Ex-Club FC Köln BVB-Coach Stöger: „Froh, dass das Spiel vorbei ist“

Köln (dpa) - So ein Abend gespielter Normalität kann ganz schön anstrengend sein. Peter Stöger wirkte ausgelaugt, als habe er selbst 90 Minuten plus Verlängerung gespielt.

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„Ich komme immer gerne hierher, aber heute war es schwierig“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem 3:2 (1:0)-Sieg bei seiner alten Liebe 1. FC Köln mit brüchiger Stimme: „Und ich bin froh, dass das Spiel vorbei ist.“

Den ganzen Abend über hatten sich sowohl Stöger als auch alle Kölner Mühe gegeben, das „ganz besondere“ Spiel so normal wie möglich erscheinen zu lassen. Und die Rückkehr des Österreichers in die Kölner Arena, von der er weiterhin nur 500 Meter entfernt wohnt, so nebensächlich wie möglich. Stadionsprecher Michael Trippel hatte Stöger so vorgestellt wie jeden anderen gegnerischen Trainer. Die Fans pfiffen, vernehmbar, aber nicht zu extatisch. Es gab keine Plakate, keine Fangesänge, keine besonderen Gesten.

Nach dem Schlusspfiff, der den erlösenden Sieg des BVB in einem packenden Spiel besiegelte, jubelte Stöger nicht. Er klatschte artig jeden ab und ging sofort in die Kabine, wo er sich erst einmal sammeln musste. „Das war kein Spiel für schwache Nerven“, sagte er. Und sprach sicher nicht nur von der außergewöhnlichen Dramaturgie.

Zweimal hatten die Dortmunder durch den erst zwei Tage zuvor vom FC Chelsea geliehenen Aubameyang-Nachfolger Michy Batshuayi geführt (35./62. Minute), zweimal hatten die Kölner durch Simon Zoller (60.) und Jorge Meré (69.) ausgeglichen. Ehe ausgerechnet der zuletzt so enttäuschende Weltmeister André Schürrle mit seinem ersten Saisontor (84.) den ersten Dortmunder Sieg im Jahr 2018 sicherte. Und kurioserweise den ersten Sieg Stögers in einem Bundesliga-Spiel in Köln seit dem 20. Mai 2017 - mit dem FC hatte er es danach sieben Mal vergeblich versucht und sechs Mal verloren.

Für den FC sollte Stöger einst der „kölsche Wenger“ werden, also am liebsten 20 Jahre in der Domstadt arbeiten. Die historisch schlechteste Bilanz nach 14 Spieltagen sorgte für die für alle Seiten schmerzhafte Trennung. Im Vorfeld des Spiels hatte Stöger seine Verbitterung nur mühsam verbergen können.

In einem Interview mit dem „Express“ ließ er seine Enttäuschung über das Verhältnis zur Vereinsführung durchblicken, ebenso wie seinen Ärger über Nachfolger Stefan Ruthenbeck. Dieser hatte die feststehende Trennung Stögers unfreiwillig, aber doch unvorsichtig an die Öffentlichkeit gebracht. Auf einen Anruf Ruthenbecks nach der Amtsübernahme hatte Stöger nicht reagiert.

Die Beschäftigung mit und die Fragen nach all diesen Nebenschauplätzen „haben bei mir viel Platz eingenommen in den nächsten Tagen“, sagte der Österreicher. Triumphieren wollte er aus Respekts-Gründen aber nicht. Denn zu vielen FC- Spielern pflegt Stöger noch ein ausgezeichnetes Verhältnis. „Aber auch mit denen hatte ich in den letzten Tagen keinen Kontakt. Weil es einfach nicht gepasst hätte.“

Nun hat Stöger das Transfer-Theater um Pierre-Emerick Aubameyang hinter sich gelassen - und das emotional vielleicht schwerste Spiel seiner Karriere auch. Nun kann er sich auf seine Hauptaufgabe konzentrieren: Den BVB in die Champions League führen. Unabhängig davon, ob er dann in der nächsten Saison noch dabei sein wird.

Den Kölnern wünschte er zum Abschied alles Gute. „So spielt kein Absteiger“, sagte er, bewusst und fast ein wenig beschämt über die schwere Hypothek, die er nach vier erfolgreichen Jahren hinterlassen hat: „Sie hatten ja leider einiges aufzuholen. Es ist immer noch ein schwerer Gang. Aber sie können es schaffen.“