Borussia Dortmund will „Erfolg verstetigen“
Dortmund (dpa) - Das Thema Bayern München nervt. Bei aller Vorfreude auf das erste Kräftemessen mit dem Triple-Champion reagiert man bei Borussia Dortmund auf Fragen zum eigenen Status im Vergleich zur bajuwarischen Übermannschaft der vergangenen Saison mittlerweile ein wenig gereizt.
„Wir haben immer gesagt, dass die Bayern der Topfavorit auf die deutsche Meisterschaft sind. Das ergibt sich doch alleine schon aus den unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Wir können nicht erwarten, dass wir jedes Jahr vor Bayern München stehen“, sagte Sportdirektor Michael Zorc der Nachrichtenagentur dpa vor dem Supercup am Samstag in Dortmund, dem ersten Duell der beiden Topclubs 63 Tage nach dem Champions-League-Finale.
Der Wunsch, dem deutschen Fußball-Rekordmeister die Stirn zu bieten, ist groß. Dafür schließt der BVB sogar weitere Transfers nicht aus. „Wir werden unsere Augen offenhalten bis zum 31. August und schauen, ob es noch etwas zu optimieren gibt“, sagte Zorc. „Borussia Dortmund wird handeln, falls sich der Bedarf zeigt und sich entsprechende Möglichkeiten ergeben.“
Zunächst einmal aber ist der Supercup für beide Mannschaften ein wichtiger Härtetest eine Woche vor der ersten Runde im DFB-Pokal. Nach atmosphärischen Störungen in den vergangenen Monaten waren Zorc und Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer auf der Pressekonferenz vor dem Spiel sichtlich um Entspannung bemüht. Der Zwist sei abgehakt und kein Thema mehr, sagte Zorc. Die teils provozierenden Bayern-Aussagen Richtung Dortmund seien ein Zeichen des großen Respekts vor dem BVB gewesen, behauptete Sammer.
Seit nunmehr drei Jahren weist Zorc fast gebetsmühlenartig darauf hin, dass der Vergleich Dortmund-Bayern hinkt. Die zwei Meisterschaften in Serie und das Double 2012 haben beim BVB Titelsehnsüchte befriedigt und neue geweckt - damit muss Zorc klarkommen. Die 25 Punkte Rückstand auf den Branchenprimus in der vergangenen Saison in der Meisterschaft, das Aus im Pokal gegen die Bayern und vor allem die dramatische 1:2-Niederlage im Finale der Champions League taten weh. Genauso wie der Verlust von Jungstar Mario Götze, der für 37 Millionen Euro zum Erzrivalen wechselte.
„Kurz nach dem verlorenen Finale fühlt man sich nicht gut“, sagte Zorc mit Blick auf den 25. Mai in Wembley. „Wir haben uns aber relativ schnell wieder gefangen.“ Auch wenn eine titellose Saison hinter Dortmund liegt, wird die Entwicklung der vergangenen Jahre „als Erfolg“ bewertet. Man erinnert sich beim BVB an den schweren Weg: Als „Ground Zero“ hatte BVB-Chef Hans-Joachim Watzke den Startpunkt im Frühjahr 2005 beschrieben, als das Fußballunternehmen mit hohen Schulden vor dem Aus stand. Dann ging es mit Trainer Jürgen Klopp sportlich stetig bergauf - und damit auch finanziell.
„Wir erwarten von uns, die positive Entwicklung der vergangenen Jahre zu verstetigen. Wir wollen uns wie in der Vorsaison direkt für die Champions League qualifizieren und in Europa nachhaltig etablieren“, sagte Zorc. Das Personal für dieses Vorhaben kann sich sehen lassen. Die Verantwortlichen glauben, den Verlust von Götze mit den Neuzugängen Henrich Mchitarjan, Pierre-Emerick Aubameyang und Sokratis gut kompensiert zu haben. Angesichts der Einnahmen aus der Königsklasse und dem Transfer von Götze konnte es sich der BVB sogar leisten, Stürmerstar Robert Lewandowski zu halten und erst 2014 ablösefrei zu den Bayern ziehen zu lassen.
Einzig die Verletzung von Mchitarjan, der zum Saisonstart wohl noch fehlen wird, und der Ausfall von Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek (fünf Monate Pause nach Hüftoperation) trüben das harmonische Gesamtbild. Im Trainingslager in Bad Ragaz hätten Nachwuchskräfte wie Erik Durm, Marian Sarr, Koray Günter, Marvin Ducksch und Jannik Bandowski gezeigt, „dass sie eine gute Rolle spielen und den Konkurrenzkampf beleben können“, meinte Zorc.
Ob die Partie am Samstag als Revanche für das verlorene Endspiel in Europas Glamourliga gelte? „Es ist keine Revanche, wir wollen einfach gegen eine der Top-3-Mannschaften der Welt, vielleicht sogar die beste, gewinnen“, meinte BVB-Innenverteidiger Mats Hummels. „Da können wir sehen, wie erfolgreich wir die Saison bestreiten können.“