Das neue Wir-Gefühl: Werder „lernt“ Abstiegskampf
Freiburg (dpa) - Bislang galt Marko Arnautovic bei Werder Bremen als eigensinnige Diva. Nach dem ersten Tor zum 3:1-Sieg beim SC Freiburg rannte aber selbst der Sechs-Millionen-Euro-Einkauf fast 50 Meter von der Ersatzbank bis zur Eckfahne, um mit dem Torschützen Sandro Wagner zu feiern.
Gerade noch rechtzeitig scheinen die Bremer gelernt zu haben, wie Abstiegskampf funktioniert. Die Mannschaften im Tabellenkeller rücken immer enger zusammen, auch andere Konkurrenten kommen in Fahrt - aber Werder reagiert darauf mit einer neuen Leidenschaft, neuen Geschlossenheit und auch einem klaren Bekenntnis der Spieler zu ihrem in die Kritik geratenen Trainer Thomas Schaaf.
„Mit so einer Leistung wie heute - vom Einsatz und von der Leidenschaft her - holen wir die nötigen Punkte für den Klassenerhalt. Wir stehen 100-prozentig hinter dem Trainer und folgen ihm auf jedem Weg“, sagte Torsten Frings.
Der Sieg in Freiburg war Werders zweites emotionales Erlebnis nach dem Last-Minute-Remis gegen Bayer Leverkusen. Im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach kann sich der Tabellen-14. noch weiter aus dem Abstiegskampf befreien - oder wieder tief in den Schlamassel hineinreiten. „Ich traue dem Braten noch nicht ganz“, sagte Geschäftsführer Klaus Allofs. „Wir dürfen gegen Gladbach keinen Schritt weniger tun. Aber man sieht schon viel mehr positive Dinge.“
Immerhin darf sich sich der Clubboss in seiner Treue zu Schaaf vorerst bestätigt sehen. Beide tragen mit ihrer Personalpolitik ein großes Maß an Mitschuld am Absturz des Champions-League-Teilnehmers. Zuletzt zahlten sich Schaafs Entscheidungen aber wieder aus.
Die Rückkehr zur Mittelfeld-Raute und der Einbau des erst 18 Jahre alten Florian Trinks tun der Mannschaft gut. Sogar der umstrittene Wagner bedankte sich für das Vertrauen des Trainers mit seinem ersten Bundesliga-Tor. „Ich hatte eine Scheiß-Phase und musste viel Kritik einstecken. Aber ich habe nie aufgegeben“, sagte der Stürmer.
Das neue Wir-Gefühl in Bremen war gut zu erkennen, als Wagner und Tim Borowski ihrem Trainer nach dem dritten Tor um den Hals fielen. „Ich spiele seit 1996 mit einem Jahr Unterbrechung in diesem Verein. Das geht mir nicht am Arsch vorbei“, sagte Borowski. „Ich freue mich auch für ihn, denn ich kenne ihn hier länger als jeder andere.“