Bayern kämpfen gegen böse Geister - Robben warnt
München (dpa) - War da nicht was? Das abrupte Ende der blendenden Startrekord-Siegesserie weckt beim FC Bayern München reflexartig böse Erinnerungen.
„Die Mannschaft wird nach der Niederlage Druck kriegen, damit muss sie fertig werden“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem vorwinterlichen 1:2-Ausrutscher gegen den langjährigen Lieblingsgegner Bayer Leverkusen. Rummenigge gab umgehend den eindringlichen Mahner: „Wir müssen jetzt zeigen, dass wir mit dem Druck besser umgehen können als im letzten Jahr zum selben Zeitpunkt. Der November 2011 war auch kein guter Monat.“
Nicht einmal Fußball-Laien haben ja vergessen, dass die Bayern in der vergangenen Saison nach einem ähnlich dominanten Start (22 statt jetzt 24 Zähler) sogar einen Acht-Punkte-Vorsprung auf den späteren deutschen Meister Borussia Dortmund verspielten. Besonders krass war die Herbst-Depression: Nach dem 9. Spieltag führte das Team von Jupp Heynckes die Tabelle noch mit fünf Punkten Vorsprung an. Fünf Runden später war man Dritter hinter Dortmund und Mönchengladbach.
Auch Arjen Robben, der nach fünf Wochen Pause ein Kurz-Comeback auf dem Platz feierte, mahnte am Montag einen „selbstkritischen“ Umgang mit dem Rückschlag an. „Wir müssen von letztem Jahr lernen. Das muss ein Wake-up-Call sein“, sagte der Niederländer. Der Startrekord sei ja „wunderbar“ gewesen, aber jetzt gelte es, „hellwach“ zu sein.
Der Trainer stemmte sich unterdessen energisch gegen die bösen Geister, die fast zwangläufig beschworen werden mussten. „Die Niederlage wird uns nicht umwerfen“, versicherte Heynckes und ließ die Tabelle sprechen: „Wir haben einen komfortablen Vorsprung vor den Verfolgern.“ Vier Punkte sind's auf Schalke, sogar neun auf den BVB.
Panikattacken löste die erste Niederlage in München noch nicht aus, zumal die Begleitumstände gerade bei den „saublöden“ Gegentoren, wie Kapitän Philipp Lahm bemerkte, außergewöhnlich waren. „Wir lassen uns jetzt nicht aus der Bahn werfen“, versicherte Thomas Müller am Montag. „Wir müssen immer aggressiv spielen“, forderte Robben. Als nächstes geht's nach Hamburg: „Ein schweres Spiel, das weiß ich jetzt schon“, stöhnte Rummenigge, der mit süß-saurer Miene die Bedeutung des ersten Bayern-Patzers einordnete: „Die Liga wird sich freuen!“
Die Leverkusener taten es gleich im Stadion. Rudi Völler musste bei Bayer erst in Ehren ergrauen, um München einmal mit dem „tollen Gefühl“ des Siegers zu verlassen. „Ich bin jetzt froh, dass ich nicht mehr auf Marek Lesniak angesprochen werde“, scherzte Völler in Erinnerung an den bis dato letzten Bayer-Sieg beim FC Bayern. Beim 1:0 im Oktober 1989 war Lesniak der Torschütze gewesen.
23 Jahre später hießen die Matchwinner Stefan Kießling, der das 0:1 erzielte (42. Minute), Joker Sydney Sam, der Jérome Boateng beim späten Siegtor anköpfte (87.), und allen voran Bernd Leno. Der junge Tormann hielt fast alles. Nur beim Kopfball von Mario Mandzukic (77.) war Leno machtlos, zweimal kamen ihm Pfosten und Latte zur Hilfe. „Wenn du bei Bayern spielst, muss der Torwart überragend sein, wenn du hier was holen willst“, erklärte Sportdirektor Völler.
Ein „bisschen spannender“ sei die Liga jetzt, meinte Völler noch. Aber an einen Einbruch des Tabellenführers wie 2011/12 glaubt er nicht. „Das wird die Bayern nicht umwerfen. Wir haben hier bei einer Mannschaft gespielt, die mit dem FC Barcelona das Nonplusultra ist in Europa.“ Mit „Herzblut“, „Glück“ und einem Super-Leno habe man die Überraschung geschafft. „Wir sind jetzt dran an den Mannschaften hinter Bayern“, bemerkte Völler mit Blick auf Tabellenplatz fünf.
„Wir müssen das gleich korrigieren“, betonte Robben beim Blick voraus auf das Pokal-Heimspiel der Bayern am Mittwochabend gegen Bundesliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern: „Die haben nichts zu verlieren - und wir alles.“ Gespannt sein darf man, wie radikal Heynckes nun rotieren wird, angefangen bei Ersatztorhüter Tom Starke. Personelle Probleme zwingen Heynckes auf jeden Fall zum Handeln. Holger Badstuber wird mit einem Muskelfaserriss bis zu drei Wochen ausfallen. Auch Luiz Gustavo (Iliosakralgelenk) ist angeschlagen.
Die Flankenläufe und Vorlagen von Franck Ribéry wurden vermisst. Am Montag absolvierte der Franzose Lauftraining. Robben meldete sich dafür zurück. „Ich habe mich gut gefühlt auf dem Platz. Hoffentlich folgt der nächste Schritt am Mittwoch“, sagte der Niederländer.
Längste Siegesserien: FC Bayern verpasst eigenen Rekord
Der FC Bayern München hat durch die erste Niederlage in dieser Saison auch seinen eigenen Rekord für die längste Siegesserie in der Fußball-Bundesliga verpasst. Bis zum 1:2 gegen Bayer Leverkusen am Sonntag hatte der Rekordmeister saisonübergreifend elf Spiele nacheinander gewonnen. Zwischen März und September 2005 waren den Bayern aber sogar 15 Siege am Stück gelungen. Die längsten Siegesserien der Bundesliga-Geschichte: