„Sahnetag“: Herthas Ra-Ra-Ramos „lässt Füße sprechen“
Berlin (dpa) - Am Tag nach seinem Galaauftritt gegen den Krisenclub HSV schlenderte Adrian Ramos als letzter Hertha-Profi zum Auslaufen auf den Trainingsplatz. Eine Strickmütze bedeckte seinen Kopf, sein Lächeln wirkte noch fröhlicher als sonst, nur sprechen wollte der Kolumbianer nicht.
„Er hat seine Füße sprechen lassen“, erklärte sein Trainer Jos Luhukay dafür. Zwei Tore, eine Vorbereitung - Ramos hat Aufsteiger Hertha BSC beim 3:0 in Hamburg zurück auf Hinrunden-Kurs gebracht und sich selbst noch mehr in den Fokus gestellt. Mit 14 Treffern führte er nach dem Samstag-Spiel allein die Bundesliga-Torjägerliste an.
Luhukay sah sein Team nach zwei Niederlagen zum Jahresstart in Hamburg zurück zur „Leichtigkeit“ der ersten Saisonhälfte. „Das war von uns ein sehr gelungenes Auswärtsspiel. Wir haben Entschlossenheit und Zielstrebigkeit bewiesen. Einige Spieler waren beeindruckend“, sagte der Niederländer zum ersten Hertha-Sieg beim HSV seit 13 Jahren und zählte Cigerci, van den Bergh, Allagui auf - und natürlich den doppelten Torschützen, der von den Berliner Fans als Ra-Ra-Ramos gefeiert wird. „Ich muss aufpassen, dass ich niemanden vergesse!“
Dass mit der gewachsenen Stärke seines Topstürmers auch immer mehr der Ramos-Abschied aus Berlin droht, darauf wollte der Macher der Berliner Aufschwungs nicht weiter eingehen. „Hoffentlich geht das noch lange, dass er uns Freude bereitet“, erklärte Luhukay nur kurz beim Sonntag-Training und stellte nochmals die „kollektive Gesamtleistung“ gegen den angeschlagenen Hamburger SV heraus: „Wir waren von der ersten bis zur 90. Minute fokussiert.“
Dennoch wird natürlich in der Hauptstadt weiter über Ramos und dessen sportliche Zukunft debattiert. „Adrian ist in einer ausgezeichneten Verfassung, da ist es klar, dass er die Aufmerksamkeit von Vielen auf sich zieht“, sagte Michael Preetz über den umworbenen Angreifer. Ramos registriere aber auch, „dass sich bei uns gerade etwas entwickelt“, ergänzte der Hertha-Manager: „Wir investieren alles, was in unseren Möglichkeiten steht, damit er in Berlin bleibt. Er ist unser Schlüsselspieler.“
Inzwischen ist über einen Transfer-Spezialisten von Sky-Italia, jenen Sender, der als erster den Wechsel von Startrainer Pep Guardiola zum FC Bayern vermeldet hatte, eine neue Zukunftsvision für Ramos auf den Markt. Für zehn Millionen Euro würde der 28-Jährige im Sommer zu Borussia Dortmund wechseln und beim BVB einen Fünf-Jahres-Vertrag bekommen. „Wenn es irgendwann einmal was zu sagen gibt, werden wir etwas sagen. Aber das ist im Moment noch weit hin“, erklärte Dortmunds Coach Jürgen Klopp am Wochenende zu dem Thema.
Die Borussia müsste sich mit Hertha auf eine Ablösesumme verständigen, will sie Ramos nach dieser Saison als Nachfolger des zu Bayern München abwandernden Robert Lewandowski verpflichten. Denn der Stürmer, der unbedingt zurück in die kolumbianische Nationalmannschaft und damit dann zur WM im Sommer in Brasilien will, hat in Berlin noch einen Vertrag bis 2015. Eine Einigung gibt es laut Preetz bisher nicht: „Nein, da ist noch nichts passiert.“