Dardais Job-Lust: Moderator und knallharter Beobachter
Berlin (dpa) - Überraschungs-Trainer Pal Dardai ist mit dem Start der Rückrunden-Vorbereitung gleich wieder von der großen Lust an seinem Job gepackt. „Jeder ist erholt. Nach zehn, zwölf Tagen Pause juckt es schon etwas“, berichtete der Ungar lächelnd nach dem Neubeginn im knackig kalten Berliner Winter.
Am zweiten Trainingstag des Hauptstadt-Bundesligisten im Jahr 2016 bat der Cheftrainer von Hertha BSC seine Profis zum Leistungscheck. „Um erfolgreich zu sein, musst du weiterarbeiten und dich verbessern“, betonte Dardai.
Der 39-Jährige muss sich in der Zeit bis zum ersten Spiel der zweiten Fußball-Halbserie am 23. Januar im eigenen Stadion gegen den FC Augsburg besonders in einer neuen Rolle als Moderator und knallharter Beobachter beweisen: „Es ist eine schwierige Aufgabe für die Trainer“, sagte Dardai angesichts des Mammutkaders von 30 Spielern.
Nur Sami Allagui kann nach einem Knorpelschaden im Knie die Vorbereitung auf die Rückrunde nicht mit angehen. Stürmer-Kollege Julian Schieber hofft nach seiner überstandenen Knieverletzung auf einen schnellen Wiedereinstieg ins Teamtraining.
„Das sieht sehr ordentlich aus. Wir sind fast komplett“, sagte Dardai zur Personalsituation. Torwart Thomas Kraft und Rechtsverteidiger Peter Pekarik wollen sich ihre durch die Verletzungen verlorenen Stammplätze zurückerkämpfen. Talent Niklas Stark ist ebenfalls wieder bereit. Die Konsequenz der neuen Konkurrenz beim Tabellen-Dritten hat Dardai seinem Personal bereits erläutert. Verstärkt wird er seinen Kader im Training teilen: „Nicht, um jemanden kaputt zu machen. Sondern es hängt mit unserer Intensität zusammen.“ Und der Trainer schloss gleich an: „Ich werde es genau beobachten.“
Manager Michael Preetz sieht in der Qualität des Jungtrainers, als Förderer der Spieler und zugleich als unbequemer Entscheider aufzutreten, einen wichtigen Grund für die Entwicklung im Team. „Er ist authentisch, ehrlich und klar in seiner Ansprache“, unterstrich sein einstiger Mitspieler. „Er ist ein Freund und Förderer der Spieler, aber er fordert im Gegenzug auch Bereitschaft und Lernwilligkeit ein“, ergänzte Preetz.
Die Hoffnungen sind groß bei der Überraschungs-Hertha. 32 Punkte derzeit, einen Monat überwintern auf einem Champions-League-Platz - „im kompletten Jahr 2015 waren wir Sechster in der Bundesliga“, hat Dardai ausgerechnet. Dennoch will sich der Trainer vorrangig mit der Gegenwart beschäftigen. „Hoffnungen - das Wort mag ich nicht. Wir brauchen Gesundheit. Für den Rest, das Glück, werden wir schon hart arbeiten“, versprach der Hertha-Rekordspieler. „Wenn wir uns verbessern, werden wir sehen, was zum Schluss rauskommt.“ Vom Europacup will er noch nicht sprechen.
Seiner Familie ist im Urlaub aufgefallen, dass Dardai nach zehn Monaten Dauerbeschäftigung mit den Problemen seiner Hertha ein wenig Ruhe gefunden hat. „Meine Kinder haben mich sogar gelobt: Seit einem Jahr habe ich nicht richtig zugehört, jetzt im Urlaub ja“, berichtete der Vater. Der Aufschwung tut allen gut. „Die Spieler spüren das: Wenn du oben mitspielst, ist es etwas ganz anderes als unten“, bemerkte Dardai, fügte jedoch an: „Aber es ist kein Wunschkonzert. Sie sollen jetzt dranbleiben und das Selbstbewusstsein mitnehmen. Wir haben gezeigt, dass es gut aussieht, wenn wir alles geben.“