Bayern ohne Partypläne bei Ostertitel

München (dpa) - Die Party-Drinks bleiben beim FC Bayern in jedem Fall im Keller. Selbst, wenn die Münchner mit der ersten deutschen Meisterschaft zu Ostern Bundesligageschichte schreiben würden.

„Dann gehen wir nach Hause - und nichts weiter“, beschrieb Sportvorstand Matthias Sammer die zurückhaltenden Planungen für Samstagabend. Und Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge legte bestimmt nach: „Wir werden auf keinen Fall feiern, es wird nicht einmal ein Essen geben.“

In Wahrheit wähnt der Branchenprimus seinen 23. Bundesligatitel schon seit Monaten in der Tasche angesichts des epochalen Vorsprungs auf die schwächelnden Verfolger. Trainer Jupp Heynckes & Co. haben das einst bedeutungsvollste Saisonziel bereits vor der achtletzten Fußball-Bundesligapartie gegen den Hamburger SV abgehakt: Die sportliche Überlegenheit ist einfach zu deutlich, als dass die Meisterschaft noch irgendjemanden überwältigen könnte.

So ist das HSV-Match auch nicht mehr als eine Durchgangsstation auf dem Weg zum Sehnsuchtsziel Champions-League-Finale, das nur 72 Stunden später im Viertelfinale gegen Juventus Turin auf dem Spiel steht. „Wir müssen sofort mit der Regeneration beginnen, sowohl körperlich als auch geistig“, forderte Sammer via „Bild“-Zeitung. Die augenblickliche Vorbereitung auf die Stargäste steht über allem.

Die Ausgangslage ist einfach: Sollte Noch-Meister Borussia Dortmund am Samstag beim VfB Stuttgart nicht gewinnen, können die Münchner mit einem Sieg im Abendspiel schon nach dem 27. Spieltag alles klar machen. So früh wie kein Club je zuvor. Die bisherigen Bestmarken halten ebenfalls die Münchner - 1972/73 und 2002/03 waren sie aber erst nach 30 Partien rechnerisch Meister.

Vor dem Juve-Spiel wäre es allerdings ein „mentaler Vorteil“, wenn die Meisterschaft schon im Sack wäre, meinte Flügelflitzer Xherdan Shaqiri. Die anstehende Kraftaufgabe macht es den Chefs allerdings besonders einfach, Konzentration zu predigen. Die Hoffnung ist, dass der nach wie vor große Schmerz über die Finalpleite 2012 die Bayern in den K.o.-Spielen der Königsklasse diesmal besonders beflügelt. „Wir wollen die große Chance, die wir in der Champions League sehen, nicht durch Jubel-Arien gefährden“, beteuerte Rummenigge.

Bei Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger und dessen Kollegen müssen die Bosse ob ihrer Feierverbots-Pläne wenig Überzeugungsarbeit leisten. „Wir müssen noch am Samstagabend den Schalter umlegen und uns auf Juventus Turin konzentrieren“, forderte Schweinsteiger am Donnerstag. „Wenn man die Chance hat, noch andere Titel zu holen, sollte man das Fußballspielen nicht einstellen. Wir wollen nach mehr greifen - das ist Bayern Münchens würdig“, sagte der Mittelfeldprofi.

Die Erinnerung an das Vorjahres-Trauma scheint die Auswahl von Noch-Trainer Heynckes in dieser Saison tatsächlich von einem Rekord zum nächsten zu treiben. Seit dem „Drama dahoam“ am 19. Mai 2012 gegen den FC Chelsea ist beim deutschen Vorzeige-Club nichts mehr wie zuvor - dies bezeugen auch die Verpflichtungen von 40-Millionen-Mann Javier Martínez und des neuen Starcoaches Josep Guardiola.

Titel müssen her, das macht der Verein seit Monaten klar. Als es vor kurzem in der Champions League mal nicht lief wie gewünscht, stauchte Präsident Uli Hoeneß den ein oder anderen übermütigen Profi prompt zusammen. Ob die Meisterschaft am Samstag oder eine Woche später perfekt gemacht wird, dürfte dem Clubpatron dafür egal sein.

Für HSV-Coach Thorsten Fink gilt das nicht: Der Ex-Profi will in der alten Heimat möglichst nicht zum endgültigen Meistermacher der Über-Bayern werden. „Es wäre gar nicht gut, wenn die Bayern schon am Samstag feiern müssten, drei Tage vor so einem wichtigen Spiel. Da gibt es sicher passendere Zeitpunkte“, merkte er an.

In der Tat zählt in München mit der Rückkehr der Nationalspieler an die Isar nur noch die Königsklasse - und ein bisschen der DFB-Pokal. Ob der anstehende erste große Erfolg nach zuletzt zwei titellosen Spielzeiten nicht mehr Raum zum Feiern verdient habe, wurde Nationaltorwart Manuel Neuer dieser Tage gefragt. „Vielleicht können wir ja noch andere Sachen zusammen feiern“, meinte er vielsagend. Das Champions-League-Finale steigt übrigens am 25. Mai.