„Das ist kein Luftballon“: Dardai noch mehr gefordert
Berlin (dpa) - Die Liga ist gespannt auf die weitere Entwicklung der Überraschungs-Hertha. Ein Absturz kommt in der Gedankenwelt des viel bestaunten Trainers nicht vor. „Das ist kein riesen Luftballon“, dem bald wieder die Luft entweichen könnte, betonte Pal Dardai:
„Es gibt jetzt ein Spielsystem, das sind gute Jungs.“ Mehr als 32 Punkte hatte Hertha in der Hinrunde nur einmal eingesammelt, 2008/09 spielte der Hauptstadtclub mit dem Profi Dardai damals bis in die Saison-Endphase hinein sogar um die Meisterschaft mit.
Als Erklärung für den neuen sensationellen Wandel des Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC vom Fahrstuhlverein zum Anwärter auf einen europäischen Startplatz führt der 39-jährige Ungar immer wieder simple Dinge an: „Wir spielen einfachen Fußball.“ Oder: „Wir sind eine fleißige Mannschaft.“ Oder: „Wir haben intelligente Spieler.“
Eine Saison wie 2013/14, als Hertha in der ersten Halbserie unter Jos Luhukay als Aufsteiger 28 Punkte gesammelt hatte, später aber noch auf Rang elf abgestürzt war, werde es diesmal nicht geben, betonte Dardai. „Das will ich nicht lesen. Das ist jetzt eine andere Hertha.“ Rudi Völler, Sportdirektor von Bayer Leverkusen, bemerkte anerkennend: „Hertha hat sich fußballerisch weiterentwickelt, ist ein ernsthafter Konkurrent geworden.“
In zehn Monaten zunächst als Interims- und dann als Cheftrainer hat der einstige Mittelfeld-Arbeiter eine Basis geschaffen, die den Zufall bei der Entwicklung zumindest minimiert. Er hat die Defensive stabilisiert; weniger als 18 Gegentore kassierten in der Hinrunde nur die Über-Bayern. Er hat zusammen mit seinem Assistenten Rainer Widmayer moderne Elemente wie Pressing und Gegenpressing installiert. Und er konnte vor allem die Effektivität des Spiels erhöhen.
„Das war wenig Glück und viel Arbeit“, unterstrich Dardai, der derzeit in sonnigen Gefilden neue Kraft tankt für seine weitere Hertha-Mission. Die wird er brauchen. Denn die Anforderungen an den Trainer und dessen Stab steigen garantiert. Die Konkurrenz wird die Berliner ab dem 18. Spieltag nicht mehr als Team wahrnehmen, das mit einem neuen Coach gerade mal einen guten Lauf hat. Hertha ist der Tabellen-Dritte, gegen den sich jeder gern beweisen will.
„Die Rückrunde wird schwierig genug“, weiß Dardai. Auch der interne Konkurrenzkampf wird steigen, wenn die einstigen Stammkräfte Julian Schieber, Thomas Kraft und Verteidiger Peter Pekarik sowie Talent Niklas Stark nach längeren Verletzungspausen mit in die Vorbereitung auf die zweiten Halbserie einsteigen. „Das wird noch mal für eine neue Belebung, für neuen Konkurrenzkampf sorgen“, bemerkte Manager Michael Preetz. „Mit jedem Spieler, der dazukommt, steigt auch die Anforderung insbesondere an das Trainerteam, das zu moderieren.“
Dardai erklärte deshalb schon vorausschauend: „Jeder will spielen. Aber der Teamgeist muss heilig sein.“ Seine Spieler wissen, dass der Chef sonst ungemütlich werden kann. „Die Champions League ist noch weit weg. Wir müssen in der Rückrunde unser Spiel beibehalten. Wir dürfen unsere Leidenschaft nicht verlieren, gemeinsam als Einheit aufs Feld zu gehen. Dann können wir in der Liga weit kommen“, erklärte Salomon Kalou. Der Ivorer hat im ersten Teil der laufenden Saison nicht nur mit seinen neun Toren endlich die Qualitäten gezeigt, die ihn einst beim FC Chelsea schon ausgezeichnet hatten.