Bremer Zuckerbrot: Bekenntnis zu Dutt und Aufbauarbeit
Bremen (dpa) - In Bremen wird Robin Dutt schon mit Aad de Mos verglichen. Das ist kein Kompliment. Der niederländische Ex-Coach von Werder Bremen gilt als das größte Missverständnis überhaupt auf der Trainerbank des hanseatischen Fußball-Bundesligisten.
Seit dem üblen 1:5 gegen Borussia Dortmund, ist de Mos' Punkteschnitt nicht mehr der schlechteste aller Trainer der Werder-Historie. Seit Samstag liegt Dutt mit einem Pünktchen pro Spiel im Schnitt gleichauf am Ende der Trainerstatistik mit de Mos, der vor 18 Jahren nach nur einem halben Jahr vorzeitig gehen musste.
Dieses Schicksal droht Dutt noch nicht. „Robin Dutt steht bei mir überhaupt nicht zur Disposition. Auch nicht bei der Geschäftsführung und auch nicht beim Aufsichtsrat. Da sind wir uns absolut einig“, bekannte Eichin am Sonntag in der Sport1-Sendung „Doppelpass“.
Dabei hatte Eichin schon direkt nach dem spielerischen Offenbarungseid geahnt, was nun kommt: „Es wird in der kommenden Woche viel auf uns einprasseln.“ Kein Wunder: Werder steht nach nur einem Punkt aus drei Rückrundenspielen nur drei Zähler über den Abstiegsrängen. „Die Situation ist gefährlich“, bekannte Eichin immerhin.
So gefährlich, wie einst Anfang 1996. De Mos war im Sommer zuvor auf den noch heute in Bremen als „König Otto“ verehrten Rehhagel gefolgt und scheiterte. Die Parallele zu Dutt ist nicht zu übersehen. Der 49-Jährige übernahm im vergangenen Jahr nach einer ähnlichen Ära: 14 Jahre Thomas Schaaf. Viel geändert hat sich seit dem Sommer nicht. Werder ist mit 45 Gegentoren das zweitschlechteste Defensivteam der Liga. Dabei war Dutt angetreten, um genau dieses Manko zu beheben. „Das war ein Ziel. Dieses Ziel werden wir diese Saison nicht mehr erreichen“, räumte Dutt nun ein.
Dem gegenüber steht die an Harmlosigkeit kaum zu überbietende Offensive. Die einstige Tormaschinerie der Liga ist inzwischen in dieser Rubrik auch schon das drittschlechteste Team der Liga. Es wirkt wie Hohn, dass im Presseraum der Bremer noch immer ein jubelnder Claudio Pizarro in Übergröße grüßt. Nie wirkte dieses Bild des längst für den FC Bayern spielenden Torjägers mehr als ein Relikt aus längst vergangenen Tagen. „Der Champions-League-Gedanke und die Vergangenheit liegt immer noch über uns“, räumte Eichin ein.
Noch vor wenigen Tagen wurde er von Aufsichtsratschef Willi Lemke brüskiert, als der die Europa League als Ziel für die kommende Saison nannte. Die Gegenwart ist viel trister. „Wir müssen schleunigst Stabilität reinbekommen, sonst wird das in den nächsten Spielen sehr schwer“, stöhnte Eichin nach dem „Klassenunterschied“ gegen den BVB, der den Bremern schmerzhaft deutlich deren derzeitige Leistungsstärke offenbart hatte: „Wir stecken mitten im Abstiegskampf.“
Eichin war der einzige, der dies so deutlich bekannte. Vor allem die Spieler offenbarten eine eher eigenartige Sicht der Dinge. „Das Ergebnis tut weh, aber es war kein wehrloser Auftritt von uns. Wir waren über weite Strecken der ersten Halbzeit mit dem BVB auf Augenhöhe“, meinte Sebastian Prödl. Und Nils Petersen überraschte mit der Erkenntnis, dass der nächste Gegner - immerhin der Tabellenfünfte Borussia Mönchengladbach - „eher unser Gradmesser“ sei: „Mit der Einstellung und den Fans im Rücken bin ich zuversichtlich, dass wir gegen Gladbach was holen werden.“
Auch Dutt wollte da erstaunlicherweise nicht widersprechen. Nach der Peitsche in Form von Straftraining und deutlichen Worten nach dem 1:3 in Augsburg in der vergangenen Woche versucht es der Coach in der kommenden Woche nun mit dem Zuckerbrot. „Da muss der Trainer Ruhe ausstrahlen und intensiv mit dem Team arbeiten“, kündigte Dutt an. Diese intensive Arbeit bezeichnete er als „positive Aufbauarbeit“.