Begehrte Brust: Trikotsponsoring floriert weitert
Berlin (dpa) - Fluglinien, Banken, Energiekonzerne, Autobauer: Bei Sponsoren aus dem In- und Ausland ist die Bundesliga begehrter denn je. Für ihr Emblem auf der Brust der deutschen Fußball-Stars greifen auch internationale Unternehmen tief in die Tasche.
Experten rechnen mit 120 Millionen Euro, die in dieser Saison über Trikotsponsoring an die 18 Erstligisten fließen - das sind etwa 50 Prozent mehr als noch in der Saison 2000/01. Traditioneller Spitzenreiter ist der FC Bayern München, der auf rund 25 Millionen Euro von T-Home hoffen darf. Auch beim Liga-Neuling FC Augsburg klingeln die Kassen - der Maschinenbauer AL-KO soll etwas mehr als eine Million Euro überweisen.
Sponsoren reißen sich um die Flächen auf den Trikots. „Da ist die Bundesliga europaweit führend und runtergebrochen auf die 18 Vereine das Maß aller Dinge“, erklärte Andreas Ullmann, Bundesliga-Experte des Beratungsunternehmens Sport + Markt am Donnerstag. Neben den Bayern schrauben auch Schalke 04 mit Geldgeber Gazprom und der vom VW-Mutterkonzern finanzierte VfL Wolfsburg mit möglichen Einnahmen von jeweils mehr als 20 Millionen Euro den Gesamtbetrag in die Höhe.
Vor zwei Jahrzehnten war Bundesliga-Sponsoring noch stark national geprägt, zumal die Spiele quasi nur in Deutschland übertragen wurden. Die mediale Expansion rief neue Geldgeber auf den Plan. Es ist kein Zufall, dass Asiaten wie Dortmunds Shinji Kagawa in der Liga für Furore sorgen und sich daher auch Firmen aus Fernost engagieren.
Der Solaranlagen-Produzent Suntech aus China lässt sich den Einstieg als Sponsor bei 1899 Hoffenheim rund 4,5 Millionen Euro im Jahr kosten, die Fluglinie Emirates bezahlt dem HSV rund fünf Millionen. „Wenn die Bundesliga im Ausland übertragen wird, ergeben sich für Sponsoren und Clubs Multiplikator-Effekte“, meinte Ullmann.
Suntech liegt im Trend. Unternehmen aus dem Wirtschaftsbereich „Erneuerbare Energien“ streben massiv in die Bundesliga. 13 bis 14 Millionen Euro nehmen die Erstligisten laut Sport + Markt allein in dieser Saison über neue Verträge mit entsprechenden Sponsoren ein. „Das ist ein beeindruckender Einstieg“, sagte Sportmarketing-Fachmann Ullmann. „In dieser Branche ist derzeit am meisten Musik.“
Überhaupt fällt auf, dass Energiekonzerne Gefallen gefunden haben am Trikotsponsoring: Schalke für den Russen-Riesen Gazprom, der FSV Mainz 05 für den Energievertreiber entega und der 1. FC Nürnberg für areva aus Frankreich - den Weltmarktführer für Nukleartechnik. Meister Borussia Dortmund hingegen wirbt für Evonik, einem Unternehmen der Spezialchemie.
Unternehmen wollen auf verschiedene Art profitieren, Imagepflege und Lobbyismus sind zwei der Gründe, Steigerung des Bekanntheitsgrads wie bei Werder Bremens Sponsor Targobank ist ein anderer. Evonik, entega und areva haben wieder andere Gründe. „Für viele Unternehmen ist es wichtig, über den Verein ein Gesicht zu bekommen, vor allem wenn ihre Produkte nicht anfassbar sind“, erklärte Experte Ullmann.
Vizemeister Bayer Leverkusen hatte im Sommer auf der Suche nach einem Trikotsponsor Revolutionäres vorgeschlagen - und sogar in Zeitungsanzeigen nach einem Werbepartner gesucht. Der Verein zog in Betracht, verschiedenen Sponsoren für Bundesliga, Champions League und Pokal ins Boot zu holen. Ob Bayer damit den Nerv der Wirtschaft traf, ist fraglich. In einer Umfrage des Fachmagazins „Sponsors“ setzten viele Bundesliga-Hauptsponsoren auf Exklusivität. 30 Prozent der befragten Firmen gaben an, mehr Geld locker zu machen, wenn weniger Sponsoren in den Stadien zugelassen würden.