Bundesliga-Serie: FSV Mainz 05 FSV Mainz 05: Karnevals-Hochburg geht in die elfte Bundesliga-Saison in Serie
Mainz · Der FSV Mainz 05 entwickelt sich sportlich, investiert wie lange nicht – die Fans aber strömen nicht wie erhofft ins Stadion.
Mainz 05 geht in seine elfte Bundesliga-Saison in Folge, die 14. insgesamt. Doch in der Karnevalshochburg stellen sie lieber die närrische Zahl elf in den Vordergrund. Die Rheinhessen setzen weiter auf Kontinuität: „Ich bin kein Reisender, mich muss keiner aufhalten. Ich bleibe in Mainz.“ Mit klaren Worten bekannte sich Sportvorstand Rouven Schröder zu den Nullfünfern sowie seinem bis 2022 laufenden Vertrag und erteilte damit einem Angebot von Borussia Mönchengladbach und Freund Max Eberl eine Absage. Trainer Sandro Schwarz geht in seine dritte Saison.
Wie tickt Trainer Sandro Schwarz?
Seine ersten zwei Jahre auf der Trainerbank fanden außerhalb des Mainzer Fußballkosmos relativ wenig Aufmerksamkeit. Doch in diesem Sommer sorgte Schwarz in zweifacher Hinsicht für Aufsehen. Zum einen war er Schirmherr der „Sommerschwüle“, dem Mainzer Pendant zum Christopher Street Day, und setzte dort in seiner Rede mit den Worten „wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass Rassismus, Sexismus und Homophobie leider noch immer in den Stadien präsent sind“ ein deutliches Zeichen für Toleranz, Liberalismus und Menschlichkeit. Das untermauerte Schwarz wenig später bei einem Testspiel gegen eine Regionalauswahl, als er rassistische Äußerungen auf der Tribüne mitbekam, diese Anhänger zur Rede stellte und damit für Ruhe auf den Plätzen sorgte.
Was zeichnet die Transferpolitik der Mainzer aus?
Sportvorstand Rouven Schröder hat in den letzten Jahren ein gutes Gespür für Zugänge bewiesen – wie zuvor auch schon sein Vorgänger Christian Heidel. Insbesondere nach Frankreich hat der 43-Jährige gute Kontakte: Abdou Diallo, Jean-Philippe Gbamin, Moussa Niakhaté und in dieser Saison Rechtsverteidiger Ronael Pierre-Gabriel aus Monaco. Allesamt junge, hungrige Spieler, die sich bislang ohne viel Anlauf und Eingewöhnungszeit in der Bundesliga etablierten. Das hat sich herumgesprochen. Nicht zuletzt kam Pierre-Gabriel auf explizite Empfehlung Diallos an den Rhein. Zudem wirtschaftet Schröder umsichtig, erzielte in den vergangenen beiden Jahren satte Transferüberschüsse.
Was ist die wichtigste Personalentscheidung des Sommers?
Schröders seriöse Herangehensweise führt auch dazu, dass die Suche nach einem Innenverteidiger stockt, weil bislang lediglich der Abgang von Stürmer Anthony Ujah Geld in die Kassen spülte und die Verpflichtungen von Edimilson Fernandes, dem bisher nur ausgeliehenen Aarón Martin und Pierre-Gabriel fast 20 Millionen Euro verschlungen haben. Die weitere Transferplanung steht und fällt mit einem möglichen Abgang von Defensivmann Jean-Philippe Gbamin, dessen Marktwert derzeit 28 Millionen Euro beträgt und der vor allem in der Premier League heiß begehrt sein soll – zu einer Einigung kam es aber bislang nicht.
Wer ist die Identifikationsfigur?
Mainz 05 hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu einem Ausbildungsverein entwickelt, was aber auch dazu führt, dass es an treuen Spielern der Kategorie Wache, Thurk – der künftig als Co-Trainer von Schwarz fungieren wird – oder Noveski mangelt. Mit Niko Bungert wurde eine Identifikationsfigur im Sommer emotional in Richtung Karriereende verabschiedet. Einer, der mit kurzen Unterbrechungen seit 2008 in Mainz spielt und sich voll mit Verein und Umfeld identifiziert ist Kapitän Stefan Bell. Der erlebte aber eine mehr als durchwachsene Rückrunde und verlor seinen Stammplatz. Dass der 27-Jährige aber nicht das Weite sucht („Dafür bin ich zu sehr Sportler.“), ist im schnelllebigen Geschäft Profifußball eher eine positive Seltenheit.
Wo drückt der Schuh am meisten?
Das Faninteresse – 33 305 Zuschauer gehen in die Opel-Arena. In der letzten Saison konnte nur gegen Bayern und Dortmund „ausverkauft“ vermeldet werden. Der Zuschauerschnitt sinkt seit drei Jahren kontinuierlich, ist mittlerweile bei 26 287 angekommen. Eine Trendwende ist nicht absehbar, obwohl der Verein mit Sonderaktionen für Studenten, ermäßigten Dauerkarten für jüngere Fans sowie seit dieser Saison mit der neuen Elfer-Karte für Heimspiele im elften Jahr (ausgenommen Bayern und Dortmund) vieles versucht, um den Schnitt anzuheben.