DFL-Chef Seifert zu neuen Anstoßzeiten: Keine Revolution

Berlin (dpa) - DFL-Chef Christian Seifert sieht durch die geplanten neuen Anstoßzeiten die Bundesliga nicht auf den Kopf gestellt. Von tiefgreifenden Änderungen könne man nicht sprechen.

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„Ich habe irgendwo von einer Revolution gelesen, die dem Fußball nun droht. Das ist deutlich zu weit geschossen“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga in einem Interview der Tageszeitung „Die Welt“.

Der Profiverband hat dem Bundeskartellamt einen Vorschlag für die Vergabe der milliardenschweren Medienrechte von 2017/2018 an zur Prüfung vorgelegt. Danach sollen pro Saison zehn Partien vom Samstagnachmittag verlegt werden. „Wenn von 306 Partien aus sportlichen Gründen künftig fünf Begegnungen sonntags um 13:30 Uhr sowie fünf am Montag statt der 2. Bundesliga gespielt werden sollen, ist das in meinen Augen nicht unverhältnismäßig“, argumentierte Seifert.

Skeptisch äußerte sich Karl-Heinz Rummenigge zu der Spieltags-Reform. Sie sei Teil einer Strategie der DFL, um auch mehr Geld am Ende des Tages zum Wohle der Bundesliga zu erzielen. „Das große Geld ist in England nicht durch mehr Spieltage erzielt worden, sondern durch mehr Konkurrenz. Wir müssen einfach mehr Teilnehmer in den Markt bringen, ganz speziell in den Pay-TV-Markt. Dort ist das ganz große Geld zu holen“, erklärte der Bayern-Chef am Donnerstag in München.

Die Überlegungen der DFL waren vorige Woche bekanntgeworden und haben bereits eine kontroverse Diskussionen ausgelöst. Das Bündnis „ProFans“, das vor allem Spiele am Montagabend ablehnt, wehrt sich gegen die weitere Zerstückelung des Spieltages. Auch aus den Reihen der Amateure gibt es Widerstand. Die unterklassigen Clubs, von denen viele am Sonntag spielen, sehen ihre Interessen ebenfalls in Gefahr.

Seifert äußerte Verständnis für die Einwände, verteidigte aber die Pläne. Die DFL versuche mit den zusätzlichen Anstoßzeiten, „unsere Europapokal-Teilnehmer zu entlasten mit zehn Spielen, die sie nicht Samstagnachmittag bestreiten müssen“, argumentierte der DFL-Chef. Ein zweiter und mindestens ebenbürtiger Grund dürfte aber sein, mit dem neuen Spielplan höhere Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehrechte zu erzielen. Die Medienrechte sollen im April 2016 vergeben werden.

Bundesliga-Vertreter wie der Mainzer Manger Christian Heidel äußerten sich zwiespältig. „Wenn wir zufrieden wären, könnten wir sagen, wir möchten keine Änderungen. Wir beklagen aber, dass uns die Engländer weglaufen, deswegen müssen wir diesen Weg mitgehen“, erklärte Heidel im „kicker“-Interview. „Ich bin zwar kein großer Freund davon, glaube aber, dass sich das einspielen wird“, fügte er hinzu. Seifert wies Spekulationen zurück, die DFL wolle die Erlöse aus dem neuen TV-Vertrag nach dem Vorbild der englischen Premier League steigern. „An den Engländern orientieren wir uns weit weniger, als uns oft nachgesagt wird“, sagte er. „Einem Neun-Milliarden-Vertrag hinterherzurennen würde bedeuten, das Rennen von Beginn an verloren zu haben.“

Die DFL erhält aus dem derzeit laufenden Vierjahresvertrag 2,5 Milliarden Euro (durchschnittlich 628 Millionen Euro pro Jahr). Zum Vergleich: Die 20 Clubs der Premier League kassieren für die Zeit von 2016 bis 2019 umgerechnet 6,9 Milliarden Euro allein von Sky und BT Sport. Dazu kommen noch Milliarden-Einnahmen aus der Auslandsvermarktung. Auch auf dem Gebiet ist die Premier League führend.