Breitenreiter sorgt für „königsblaue“ Aufbruchstimmung
Velden (dpa) - Die quälende Bundesligasaison hat man beim FC Schalke 04 scheinbar endgültig überwunden. „Dass nun eine andere Stimmung als die in der Vergangenheit herrscht, ist spürbar und erkennbar“, freut sich der zuletzt hart kritisierte Manager Horst Heldt.
„Nun dürfen wir nicht lockerlassen. Worauf es ankommt, ist wie wir uns in der Saison präsentieren“, sagte Heldt im Trainingslager in Velden am Wörthersee. Sein Überraschungscoup, André Breitenreiter als Cheftrainer zu verpflichten, erweist sich bisher als Königstransfer. Der 41-jährige frühere Paderborner Coach präsentiert sich nicht nur volksnah, sondern hat dies auch seinen Profis verordnet, denen er sogar das ausgiebige Autogrammeschreiben nach dem Training zur Auflage machte.
Der Nachfolger des eher introvertierten Roberto Di Matteo kommt aber auch bei den Spielern selbst gut an. „Der Trainer ist richtig gut. Um eine Euphoriewelle entstehen zu lassen, ist der Trainer der beste Mann, weil er es vorlebt“, urteilte Torwart Ralf Fährmann begeistert.
„Ich hatte tolle Gespräche mit André Breitenreiter“, berichtete auch Kapitän Benedikt Höwedes, der erst später im Trainingscamp eintraf. Der Coach hatte dem nach einer Syndesmosebandverletzung nicht ganz fitten Verteidiger noch extra Urlaub für Flitterwochen genehmigt.
Die Lockerheit sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass der neue Übungsleiter nicht nur lieb und nett ist. Drei Trainingseinheiten pro Tag auch bei brütender Hitze sind die Regel. Schließlich will er mit Powerfußball in der kommenden Saison die Herzen der Fans und viele Spiele gewinnen. Immerhin konnte er sich mit dem Auf- und Absteiger SC Paderborn die meisten Torchancen der Liga erspielen.
„Für mich ist es jetzt spannend, das, was bei meinem alten Verein gut funktioniert hat, mit einer solchen Mannschaft wie Schalke umzusetzen“, sagte Breitenreiter dem Onlineportal derwesten. „Ich habe den Jungs gesagt: Mit Qualität gewinnt man Spiele. Und wenn ich neben Qualität und der Fitness auch noch einen Plan habe, dann bin ich mal gespannt, wer uns alles schlagen wird. Das wird schwer.“ Ob es mit dem zuletzt gezeigten Phlegma-Fußball vorbei ist, können die Schalker beim Saisonauftakt am 15. August in Bremen beweisen.
Der Stimmungswandel unter der Ägide von Breitenreiter kommt auch dem Manager zugute, der bei Saisonfinale noch mit dem Fan-Plakat „169 cm Inkompetenz“ verunglimpft wurde. „Das war für alle keine angenehme Situation und Saison, aber damit muss man leben“, sagte Heldt dem „Kicker“, der mit der Schlagzeile „Das neue Schalke“ erschien. Er sei nun dafür verantwortlich, dass „wir besser sein müssen als im letzten Jahr“. Mit Ach und Krach hatte Schalke noch einen Europa-League-Platz erreicht.
Für Heldt gibt es aber nicht nur eitel Sonnenschein. Bisher konnte er nur in Junior Caicara und Johannes Geis zwei neue Spieler verpflichten, ist aber bei der Suche nach einem Stürmer und einem weiteren Rechtsverteidiger noch nicht erfolgreich gewesen. Ärgerlich waren zudem die geplatzten Wechsel von Sidney Sam zu Eintracht Frankfurt und Felipe Santana zum 1. FC Köln. Beide fielen beim Medizin-Check durch. „Das Transferfenster ist ja weiterhin offen“, meinte Heldt. Er mache sich keine Sorge, dass Sam einen anderen Club findet.
Unklar ist die Situation bei dem ebenso wie Sam in der Endphase der Rückrunde suspendierten Kevin-Prince Boateng. Bisher liegen beim Revierclub keine Anfragen für ihn vor. „Ob an irgendwelchen Gerüchten etwas dran ist, vermag ich nicht zu sagen“, sagte Heldt. Bisher sei jedenfalls „nichts Offizielles“ an Schalke herangetragen worden.