Torhüter-Gerangel in der Bundesliga: Kampf um die „1“
Frankfurt/Main (dpa) - Der Arbeitsplatz, den es sauber zu halten gilt, ist keine 18 Quadratmeter groß. Und es gibt nur 18 Stellen in der Bundesliga für Stammtorhüter. Kein Wunder, dass das Gedränge um den begehrten Platz zwischen den Pfosten besonders stark ist.
Knapp zwei Wochen vor dem Rückrundenauftakt ist bei einigen Vereinen nicht klar, wer die Nummer 1 wird. In Mainz kämpfen mit Neuzugang Dario Kresic, Nachwuchskeeper Loris Karius und Routinier Christian Wetklo gleich drei Schlussmänner um das Vertrauen von Trainer Thomas Tuchel.
Bei Schalke hingegen ist nach der immer wiederkehrenden Debatte um Timo Hildebrand etwas Ruhe eingekehrt: Nach dem 3:2-Testspielsieg gegen Eintracht Frankfurt hat Chefcoach Jens Keller nochmal auf die letzten Hinrundenspiele von Ralf Fährmann verwiesen und sich praktisch festgelegt: „Ralf hat das sehr gut gemacht. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er auch in die Rückrunde geht.“
Verletzungssorgen auf der Schlüsselposition plagen den Hamburger SV und Hertha BSC: Nationalkeeper René Adler wird von einer Kapselverletzung im Knöchel geplagt und steigt wohl erst in zwei Wochen ins Mannschaftstraining ein. Solange steht Ersatzmann Jaroslav Drobny im Tor. Das Trainingslager der Berliner in Belek glich gar einem Krankenlager für Torhüter: Stammkraft Thomas Kraft laboriert an einer leichten Sprunggelenk-Verletzung, Neuling Rune Jarstein klagte über Schmerzen im Oberschenkel. Ersatzkeeper Marius Gersbeck, der den sensationellen 2:1-Sieg in Dortmund festgehalten hatte, leidet unter einer Knieverletzung.
Bei Werder Bremen tobt derweil der Kampf um die Nummer 1. Bleibt Raphael Wolf im Tor oder kehrt der zuletzt degradierte Sebastian Mielitz zurück? In der Vorbereitung im spanischen Jerez de la Frontera werden die Karten von Trainer Robin Dutt neu gemischt: Jedes Training, jedes Testspiel zählt. Mittlerweile spielt sich der Zweikampf nicht nur auf dem Platz ab, auch verbal werben beide Keeper für sich. „Im Moment fällt mir nichts ein, was gegen mich spricht. Ich glaube, dass ich im Spiel Ruhe ausstrahle und der Mannschaft Sicherheit geben kann“, sagte Wolf. „Für mich spricht die Erfahrung. Wegen mir hat Werder mit Tim Wiese einen Nationaltorhüter ziehen lassen“, erklärte dagegen Mielitz.
Über 50 Spiele lang hatte Mielitz die Möglichkeit, seine Kritiker zu überzeugen. Geschafft hat es der 24-Jährige zu selten. Nach zwei schweren Patzern bei der 2:3-Niederlage gegen Mainz nahm ihn Dutt Ende November raus. „Wir hatten alle den Eindruck, dass Sebastian einfach mal Zeit und Ruhe braucht“, sagte er damals. Geht es nach Mielitz selbst, hat die Auszeit gefruchtet: „Ich bin mental topfit.“
Nicht mit verbalen Spitzen, sondern mit Anstand tragen Jens Grahl (25) und Koen Casteels (21) in Hoffenheim ihren Konkurrenzkampf aus. Die beiden teilten sich im Trainingslager in Spanien sogar ein Zimmer, während der längst ausgemusterte Ex-Nationaltorwart Tim Wiese zu Hause Einzeltraining absolvierte. „Wir sehen den Konkurrenzkampf nicht so verbissen. Wir haben uns vorher gut verstanden, und daran hat sich nichts geändert“, erklärte Grahl.
Für Trainer Markus Gisdol fangen die Torhüter - bis auf Wiese natürlich - „bei null“ an. Casteels war stark in die Saison gestartet, rückte sogar in den Kader von WM-Teilnehmer Belgien, ließ dann aber stark nach. Nach seinem Patzer beim 4:4 gegen Bremen durfte beim Pokalsieg auf Schalke Grahl ran - und blieb für die restlichen drei Hinrunden-Spiele im Tor.
Beim FSV Mainz 05 ist Heinz Müller ins Regionalliga-Team verbannt worden, Karius hat aber mit dem kroatischen Nationalkeeper Kresic einen neuen Rivalen erhalten. „Dario tritt in den Konkurrenzkampf mit Loris Karius und Christian Wetklo“, erklärte Chefcoach Tuchel. „Ich bin jetzt nicht sonderlich nervös“, sagte der 20-jährige Karius am Montag im Sportmagazin „Kicker“ zum Kresic-Transfer. „Es ist offen, aber ich habe nicht die schlechtesten Karten.“