Bundesliga Der Spaß ist zurück beim BVB, die Selbstverständlichkeit noch nicht

Borussia Dortmund erfreut sich an Reus, Batshuayi und an einer Kombination von Schürrle und Götze, die an Großes erinnerte.

Dortmunds Mario Götze, Michy Batshuayi, André Schürrle, Torwart Roman Bürki, Manuel Akanji und Marco Reus feiern nach dem Spiel den Sieg vor den Fans auf der Südtribüne.

Foto: Guido Kirchner

Dortmund. Niemand wird den 13. Juli 2014 je vergessen: Fußball-WM in Brasilien, Finale, Deutschland gegen Argentinien. Wir befinden uns in der Verlängerung der hochdramatischen Partie in Maracana. Es ist die 113. Minute. Plötzlich zieht André Schürrle auf der linken Außenbahn los, macht Meter für Meter. Ein Blick, ein Pass in die Tiefe - genau der Moment, auf den Mario Götze gewartet hat. Er hebt den Ball technisch höchst anspruchsvoll über den herausstürmenden Torhüter Sergio Romero. Tooor, Tooor, Deutschland ist Fußball-Weltmeister.

Gut dreieinhalb Jahre später in Dortmund. Der BVB führt durch ein Tor von Michy Batshuayi (49.) knapp mit 1:0 gegen den Hamburger SV. Das Spiel steht auf des Messers Schneide, befindet sich in der Nachspielzeit. André Schürrle schnappt sich das Leder, legt in den Lauf des durchsprintenden Mario Götze vor. Der hebt zum 2:0 über Christian Mathenia. Tor und die Entscheidung.

Duplizität der Ereignisse, wenn auch diesmal über die rechte Seite eingeleitet und „nur“ in der Fußball-Bundesliga erzielt. Doch die beiden Protagonisten sind glücklich. Sogar überglücklich. Weil es die erste Torvorbereitung von Schürrle für Götze in einem Pflichtspiel seit eben jenem legendären Endspiel von Rio war. „Danke für den netten Assist“, sollte Götze später posten, nachdem er seinen Mannschaftskameraden und Freund lange geherzt hatte.

Ein Moment, der bei dem schwer erkämpften Erfolg gegen gut organisierte, aber wenig effiziente Hamburger durchaus ans Herz ging. Noch emotionaler war es kurz vor dem Anpfiff zugegangen. Marco Reus hatte den BVB nach 259-tägiger Leidenszeit (Kreuzbandanriss) als Kapitän aufs Feld geführt. Ein paar Kusshändchen ins Publikum, dann legte der Nationalspieler los, als sei er nie weggewesen. Als zentraler offensiver Mittelfeldspieler lief jeder (wichtige) Angriff der Borussia über ihn. Was er machte, hatte Hand und Fuß.

„Marcos Leistung war erfreulich“, sollte Trainer Peter Stöger später sagen. „Überraschend kam sie nicht. Er hätte auch 90 Minuten geschafft.“ Nach 71 Minuten war aber Schluss für den BVB-Anführer. Es stehen noch schwierige Aufgaben bevor. Schon am Donnerstag in der Europa League gegen Atalanta Bergamo. „Man hat gesehen, dass die Mannschaft wollte“, sagte Reus. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns.“

Die Selbstverständlichkeit im Spiel ist noch nicht wieder zurück, dafür aber immerhin der Spaß. Für den steht zu großen Teilen auch Michy Batshuayi. Und bestimmt nicht nur deshalb, weil er den Salto mindestens genau so gut beherrscht wie sein Vorgänger Pierre-Emerick Aubameyang. Peter Stöger gab zu: „Für mich ist das ein Wahnsinn, dass das bei einem Kicker überhaupt funktioniert. Ich habe es nur bis zum Purzelbaum gebracht.“

Der Belgier ist ein anderer Stürmertyp als Aubameyang. Präsenter, wuchtiger. Er bringt sich mehr ein. „Ich gucke mir zu Hause das Spiel noch einmal auf DVD an“, versicherte er. „Damit ich das am Donnerstag gegen Bergamo noch besser mache.“

Batshuayi ist schnell angekommen in Dortmund, das am Samstag seinen 500. Bundesliga-Heimsieg feierte. Zwei Spiele, drei Tore, an zwei weiteren beteiligt - so liest sich die Bilanz eines Spielers, der im Sommer unbedingt mit seinem Land zur Weltmeisterschaft nach Russland will. „Wenn du das erste Mal im Signal Iduna Park spielst...“, schrieb der Stürmer im Anschluss auf Twitter. Und stellte das Bild eines mit Gänsehaut bedeckten Arms dazu. Es muss ihm wohl gefallen haben. Und das, obwohl sich der BVB über weite Strecken sehr schwer tat. Bis das WM-Duo sich an Rio erinnerte.