Bremen feiert Werders Rettung: Zwei Schützen, ein Tor
Bremen (dpa) - Was mit einem friedlichen Platzsturm von Tausenden Anhängern im Weserstadion kurz nach dem Abpfiff begann, endete am Pfingstsonntag erst im Morgengrauen.
Ausgelassen, euphorisch, völlig losgelöst und grenzenlos erleichtert feierte ganz Bremen mit einer grün-weißen Party die Wahnsinns-Rettung von Werder Bremen. Die Fans, die beim Schulterschluss mit den Spielern Rasenstücke mitnahmen, sorgten für volle Kneipen rund um das Stadion. Das Team, das den überragenden Kapitän Clemens Fritz auf den Schultern trug, hatte spontan eine Nicht-Abstiegs-Feier in einem Restaurant organisiert.
„Die Spieler können machen, was sie wollen. Das ist mir scheißegal“, erklärte Manager Thomas Eichin im ZDF-Sportstudio. Neben Fritz, der als unermüdlicher Ankurbler und Ballverteiler die Richtung im Abstiegsendspiel gegen Eintracht Frankfurt vorgab, und Volksheld Claudio Pizarro standen zwei Spieler im Mittelpunkt der Ovationen, von denen jeder glaubte, er hätte das Tor zum 1:0-Sieg erzielt. Ein Treffer, der zwei Minuten vor dem Abpfiff das Stadion in ein Tollhaus verwandelte, Frankfurt in die Relegation beförderte und für Werder rund 40 Millionen Euro wert war.
„Das war mein wichtigstes Tor“, sagte Anthony Ujah. „Das war wirklich unglaublich“, fügte der eingewechselte Stürmer hinzu. Trainer Viktor Skrpinik hatte ihn nach einer Stunde, als der VfB Stuttgart in Wolfsburg 0:2 zurücklag, mit der Maßgabe auf den Platz geschickt, er solle Werder den Arsch retten. Gesagt, getan. Als Ujah eine Kopfball-Vorlage von Pizarro Richtung Tor weiterleitete, war der Ball drin. Der Angreifer rannte los, irgendwo hin, die Freude musste raus, und der Stadionsprecher verkündete den Ex-Kölner als Torschützen.
Erst in den Katakomben wurde Ujah klar, dass die DFL den Treffer offiziell Papy Djilobodji zugeschrieben hatte. Der Senegalese drückte den Ball als Letzter über die Linie. „Ich weiß nicht, ob es mein Tor war. Ich denke, es war ein fifty-fifty-Tor“, erklärte Djilobodji. Wie Ujah, der zuletzt häufig auf der Bank saß, waren die zurückliegenden Wochen nicht so einfach für die Chelsea-Leihgabe. Die unschöne Kopf-ab-Geste, die ihm eine Sperre und eine saftige Geldstrafe einbrachte, hatte für reichlich negative Schlagzeilen gesorgt.
Nun geht der Verteidiger als der Spieler in die Werder-Geschichte ein, der dem Club die erste Relegation erspart hat. „Wir haben nie daran gezweifelt, dass wir es nicht schaffen würden“, erklärte Trainer Skripnik. Auch der sonst so ruhig wirkende Coach zeigte ungewohnte Emotionen, als er nach dem Siegtor aufsprang und auf den Platz stürmte.
Skripnik hat das Werder-Team bereits zum zweiten Mal vor dem Bundesliga-Abstieg bewahrt. Dass es überhaupt zu einem Finale am letzten Spieltag kommen konnte, kann man ihm vorwerfen. Das gute Ende einer ziemlich vermurksten Saison heißt nicht, dass bei Werder alles gut ist. Die Trainerfrage - Skripnik hat noch einen Vertrag bis 2017 - bleibt deshalb trotz der Beteuerungen von Geschäftsführer Eichin ebenso ein Thema wie die Zusammenstellung des Kaders für die neue Saison.
Damit wollte sich Djilobodji am Tag der Rettung aber nicht befassen. „Ich kann nicht sagen, wo ich nächste Saison spiele. Jetzt kommen erstmal die Ferien“, sagte Werders Siegtorschütze.