Bundesliga-Abstiegskampf ohne Ausreden - Derbystimmung
Düsseldorf (dpa) - In der Fußball-Bundesliga zählen keine Ausreden mehr. Vor allem für die immer noch neun Teams in der Abstiegszone nimmt im letzten Drittel der Saison der Erfolgsdruck dramatisch zu.
Am 23. Spieltag stehen die akut gefährdeten Mannschaften ausnahmslos vor hohen Hürden.
Kurios: In der Partie zwischen Hannover 96 gegen Schlusslicht VfB Stuttgart treffen die einzigen beiden in diesem Jahr noch sieglosen Teams aufeinander. Dagegen steigt am Sonntag (17.30 Uhr) das Duell der beiden einzigen in der Rückrunde noch ungeschlagenen Mannschaften von Werder Bremen und VfL Wolfsburg. „Eine Serie wird reißen“, rechnet Werder-Verteidiger Sebastian Prödl im spannenden Nordduell nicht mit einem Remis.
Auch im Ruhrgebiet herrscht Derbystimmung. Doch die Vorzeichen vor dem 146. Revier-Duell der Traditionsclubs Borussia Dortmund und Schalke 04 sind anders als in den vergangenen Jahren, als der BVB in der Tabelle meistens vor dem ungeliebten Nachbarn aus Gelsenkirchen stand. Diesmal reisen die Königsblauen als Vierter und zehn Punkten Vorsprung auf den BVB in den Signal Iduna Park.
„Die Menschen in der Region sind elektrisiert und freuen sich auf das Duell. Man wird an der Tankstelle angesprochen, oder beim Bäcker. Dieses Spiel ist einfach etwas ganz Besonderes“, beschrieb Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes den unvergleichlichen Reiz der Partie, die stets große Emotionen hervorruft. „Das Derby an sich ist Motivation genug“, betonte Höwedes. Auch Trainer Roberto Di Matteo, der hitzige Duelle vor allem aus seiner aktiven Zeit in Rom kennt, freut sich auf sein erstes Derby-Erlebnis im Ruhrgebiet: „Mannschaft, Fans und Verein fiebern dem Spiel seit Tagen entgegen.“
Sein Kollege Jürgen Klopp muss seine Elf, die nach der katastrophalen Hinrunde in der Liga zuletzt durch drei Siege wieder Fuß gefasst hat, nicht extra heiß machen. „Eine Zusatzmotivation braucht keiner von uns“, erklärte der BVB-Coach. „Es ist ein unglaublich wichtiges Spiel, auch vom Zeitpunkt her. Unsere Situation ist noch nicht geklärt.“ Heißt: Die Borussia braucht trotz der kleinen Erfolgsserie jeden Punkt, um sich so schnell wie möglich aller Abstiegssorgen zu entledigen. Klopp: „Wir wollen den Abstand nach hinten vergrößern und beschäftigen uns mit nichts anderem.“
Beim Tabellenletzten VfB Stuttgart versucht Trainer-Routinier Huub Stevens mit dem wachsenden Druck gelassen umzugehen. „Das ist nicht mein erstes Spiel in der Bundesliga. Ich weiß, was gefragt ist und was auf mich zukommt“, sagte der Niederländer vor dem eminent wichtigen Gastspiel in Hannover, wo Vorstandchef Martin Kind zu Trainer Tayfun Korkut steht. Von den Spielern erwartet Kind nun ein klares Aufbruchssignal. „Es ist für mich klar, dass jetzt vor unserem heimischen Publikum Antworten kommen müssen“, sagte er dem „Kicker“.
Auch für Hertha BSC wird es Zeit zu punkten, sonst rutscht das Hauptstadtteam auch unter dem neuen Trainer Pal Dardai weiter ab. „Es muss nicht schön aussehen, wir müssen gewinnen“, betonte Dardai vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg. Diese Partie und das Spiel sechs Tage später in Stuttgart werden für den Tabellen-17. die Richtung vorgeben. „Wenn du vier Punkte holst, sieht es gut aus, du bist aber noch nicht gerettet. Wenn es anders kommt, ist die Saison auch noch nicht zu Ende“, meinte der Nachfolger von Jos Luhukay.
In ähnlich gefährlicher Lage befinden sich die Clubs aus Freiburg und Paderborn. Beide müssen schwere Auswärtsaufgaben bei den unter der Woche noch international beanspruchten Spitzenteams aus Leverkusen und Mönchengladbach bewältigen. Doch die haben im Kampf um die abermalige Europacup-Qualifikation nichts zu verschenken. „Das wichtigste ist jetzt, wieder Frische reinzubekommen. Damit wir am Sonntag gegen Paderborn einen Dreier holen, um oben dranzubleiben“, sagte Gladbachs Kapitän Martin Stranzl.