Das ungleiche Derby: Frankfurt gegen Darmstadt
Frankfurt/Main (dpa) - Das letzte Mal ist mehr als 33 Jahre her. Mit 2:1 gewann Eintracht Frankfurt im April 1982 gegen Darmstadt 98 und wurde trotzdem von den eigenen Fans ausgebuht.
„Die Dummheit der Leute ist nicht mein Problem“, sagte der damalige Eintracht-Trainer Lothar Buchmann dazu. Solche Geschichten schreiben Derbys gern. Am Sonntag spielen Frankfurt und Darmstadt zum ersten Mal seitdem wieder gegeneinander.
Und das Besondere an diesem Hessenduell ist: 33 Jahre lang hat es niemand für möglich gehalten, dass es dazu in der Fußball-Bundesliga jemals wieder kommt. „Ich glaube schon, dass es für alle in der Region das Hinrunden-Highlight sein wird“, sagte „Lilien“-Kapitän Aytac Sulu. In der Stadt spüre man genau, „wie sehr die Fans auf das Spiel hinfiebern.“
In der Tabelle steht der kleine Aufsteiger sogar vor dem mit Abstand größten Verein der Region. Doch trotzdem bleibt Eintracht Frankfurt gegen Darmstadt 98 ein eher ungleiches Duell.
Der Club aus der Bankenmetropole träumt Jahr für Jahr davon, endlich wieder an seine großen Zeiten mit vier DFB-Pokalsiegen und einem UEFA-Cup-Triumph anschließen zu können. „Wir wollen schauen, dass sich die Tabelle am Sonntag wieder dreht“, sagte Trainer Armin Veh. Der Nachbar aus Südhessen dagegen stand noch vor drei Jahren in der 3. Liga hinter dem gemeinsamen Erzfeind Kickers Offenbach.
Rein sportlich gesehen ist das Derby eine Art Krisenduell. Die Eintracht hat nur eines ihrer vergangenen zehn Spiele gewinnen können, der Aufsteiger kein einziges seiner vergangenen fünf. Wer am Sonntag vor mehr als 50 000 Zuschauern verliert, rutscht tief in die Abstiegszone ab. Der Unterschied aber ist: In Darmstadt löst dieses Szenario bloß ein Achselzucken aus. In Frankfurt dagegen die nackte Angst. „Furcht trifft Freude“, titelte der „Kicker“ vor dem Spiel.
Die Situation bei der Eintracht beschreibt Vorstandschef Heribert Bruchhagen als „Spirale des Misserfolgs“. Und schaut man sich die Schlagzeilen der vergangenen Tage an, ist der sportliche Anteil daran fast noch das geringste Problem. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelte zuletzt wegen „öffentlicher Aufforderung zu Straftaten“, weil einige Eintracht-Fans in der Stadt makabere Aufkleber („Alle auf die Straße. Lilienschweine jagen“) anbrachten. Am Montag landete dann ein Rettungshubschrauber mitten auf dem Trainingsplatz, weil sich Eintracht-Profi Johannes Flum die Kniescheibe brach.
Wer kann am Sonntag überhaupt spielen? Diese Frage stellt bei der Eintracht vorab alles andere in den Schatten. Flum und Luc Castaignos sind verletzt, Kapitän Alexander Meier sitzt seine Gelb-Rot-Sperre ab. Alles läuft darauf hinaus, dass Trainer Armin Veh sein zentrales Mittelfeld mit Spielern wie Marc Stendera, Stefan Reinartz und Slobodan Medojevic besetzen muss, die bis in diese Woche hinein verletzt waren und nicht regelmäßig trainieren konnten.
„Wir sind klarer Außenseiter, die Eintracht ist haushoher Favorit“: Die Einschätzung des früheren Frankfurters Marcel Heller ist in dieser Eindeutigkeit deshalb nicht mehr zu halten. Die Realität ist eher: Ein ziemlich gerupfter Eintracht-Adler trifft auf ein eingespieltes und eingeschworenes Team. „Die Darmstädter können sich auf dieses Spiel mehr freuen als wir“, sagte am Freitag selbst Veh.