BVB-Newcomer Durm: Über Handball zum Fußball
La Manga (dpa) - Im Trainingslager von Borussia Dortmund war vom Gewinner der ersten Saisonhälfte bisher kaum etwas zu sehen. Abseits der Mannschaft absolvierte Erik Durm, der den verletzten Fußball-Nationalspieler Marcel Schmelzer so vortrefflich vertreten hatte, Individualeinheiten.
„Ich war sechs Tage richtig krank und lag im Bett“, sagte der 21-jährige Bundesliga-Jungprofi, der eine Grippe mit 40 Grad Fieber auskurieren musste, der Nachrichtenagentur dpa.
Der gelernte Stürmer Durm rückte in den Fokus von BVB-Trainer Jürgen Klopp, weil Linksverteidiger Schmelzer ausfiel. „Der Trainer hat gesagt, dass auf der Position die Ausdauer und Schnelligkeit sehr wichtig sind und ich immer am Mann bleiben soll“, sagte Durm zu dem Moment, als Klopp ihn im vergangenen Sommer mit der Möglichkeit einer Umschulung konfrontierte. Der Nachwuchsmann ließ sich nicht lange bitten. Viel gelernt habe er im Studium der Videos von Lukasz Piszczek und Schmelzer, die ihre Position „perfekt“ ausüben würden.
Gerade ausgelernt, trat für Rechtsfuß Durm schon der Ernstfall ein. 13 Bundesliga-Einsätze, neun über die volle Distanz, dazu dreimal Vollzeit in der Champions League und zweimal im DFB-Pokal. „Ich habe jede Minute genossen“, sagte er. Sein Vater zeichnet jedes Spiel auf, das erste in der Königsklasse gegen Olympique Marseille (3:0) wird nie gelöscht.
Dabei sollte er zunächst wie der Vater Handballer werden. Aber als Fünfjähriger entschied er sich für den Fußball. Im Teenager-Alter landete er beim FSV Mainz 05. Dort bot man ihm 2012 einen langfristigen Vertrag an - er entschied sich aber für den BVB. „Man muss nicht immer den einfachsten Weg gehen“, sagte er.
Unverbraucht, höflich, leise und überlegt - ein wohlerzogener junger Mann. Das große Tattoo an seinem Unterarm, ein Kreuz, wirkt da fast wie ein Fremdkörper. „Es hat etwas mit Familie, Glück und Gesundheit zu tun. Ich bin meiner Familie dankbar, ohne sie hätte ich das nicht geschafft“, sagte Durm, der sich auch mal auf der E-Gitarre an Deep Purple versuchte. „Ich glaube, dass außer 'Smoke on the Water' nichts mehr geht. Das sind aber nur drei Griffe, die kann ich dann doch noch“, erzählte er. Die Gitarre habe er vor einem Jahr signiert und an einen Freund seines Vaters verkauft.
Richtig rocken lässt es Durm nun auf dem Platz. Allerdings muss der U 21-Nationalspieler dem genesenen Marcel Schmelzer weichen. Für Durm kein Grund, aufzumucken: „Er hat die Nase ganz weit vorne. Ich bin seit vier Monaten dabei und werde keine Ansprüche stellen.“