BVB: Mario Götze steckt sich hohe Ziele
Bad Ragaz (dpa). Borussia Dortmunds Jungstar Mario Götze bevorzugt auf dem Fußballplatz die mutige Offensive, vor Kameras und Mikrofonen dagegen die vornehme Zurückhaltung. Das wachsende Medieninteresse bereitet Götze mehr Probleme als die gestiegenen sportlichen Ansprüche seines Trainers.
In den schweren Sesseln eines noblen Hotels in Bad Ragaz, wo Borussia Dortmund derzeit logiert, wägt der Professorensohn jedes Wort sorgsam ab. Daran hat auch sein Aufstieg zum Shooting-Star der Bundesliga und zum Nationalspieler nichts geändert. Nur für einen kurzen Moment wagt er sich aus der verbale Deckung: „Vielleicht muss ich auf dem Platz ab und an auch ein bisschen egoistischer werden.“
Für den 19 Jahre alten Götze steht das Ende seiner Lehrjahre an. Vor der zweiten Saison als Stammkraft des deutschen Meisters hat er sich große Ziele gesetzt. Mit guten Leistungen will er sich bei Bundestrainer Joachim Löw für einen Platz im EM-Kader empfehlen und seinem Verein zu einem Spitzenplatz in der Bundesliga verhelfen. „Ich würde es mir auf jeden Fall wünschen, dass ich zur EM mitfahren kann. Aber wenn sich der Bundestrainer anders entscheiden würde, wird er seine Gründe haben“, kommentierte Götze gewohnt diplomatisch.
Die Chancen stehen gut, dass die Wünsche in Erfüllung gehen. Schließlich wird Götze als größtes Talent im deutschen Fußball seit Jahren gehandelt und passt bestens in das Anforderungsprofil von Löw. Sorgen, dass ihm mit zunehmendem Alter die jugendliche Unbekümmertheit auf dem Rasen verloren gehen könnte, hegt er keine: „Warum sollte ich nervös werden. Ich weiß um meine Stärken - genau wie um meine Schwächen. An meinem linken Fuß, am Kopfballspiel und am Torabschluss muss ich arbeiten.“
Nicht nur im Nationalteam bekommt es Götze mit hochkarätiger Konkurrenz zu tun. Auch im Club ist der Kampf um einen Stammplatz deutlich schwieriger geworden. Neuzugänge wie Ivan Perisic, Ilkay Gündogan, Moritz Leitner und die Rückkehr des von einem Fußbruch genesenen Japaners Shinji Kagawa sorgen gerade im BVB-Mittelfeld für dichtes Gedränge. „Wir haben gute Verstärkungen bekommen und der Konkurrenzkampf ist größer geworden. Das werden wir bald in jedem Training und jedem Spiel zu spüren bekommen“, sagte Götze.
Ihm kommt zugute, dass er vielseitig einsetzbar ist. In der Meistersaison kam er sowohl im rechten und linken Mittelfeld, als auch auf der klassischen 10er Position und als Doppelsechser zum Einsatz. Am wohlsten fühlt er sich nach eigenem Bekunden jedoch in der Rolle als Spielmacher. Doch dieser Job scheint vorerst an Kagawa vergeben, der sich im Trainingslager vor idyllischer Schweizer Bergkulisse in glänzender Spiellaune präsentiert.
Längst hat sich auch außerhalb der Bundesliga rumgesprochen, über welch außergewöhnliches Talent der BVB verfügt. Mehrfach wurde Götze in spanischen und englischen Medien als Neuzugang großer Clubs gehandelt. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erklärte ihn bereits vor Wochen für unverkäuflich: „Den geben wir nicht für mehrere Ölfelder her.“
Bei allem Verständnis für die Entscheidung seines einstigen Teamkollegen Nuri Sahin, zu den „Königlichen“ aus Madrid zu wechseln, sieht Götze seine Zukunft mittelfristig beim BVB: „Momentan konzentriere ich mich auf Dortmund und habe meinen Vertrag noch eine Weile zu erfüllen. Aber wer weiß, vielleicht stelle ich mich irgendwann einmal der Herausforderung und wechsle ins Ausland.“