Deutlich mehr Gewalt-Fans im deutschen Profifußball
Frankfurt/Main (dpa) - Die Zahl der Gewalt-Fans im deutschen Fußball ist in der vergangenen Saison deutlich gestiegen. Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze spricht in ihrem Jahresbericht von 11 373 „gewaltgeneigten“ und „gewaltsuchenden“ Anhängern in der 1. und 2. Bundesliga.
Gegenüber der Spielzeit 2010/11 habe die Zahl um 1688 Personen (17,5 Prozent) zugenommen. Eine Rangliste der 36 Proficlubs mit ihren Problem-Fans habe die bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen angesiedelte ZIS nicht erstellt, sagte eine Sprecherin. Die Zahlen, die die „Bild“-Zeitung veröffentlichte, wolle man „nicht bewerten“.
Eine unheilvolle Solidarität zwischen normalen Fußball-Fans und Randalierern sieht ZIS-Leiter Ingo Rautenberg als Mitursache für Gewalt im Fußball. „Uns bereitet dabei große Sorge, dass sich friedliche Fans mit Gewalttätern solidarisieren und diese Gruppendynamik zu einem größeren Gefahrenpotenzial führt. Von diesen Situationen berichten uns die Kollegen immer wieder“, sagte der 55-Jährige in einem „Tagesspiegel“-Interview.
Selbst in der 3. Liga gibt es nach ZIS-Informationen noch 2336 Problem-Fans, in den drei Regionalligen 2780. „Eine Trendwende, die einen Rückgang des gewaltbereiten Potenzials in den Anhängerschaften der Vereine der Bundes- bis Regionalligen indizieren würde, ist weiterhin nicht erkennbar“, heißt es in dem Bericht.
Die ZIS hatte in ihrem Jahresbericht über die Saison 2011/2012 einen massiven Zuwachs an Gewalttaten verzeichnet. Bundesweit 8143 Strafverfahren wurden laut der Polizei-Statistik gegen deutsche Fußball-Fans erlassen - im Schnitt 70 Prozent mehr als in den vergangenen zwölf Jahren. Zudem sind durch Fangewalt 1142 Menschen verletzt worden, die Quote stieg demnach um 120 Prozent. Die Zahlen werden seit 20 Jahren erhoben, Rautenberg sprach von einem „neuen Höchststand“.
Für den ZIS-Leiter ist ein wichtiger Grund für den Anstieg die Zusammensetzung der zweiten Liga mit Problemvereinen wie Eintracht Frankfurt und Dynamo Dresden. „In der vergangenen Saison hatten wir dort eine schwierige Konstellation mit vielen Vereinen, deren Fans ein feindschaftliches Verhältnis zueinander haben“, sagte er.
Während die Deutsche Fußball Liga (DFL) am 12. Dezember mit den Proficlubs das neue Sicherheitskonzept verabschieden will, sieht Rautenberg im längst angewandten und fortgeschriebenen „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ eine gute Handlungsgrundlage. „Außerdem setze ich auf die Selbstregulierung der Fans. Mit den friedliebenden Fans suchen wir den Dialog, aber gegen die Gewalttäter gehen wir weiterhin konsequent vor“, sagte er dem „Tagesspiegel“.