BVB-Chef Watzke fordert Knast für randalierende Fans
Düsseldorf (dpa) - Fußball-Krawallmacher sollen unverzüglich für kurze Zeit in den Knast. Diese Forderung erhebt Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
„Wir müssen uns klar werden, dass der Fußball nicht alle gesellschaftlichen Probleme lösen kann“, sagte er der „Sport-Bild“ vor dem brisanten Revierderby am kommenden Dienstag gegen den FC Schalke 04.
Die Vereine könnten nur die Symptome lindern. Deshalb sollten Leute, „die sich im Stadion danebenbenehmen, auch mal ein paar Tage sitzen“. Sie würden folgerichtig am Arbeitsplatz fehlen, müssten sich ihrem Chef gegenüber verantworten und hätten nicht die Chance, am nächsten Tag ihren potenziellen Opfern schon wieder beim Bäcker zu begegnen. „Solange sich das nicht ändert und nur Worthülsen und Aktionismus an den Tag gelegt werden, sind wir ein wenig hilflos.“ Die Clubs könnten dies nicht ändern, „dafür ist der Gesetzgeber zuständig“.
Juristisch ist das allerdings problematisch, da nur ein Richter ein rechtskräftiges Urteil sprechen kann. Es müssten Schnellgerichte eingerichtet werden. Bei der WM 2010 gab es solche Gerichte an den Spielorten. Ebenso bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine, die unmittelbar Geld- und Bewährungsstrafen verhängten.
„Eine zeitnahe angemessene Bestrafung von Kriminellen wäre grundsätzlich zu begrüßen. Deshalb liegt zukünftig der Schwerpunkt auf einer täterorientierten Ermittlung“, sagte Andreas Rettig, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL). Die Einrichtung von Schnellgerichten würde Bayer Leverkusen begrüßen. „Gut wäre, wenn zeitnah am Montag nach einem Spieltag über Vergehen in Stadien entschieden würde“, sagte Geschäftsführer Michael Schade. „Damit würde die Abschreckung größer werden, als wenn ein Urteil erst nach drei bis sechs Monaten getroffen wird und alles vergessen ist.“
Die Koordinierungsstelle Fanprojekte (KOS) bei der Deutschen Sportjugend lehnt dies ab. „Wir sehen die gesetzlichen Grundlagen für den Umgang mit Straftätern im Fußball als ausreichend an“, erklärte KOS-Leiter Michael Gabriel. „Wir sind schon ein bisschen irritiert, dass jetzt aus dem Fußball heraus, der ähnlich kurzfristig gedachte Forderungen in der Vergangenheit stets abgelehnt hat, so populistisch eine Strafverschärfung gefordert wird.“
Auf eine Doppelstrategie setzt Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger. „Mir ist der Dialog mit den friedlichen Fans wichtig. Die Fankultur wird von Straftätern missbraucht, die die Anonymität der Masse in und außerhalb der Stadien ausnutzen“, erklärte er auf dpa-Anfrage. „Jeder Gewalttäter muss aber schnellstmöglich identifiziert und hinter Schloss und Riegel gebracht werden. Er soll spüren, dass die Polizei ihm bundesweit auf den Füßen steht.“
Eine konsequente Strafverfolgung von Gewalttätern bei Fußballspielen ist das Ziel des geplanten bundesweiten Intensivtäterkonzepts. „Wir konzentrieren uns auf die wenigen Rädelsführer. Das sind diejenigen, die Massenprügeleien organisieren und zu Gewalt anstiften“, sagte Jäger. Die Ermittlungen dieser Täter müssten an einer Stelle gebündelt werden. „Informationen und Beweise sollen ebenfalls hier zusammengeführt werden. So machen wir die Strafverfolgung rund um den Fußball schlagkräftiger.“
DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock glaubt, dass schon viel passiert ist. „Ich glaube, wir haben schon relativ viel Ruhe reingebracht“, sagte er im „Sky inside Report“. „Und ich bin optimistisch, dass wir das Ganze Schritt für Schritt in den Griff bekommen.“
Schließlich gibt es zahlreiche Maßnahmen auch der Bundesliga-Clubs. „Zündler sollen zahlen“ - so lautet das Credo von Martin Kind. Der Clubchef von Hannover 96 hat diese Vorgabe bereits mehrfach umgesetzt und dabei Teilerfolge erzielt. Strafen, die der Verein für Pyrotechnik-Aktionen seiner Anhänger zahlen muss, wurden an die Verursacher weitergereicht. Insgesamt 15 000 Euro sollte der Verein wegen eines Bengalo-Wurfes und eines Flitzers beim Europapokal-Spiel in Kopenhagen an die UEFA zahlen. Immerhin 8500 Euro holte sich Hannover 96 im Januar vor Gericht von den beiden Männern zurück.
Um die Täter zu ermitteln, haben Hannover 96 und andere Clubs viel Geld in die Überwachungstechnik im Stadion investiert. Auch eine Erhöhung der Eintrittspreise im Fan-Block wurde als mögliche Maßnahme diskutiert. Werder Bremen reagierte auf die Zwischenfälle beim Nord-Duell gegen den HSV und hat unter anderem Choreographien verboten. Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies hat angeregt, personalisierte Tickets einzuführen, wie es sie in England und Italien seit Jahren gibt. „Ich sehe darin einen Lösungsansatz, um Gewalttäter auszugrenzen“, sagte er in der „Sport-Bild“.