BVB-Rückschlag als Werbung für ein „geiles Endspiel“
Wolfsburg (dpa) - Sehr schnell waren die Fans von Borussia Dortmund schon zwei Wochen weiter. „Scheißegal, scheißegal - wir gewinnen den Pokal“, sangen die BVB-Anhänger nach der 1:2-Niederlage beim VfL Wolfsburg.
Die verpatzte Generalprobe für das Pokal-Finale hakten die mitgereisten Zuschauer schnell ab. Anders als Jürgen Klopp, der in seinem drittletzten Spiel als Coach des Dortmunder Fußball-Bundesligisten mal wieder über den Schiedsrichter schimpfte.
Immerhin kam auch Klopp später zu der Auffassung: „Das wird ein geiles Finale.“ Was sich bei seinem Wolfsburger Kollegen Dieter Hecking fast wortgleich so anhörte: „Wenn das der Vorgeschmack auf das Pokalfinale war, wird es ein geiles Endspiel.“
In der Tat boten beide Teams erstklassigen Fußball mit höchstem Tempo. Auch Sport-Liebhaber, die weder zur einen noch zur anderen Mannschaft tendieren, dürfen sich im Wiederholungsfall am 30. Mai in Berlin auf ein Endspiel mit hohem Unterhaltungswert freuen. Zuvor haben die Dortmunder aber noch in der Liga eine Art Endspiel um einen Europa-League-Platz gegen Werder Bremen.
Klopps Laune („Es fühlt sich scheiße an“) war trotz der Aussicht auf ein tolles Finale schlecht: „Wenn wir einen Punkt gemacht hätten, würde es mir gefühlte 800 Prozent besser gehen.“ Was aus seiner Sicht vor allem an Referee Marco Fritz lag, mit dem er nach dem Schlusspfiff heftig diskutierte. „Der Schiedsrichter hat ein überragendes Spiel gemacht, aber in drei Situationen daneben gelegen“, lästerte der BVB-Coach und fügte sarkastisch an: „Das ist eine relativ gute Quote.“
Statt auf den Schiedsrichter hätte Klopp nach der Partie auch wütend auf seine Spieler zulaufen können. Vor allem auf Ilkay Gündogan, der mit seinem frühen Fehler den vierten Gegentreffer vorbereitete, den der BVB in dieser Saison in der ersten Minute kassierte.
Die Dortmunder leiden unter einer ungewöhnlichen Form von Schlafmützigkeit, die in diesem Fall Daniel Caligiuri (1.) nutzte. „Ich kann es mir doch auch nicht erklären“, stöhnte Sebastian Kehl: „Eigentlich ist es unerklärlich.“ Nach dem Ausgleich von Pierre-Emerick Aubameyang (11.) per Foulelfmeter kassierte Dortmund kurz nach Wiederanpfiff den Treffer von Naldo (49.), bei dem nicht nur Klopp passives Abseits gesehen hatte.
Auch der Borussen-Coach klagte über die „behämmerte Anfangsminute“ seines Teams und kam zu einem unerfreulichen Fazit: „Viel Aufwand für nichts - da haben wir relativ viel Übung drin dieses Jahr.“ Viel Aufwand betrieb auch der Gegner, nur spiele der VfL dabei zielstrebiger und erarbeitete sich mehr Torchancen.
Hätte allein Bas Dost seine Möglichkeiten genutzt, wäre die Generalprobe fürs Finale für die Dortmunder wohl ein Debakel geworden. Der Niederländer verpatzte die Vorlagen des überragenden Kevin De Bruyne, den die Borussen überhaupt nicht in den Griff bekamen. Eine Taktik, wie sie den Belgier stoppen wollen, war beim BVB nicht zu erkennen.
Nicht nur deshalb konnte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs zurecht feststellen: „In der Wahrnehmung draußen sind die Dortmunder leichter Favorit, aber das haben wir ein bisschen zurechtgerückt.“ Die Fans des VfL waren noch euphorischer und sangen sogar: „Im Finale schießen wir euch ab.“