Revanche nach 38 Tagen Derby: Frankfurt will dranbleiben, Mainz drinbleiben

Frankfurt/Main (dpa) - Eintracht Frankfurt gegen Mainz 05 - das ist nicht Dortmund gegen Schalke. Oder Hamburg gegen Bremen. Oder Frankfurt gegen Offenbach.

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Das Rhein-Main-Derby der Fußball-Bundesliga strahlt nicht aus sich selbst heraus, es gibt keine große Rivalität zwischen beiden Vereinen und auch keine lange gemeinsame Geschichte. Der Mainzer Trainer Sandro Schwarz etwa ist in Mainz geboren, hat in Mainz gespielt und wohnt mittlerweile seit einigen Jahren ganz in der Nähe des Eintracht-Stadions in Frankfurt. Viel mehr Verbindungen gibt es zwischen den beiden Clubs aber nicht.

Trotzdem schaffen es die Eintracht und die 05er immer wieder, ihr Nachbarschaftsduell mit einer sportlichen Brisanz aufzuladen. So auch an diesem Samstag (15.30 Uhr): Frankfurt spielt um einen Champions-League-Platz, Mainz gegen den Abstieg. „Das Spiel ist ganz wichtig für uns. Wir wollen mit einem Sieg in die Länderspiel-Pause gehen“, sagte Frankfurt-Trainer Niko Kovac. „Wir sind Fünfter, andere wollen uns einholen. Da müssen wir zusehen, dass wir dranbleiben.“

In den vergangenen Jahren war die Konstellation ähnlich spannend: 2016 wäre die Eintracht mit Sicherheit abgestiegen, wenn sie nicht kurz vor Schluss ein Glückstor zum 2:1 gegen Mainz geschossen hätte. Es war der Anfang einer Aufholjagd unter dem damals noch neuen Trainer Kovac. 2017 drohte Mainz 05 am vorletzten Spieltag auf den Relegationsplatz zurückzufallen, doch im Derby gegen Frankfurt machte die Mannschaft aus einem 0:2-Rückstand noch einen 4:2-Sieg.

In diesem Jahr würde die Eintracht nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung sogar eine Menge Geld verdienen, falls die Mainzer absteigen sollten. Denn in diesem Fall würden sie in der sogenannten Fernseh-Tabelle, die zumindest zu einem gewissen Anteil die Verteilung der TV-Gelder in einer sportlichen Fünf-Jahres-Wertung regelt, an dem Rhein-Main-Rivalen vorbeiziehen. Und jede Verbesserung in diesem Ranking bringt jedem Verein rund 2,5 Millionen Euro ein.

Am liebsten wäre den Frankfurtern jedoch etwas anderes: Mainz bleibt drin - und sie selbst erreichen die Champions League. Im Vergleich zu den Einnahmen, die dort zu erzielen sind, wäre ein Plus von 2,5 Millionen Euro aus dem nationalen Fernsehtopf bloß ein Trinkgeld.

„Für den Fall, dass es hinhauen sollte, würde ganz Frankfurt wohl komplett ausrasten“, sagte Marco Russ, der Abwehrspieler und derby-erfahrenste Profi der Eintracht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Man müsste sich dreimal die Augen reiben und viermal schlucken, weil man die Champions-League-Spiele nur aus dem Fernsehen kennt. Barcelona oder Madrid: Du könntest Gegner bekommen, die du bisher am Dienstag oder Mittwoch nur im Fernsehen verfolgt hast oder mit denen du auf der Playstation spielst.“

Das Problem könnte nur sein: Wer so gute Aussichten auf die Champions oder zumindest Europa League hat, von dem erwartet auch jeder einen Heimsieg gegen den Tabellen-16. Mainz 05 - zumal die Eintracht genau dieses Duell erst vor 38 Tagen im Viertelfinale des DFB-Pokals klar beherrscht und auch gewonnen hat (3:0).

„Es geht nicht um Wiedergutmachung. Es geht darum, unsere Situation zu verbessern“, sagte der Mainzer Trainer Sandro Schwarz. Und genau in dieser Hinsicht war der „Tiefschlag“ (Schwarz) vor fünf Wochen für ihn sehr lehrreich. „Bei den Mainzern ist seit dem Pokalspiel eine klare Änderung zu erkennen: im Defensivverhalten, im Verhalten der gesamten Mannschaft“, warnte Frankfurts Trainer Kovac am Freitag. „Es wird diesmal mit Sicherheit nicht so leicht wie im Pokalspiel.“