Auf und Ab auf dem Platz. „In Paris müssen wir anders auftreten“, forderte Ancelotti. Ohne den angeschlagenen Neymar (Fuß) kam auch PSG bei seinem Warm-up für den FC Bayern nicht über ein 0:0 gegen Montpellier hinaus.