VfL Wolfsburg vor kompletten Neuanfang - Naldo zum FC Schalke

Wolfsburg (dpa) - Nach einer bitteren Saison ohne Qualifikation für den Europapokal richtete Dieter Hecking schon wieder eine Kampfansage an den Rest der Liga.

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„Wir werden im kommenden Jahr ein sehr gutes Team haben und wieder angreifen“, sagte der Trainer des VfL Wolfsburg nach dem abschließenden 3:1 gegen den VfB Stuttgart, der damit zum zweiten Mal nach 1975 aus der Bundesliga absteigt.

Woher Hecking diese Zuversicht nimmt, sagte er nicht. Spätestens seit dem Sonntag ist klar: Der personelle Umbruch und damit die Herausforderungen für Trainer und Manager Klaus Allofs werden riesig sein. Einen Tag nach dem Saisonfinale gegen den VfB verkündete Konkurrent FC Schalke 04 die Verpflichtung von Wolfsburgs Abwehrchef Naldo. Der 33-Jährige - in der völlig verkorksten Saison deutlich stabilsters VfL-Profi - wechselt ablösefrei. Naldo wurde zum Schnäppchen, weil Wolfsburg sich nicht für den Europacup qualifiziert hatte und eine Weiterbeschäftigung neu verhandelt werden musste.

„Wir denken schon, dass wir Naldo ein großzügiges Angebot gemacht haben. Aber da mag es immer zwei Meinungen geben“, sagte Allofs am Sonntag dem „Kicker“. Es deutet sich an, dass die Niedersachsen nicht nur Problemfälle im Sommer abgeben, sondern noch weitere Leistungsträger verlieren. Selbst die Nationalspieler Julian Draxler und André Schürrle, die beide noch gültige langjährige Verträge haben, ließen am Samstag ihre Zukunft offen.

„Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Der Fokus lag auf dem Comeback und jetzt auf der Europameisterschaft“, erklärte etwa Draxler, der nach seiner Verletzungspause wieder im Kader stand. Zuletzt gab es Gerüchte um eine Rückkehr Draxlers zum FC Schalke. Von dort war der Weltmeister erst im vergangenen Sommer für rund 35 Millionen Euro gekommen. Beim VfL hat er einen Vertrag bis 2020.

Bereits am Pfingstmontag fliegen Draxler und Doppeltorschütze Schürrle (28./90.+4) erst einmal mit dem VfL nach China. Nur Ricardo Rodriguez (verletzt) und Luiz Gustavo (private Probleme) fehlen bei dem Trip und sind wahrscheinlich auch in der kommenden Saison nicht mehr dabei. Dass sich gehörig etwas verändern muss beim VfL, ist nach der verkorksten Saison zwangsläufig. Auf Pokalsieg und Vize-Meisterschaft folgte national der sportliche Absturz, die Niedersachsen beendeten die Spielzeit auf Rang acht.

„Mit dem Potenzial dieser Mannschaft müssen wir besser abschneiden. Das ist ärgerlich“, erklärte Manager Klaus Allofs. „Von einer guten Saison zu sprechen, das können wir vergessen. Da sind wir ganz klar enttäuscht“, bilanzierte Draxler. Das 3:1 (2:0) bezeichnete Draxler als „insgesamt versöhnlichen Abschluss“. Maximilian Arnold (11.) hatte den VfL früh in die Spur gebracht und auch Neuzugang Daniel Didavi, der am Samstag noch das VfB-Trikot trug, traf per Freistoß (78.). „Ich glaube, dass Daniel mehr kann als Freistöße schießen“, prophezeite Allofs, der zusammen mit Trainer Hecking im Sommer zudem eine mögliche Wachablösung im Tor moderieren muss.

Am Samstag stand erneut Koen Casteels im Wolfsburger Gehäuse. Der Belgier ist drauf und dran, den langjährigen Keeper und Kapitän Diego Benaglio abzulösen. „Wir sprechen über die Konstellation mit unseren Torhütern. Wenn Diego spielt, ist das gut. Wenn Koen spielt, ist das gut“, sagte der Manager und ergänzte: „Der Trainer macht sich Gedanken darüber.“ Vor allem Platzhirsch Benaglio scheint von der schleichenden Degradierung nicht begeistert zu sein. „Es ist keine schöne Situation, aber das sind die Spielregeln“, erklärte Allofs.