Derby-Held Harnik: Nur beim Jubeln nichts gelernt

Freiburg (dpa) - Mit Toren und kreativem Jubel kennt Bruno Labbadia sich aus. Der Trainer des VfB Stuttgart traf früher über 200 Mal für seine diversen Vereine und wurde in dieser Zeit auch „Pistolero“ genannt, weil er nach jedem Treffer so tat, als sei er ein Westernheld mit rauchendem Colt.

Was das Toreschießen angeht, hat er Martin Harnik vor dem Stuttgarter 2:1 (1:0)-Sieg beim SC Freiburg wertvolle Tipps geben können. Nur was das Jubeln betrifft, hat er das offenbar versäumt. „Ich habe schon schönere Gesten gesehen“, meinte Labbadia, nachdem sich sein Derby-Held nach beiden Treffern in der 32. und 73. Minute die Sporthose bis zur Brust hochgezogen hatte.

Einen tieferen Sinn hatte das nicht, verriet Harnik später. Eine Menge positiver Konsequenzen für den VfB dagegen schon. Nach zwei Derby-Niederlagen in der vergangenen Saison haben die Schwaben die Verhältnisse im Ländle wieder geradegerückt. Sie sind in der Fußball- Bundesliga wieder auf dem Vormarsch und können sich schon am kommenden Freitag mit einem Sieg gegen Labbadias tief gefallenen Ex-Verein Hamburger SV in den Europa-League-Regionen der Tabelle festbeißen. Zehn Punkte hatten die Stuttgarter in den beiden vorangegangenen Jahren jeweils erst im Spätherbst zusammengeklaubt.

„Man sieht, dass das Trainerteam eine klare Linie vorgibt“, sagte Harnik. „Das hat man schon im letzten halben Jahr gesehen und das setzt sich jetzt fort. Wir haben es verdient, so gut dazustehen.“ Persönlich hat der 24 Jahre alte Stürmer von dieser Ansprache offenbar am meisten profitiert. „Martin hat sich in den letzten Wochen oft runtergezogen und völlig ohne Grund mit sich gehadert“, erzählte Labbadia. „Ich habe ihm immer gesagt: Bleib' dran, du wirst belohnt. Denn er hat viel Potenzial und noch Luft nach oben.“

Als ehemaliger Stürmer hat der 45-Jährige ein gutes Gespür für solche Situationen. Und da er sich selbst früher eher durch die Strafräume gewühlt hat, kann er auch gut einschätzen, wo jemand mit Harniks Schnelligkeit am besten aufgehoben ist auf dem Platz.

Der Deutsch-Österreicher hat sich lange Zeit nicht richtig anfreunden können mit seiner Rolle auf dem rechten Flügel. Seit er aber das Vertrauen und die Ansprache von Labbadia genießt, ist das vorbei. Harnik schoss in Freiburg bereits seine Bundesliga-Tore neun und zehn seit dem Amtsantritt des Trainers im Dezember. „Für mich persönlich war es ein guter Abend“, sagte er. Auch wenn es beim ersten Tor eher „Zufall war, dass ich da stand, wo der Ball hinkam“.

Immerhin: Auch die Freiburger haben rund um dieses Derby erst einmal ihr pikantes Sturmproblem gelöst. Torjäger Papiss Demba Cissé, der in den Tagen nach seinem gescheiterten Wechsel nach England vor allem durch Trotz und Lustlosigkeit aufgefallen war, drehte gegen Stuttgart wieder so auf wie eh und je. Womöglich hing das auch damit zusammen, dass er unmittelbar vor der Partie einen besseren Vertrag und die Zusage bekommen hatte, im nächsten Jahr gehen zu können.

Mehr als Cissés Anschlusstor (85.) war allerdings nicht drin für Freiburg. Trotz einer bemerkenswert engagierten Antwort auf das 0:7- Debakel in München sitzt der SC nun erst einmal im Tabellenkeller fest. „Wenn man nach so einem Spiel wie in München so eine Reaktion zeigt, ist das ein richtiger Schritt in die Richtung, die man braucht, um wieder Punkte zu holen“, sagte Trainer Marcus Sorg.