Darmstadt-Präsident Fritsch: „Wir können nicht scheitern“
Darmstadt (dpa) - Bei der Feier des Zweitliga-Aufstiegs vor gut einem Jahr sang Präsident Rüdiger Fritsch im Siegesrausch vor laufender Kamera bereits: „Nie mehr 2. Liga“. Jetzt spielt der SV Darmstadt tatsächlich in der Fußball-Bundesliga.
Und Fritsch bleibt optimistisch: „Ich sage, wir schaffen das“, sagte er im dpa-Gespräch. „Wir werden unsere Darmstädter Tugenden in die Waagschale werfen - und da müssen die Gegner erst mal dagegenhalten, wenn sie gegen uns punkten wollen.“ Mindestens die Relegation soll am Ende herausspringen.
„Wir können nicht scheitern“, sagt Fritsch. „Wenn man gerade erst eines der größten Märchen der Fußballgeschichte geschrieben hat, kann das unmöglich ein Misserfolg sein. Wir haben nichts zu verlieren.“
Stolz ist der Wirtschaftsjurist darauf, dass man mit bescheidenen Mitteln so weit gekommen ist. „Wir haben die Erfolge der vergangenen Jahre nicht erkauft“, betont er. Dass man anständig wirtschafte, sei das Management-Credo. Für den sportlichen Erfolg seien Zusammenhalt, Geschlossenheit und Teamgeist unverzichtbar.
Dass dies in Darmstadt funktioniert, hängt für Fritsch damit zusammen, dass der Verein sich bislang gar keinen großen Personalapparat leisten konnte. „Wir haben schmale Strukturen. Das führt zu einer einfacheren Kommunikation. Wenn zwei oder drei Leute diskutieren und entscheiden, ist das etwas anderes, als wenn da acht oder neun Leute mitreden.“
Die Bundesliga werde den Verein nun zwingen, diese Strukturen anzupassen. „Die Herausforderung ist es, das Kleine, Familiäre dabei aufrechtzuerhalten. Unser neues Leitbild 'Aus Tradition anders' verpflichtet uns da. Man muss nicht jedem ausgetrampelten Pfad nachgehen.“
Damit der aktuelle Erfolg nachhaltig bleibe, versuche der Verein, der vor sieben Jahren noch insolvent war, sich ein finanzielles Polster zuzulegen - „ohne natürlich die Notwendigkeit zu ignorieren, dass wir in der 1. Liga auch investieren müssen“. Dazu komme Kontinuität, vor allem in der wirtschaftlichen und sportlichen Führung.
Insofern müsse man dem Trainer auch keine explizite Jobgarantie geben. „Wir haben nicht umsonst einen Dreijahresvertrag gemacht“, sagte Fritsch. „Wir wissen, was Dirk Schuster geleistet hat. Und wir werden bei ein paar Niederlagen nicht die Nerven verlieren und den banalen Gesetzen des Fußballs nachgeben.“
Die mühsame Suche nach Neuverpflichtungen - bislang sind es gerade vier neue Spieler - sieht Fritsch gelassen. „Die Zahl der Körbe hält sich mit Blick auf das, was wir vorhaben, in Grenzen. Wenn wir darauf aus wären, keine Körbe zu bekommen, könnten wir uns Spieler aussuchen, die sofort unterschreiben. Wir versuchen aber, das Bestmögliche zu bekommen.“ Wenn allerdings ein großer Verein mitbiete, ziehe Darmstadt eben den Kürzeren.
Deswegen ist es für den Verein wichtig, dass möglichst bald das neue Stadion am Böllenfalltor errichtet wird. Die Zeit bis zum angepeilten Baubeginn Ende nächsten Jahres müsse man noch aushalten. „Aber natürlich tut uns jedes halbe Jahr Verzögerung weh, weil das Stadion trotz aller Tradition so nicht mehr wettbewerbsfähig ist“, sagt Fritsch.
Dass die Stimmung bei den vielen neuen Fans, die in den vergangenen zwei Jahren fast nur Erfolge erlebt haben, nach mehreren Niederlagen hintereinander kippen könnte, befürchtet der Präsident nicht. „Unsere Fans wissen, wo wir herkommen. Ich glaube nicht, dass wir so viele Event-Fans haben. Wer sich zweieinhalb Stunden auf die Gegengerade, in die Nord- oder Südkurve stellt, der hat wirklich Interesse am Fußball. Und diese Menschen wissen, dass wir eine Mammutaufgabe vor uns haben und werden uns bis zum Ende unterstützten.“