Beiersdorfer stellt HSV und Slomka auf den Prüfstand
Hamburg (dpa) - Dietmar Beiersdorfer will beim Hamburger SV alles auf den Prüfstand stellen und macht sogar vor dem Trainerposten nicht halt.
Zwar hält sich der 50-Jährige vor seinem offiziellen Amtsantritt als Vorstandsvorsitzender mit öffentlichen Aussagen zurück, dafür berichtet der designierte Aufsichtsratsvorsitzende Karl Gernandt im „Kicker“ über die Pläne des neuen Hoffnungsträgers: „Es gibt kein Brachial-Event, aber es muss Veränderungen geben. Wir machen kein Harakiri, aber die Dinge eben anders als in der Vergangenheit. Didi Beiersdorfer ist nicht zurückgekommen, um da weiterzumachen, wo andere aufgehört haben.“
So wird Beiersdorfer auch Coach Mirko Slomka überprüfen. „Bislang hat er sich noch nicht mit Herrn Slomka zusammengesetzt, aber sie werden sich jetzt austauschen. Wir werden uns anhören, was dabei herauskommt. Klar ist: Wenn es keine gemeinsamen Ziele gibt, müssen wir den Mut haben, Entscheidungen zu treffen“, sagte der Vertraute von Mäzen Klaus-Michael Kühne dem Fußball-Magazin „Kicker“. Klar ist aber auch, dass nächsten Mittwoch Trainingsstart in Hamburg ist und Beiersdorfer keine neue Baustelle gebrauchen kann. Viel wichtiger ist der Kader, der dringend mit Qualität aufgestockt werden muss.
So kann es auch gut sein, dass Sportdirektor Oliver Kreuzer weiter wirken darf. Ohnehin war der Draht zwischen Beiersdorfer und Kreuzer in den vergangenen Wochen eng. Dass Kreuzer im Fall des zu Bayer Leverkusen abwanderungswilligen Hakan Calhanoglu durchaus Rückendeckung hat, verdeutlichte er nun: „Unsere Haltung ist kein Poker. Didi und ich sind uns einig, dass wir hier eine gute Mannschaft haben wollen - mit Hakan.“
Auch bei Pierre-Michel Lasogga soll nach Gesprächen mit Kühne eine Perspektive da sein, dem Stürmer einen lukrativen Vertrag anzubieten. „Wir glauben, dass wir Pierre halten können“, sagte Kreuzer, der mit Mutter Kerstin Lasogga verhandelt. An Kapitän Rafael van der Vaart (3,5 Millionen Euro Gehalt) sollen nach Informationen der „Hamburger Morgenpost“ die Queens Park Rangers Interesse haben. Trainer Harry Redknapp arbeitete mit dem Holländer schon bei den Tottenham Hotspurs zusammen.
Bisher ist der klamme HSV ganz auf die Millionen von Gönner Kühne angewiesen. Beiersdorfer ist es zwar gewohnt, mit mächtigen Mäzenen umzugehen. Doch wie bei Redbull, als Besitzer Dietrich Mateschitz ihn als Sportdirektor zuletzt immer kritischer sah, kann die zu große Abhängigkeit von einem Mann gefährlich werden. Schon im Sommer brachte Kühne beim HSV große Unruhe hinein, als er unbedingt Felix Magath inthronisieren wollte. Will der HSV unabhängig von einzelnen Personen bleiben, muss die neue Fußball AG dringend weitere Geldgeber ins Boot holen.