1:3 in Leverkusen Dardai will der böse werden: „Nicht mehr die nette Hertha“
Berlin (dpa) - Nach dem missglückten Jahresstart will Trainer Pal Dardai ein bisschen böse werden - und das fordert er auch von seinen Spielern.
„Da ist noch immer ein Tick Naivität. Wir sind viel zu nett in einigen Situationen“, sagte der Chefcoach von Hertha BSC am Tag nach dem 1:3 bei Bayer Leverkusen. Dardai vermied generelle Kritik am ersten Auftritt des Berliner Fußball-Bundesligisten 2017, schaute stattdessen schnell auf die kommenden Aufgaben: „Abhaken. Ich habe den Jungs zu den 30 Punkten in der Hinrunde gratuliert, jetzt geht die Rückrunde los“, sagte Dardai: „Wir wissen, wo wir stehen. Jetzt haben wir die Schwerpunkte für unsere Arbeit.“
Der Ungar nannte auch Details: „Wir müssen uns bei Standards verbessern und dürfen nicht so naiv sein. Nicht mehr die nette Hertha und der nette Trainer sein. Ich fange auch an, ein bisschen böse zu sein.“ Vor dem 0:1-Rückstand in Leverkusen monierten die Berliner ein Foul an Valentin Stocker. Den Handelfmeter, den Bayer zum 2:0 nutzte, empfanden sie sogar als schlechten Witz. „Selbst die Gegner haben gesagt, das war kein Elfmeter“, bemerkte Marvin Plattenhardt, dem der Ball aus Nahdistanz erst an den eigenen Fuß geschossen wurde und von dort dann an den Arm gesprungen war.
Doch allein den Schiedsrichter-Entscheidungen wollte Dardai die fünfte Saisonniederlage, die einen Rutsch auf Rang fünf bedeutet, nicht anlasten. „Wir müssen es defensiv anders machen“, betonte der 40-Jährige und kündigte ein paar unbequeme Maßnahmen für sein Personal an: „Das ganze Training köpfen wir. Es kann nicht sein, dass immer nur der Gegner köpft, entweder daneben, darüber oder rein.“
Zudem müsse sein Team es schaffen, öfter in den gegnerischen Strafraum zu gelangen, notfalls auch mal mit einigen langen Bällen. „Aber ich habe eine gute erste Halbzeit gesehen, außer die Standardsituationen. Ich habe nach dem 0:2 eine gute Mannschaft gesehen, die ihre Spielphilosophie durchgezogen hat. Fitness und Frische waren auch okay“, sagte Dardai. Nur eben ein Schuss Aggressivität habe gefehlt: „Das ist wie in der Schule. Die netten Jungs kriegen immer drauf, die bösen gehen glücklich nach Hause. Gegen uns wird auch gepfiffen, weil wir so nett sind.“
Weiter ärgern über die Niederlage in Leverkusen wollte sich der Trainer, für den am Montagabend der Neujahrsempfang mit Team und Sponsoren anstand, aber nicht. Nun würden „andere Spiele“ auf Hertha zukommen mit Freiburg auswärts und Ingolstadt zu Hause, „in denen du punkten kannst“, betonte Dardai. Und Punkte seien im Profifußball nun mal das Entscheidende. „Wir wissen jetzt, woran wir arbeiten müssen“, meinte der noch nicht so böse Pal.