Ausgerechnet in Leverkusen BVB-Coach Bosz spürt „natürlich Druck“

Dortmund (dpa) - Im Sommer war Peter Bosz die heißeste Aktie auf dem deutschen Trainermarkt. Schalke 04, das vom Bosz-Team Ajax Amsterdam in der Europa League vorgeführt worden war, soll den Niederländer auf dem Zettel gehabt haben.

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Bei Bayer Leverkusen soll er sogar der Top-Kandidat gewesen sein.

Doch Bosz entschied sich für Borussia Dortmund. Ob er sich schon einmal die Frage gestellt hat, dass die Entscheidung möglicherweise falsch gewesen sein könnte, ist nicht bekannt. Klar ist nur: Die Bosz-Mission könnte nach furiosem Start ausgerechnet in Leverkusen enden. Seine große und vielleicht einzige Chance in der Bundesliga hätte er dann vergeben.

In der Öffentlichkeit wird jedenfalls schon über den Nachfolger seines Nachfolgers diskutiert. Doch vor seinem persönlichen „Endspiel“ am Samstag bei Bayer (15.30 Uhr) bemühte sich Bosz um Gelassenheit. „Natürlich ist jetzt Druck da“, sagte er - und relativierte seine Aussage gleich wieder: „Ich habe bei kleineren Vereinen angefangen und dort auch mal gegen den Abstieg gespielt. Das war schlimmer für mich. Da ging es direkt um Existenzen, um viele Arbeitsplätze im Verein.“

Schlimmer geht's immer. Dennoch steht für Bosz in Leverkusen einiges auf dem Spiel. Nach sechs Ligapartien ohne Sieg und dem Sturz von der Tabellenspitze auf Rang fünf muss ausgerechnet bei der am längsten ungeschlagenen Mannschaft der Liga die Wende gelingen. Sonst wird Bosz wohl beurlaubt. Dass schon am Mittwoch bei Real Madrid das nächste Spiel ansteht, könnte ihm eine weitere Schonfrist einbringen. Dass das definitiv letzte Champions-League-Spiel des BVB in dieser Saison zum Rettungsanker wird, darf aber bezweifelt werden.

Denn während Bayers Trend unter dem stattdessen verpflichteten Heiko Herrlich mit acht Spielen ohne Niederlagen deutlich nach oben zeigt, stürzte der BVB nach dem Sturm an die Tabellenspitze im September gnadenlos ab. In einer Tabelle der vergangenen sechs Spieltage ist Dortmund mit zwei Punkten Vorletzter vor dem 1. FC Köln (1).

Die klare Ansage von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf der Jahreshauptversammlung, Bosz solle „alles auf den Prüfstand stellen und jeden Stein umdrehen“, hat er nach eigener Aussage befolgt. „Natürlich„, antwortete Bosz auf eine entsprechende Frage: „Wir haben sehr direkt miteinander gesprochen.“ Nur über die Erkenntnisse wollte er nicht sprechen: „Sie verstehen das sicher.“

Überhaupt wollte sich der 54-Jährige in dieser Woche nicht in die Karten schauen lassen. Zwischen den Zaunstäben am Trainingsgelände in Brackel wurden Plastikverkleidungen angebracht, die vor neugierigen Blicken schützen sollten. Nach dem „Schock“ (Bosz) der gefühlten Niederlage beim 4:4 im Derby gegen Schalke 04 nach 4:0-Führung sollte nichts und niemand die konzentrierte Arbeit stören.

Letztendlich zählen aber nur Ergebnisse. Die direkte Qualifikation für die Champions League hat Watzke unmissverständlich als Ziel ausgegeben: „Daran wird nicht gerüttelt.“ Für den Fall einer Bosz-Entlassung werden schon Übergangslösungen mit Armin Veh, Horst Hrubesch oder Ex-BVB-Kapitän Sebastian Kehl sowie langfristige Lösungen wie Julian Nagelsmann oder Hannes Wolf gehandelt.