Die 50. Bundesliga-Saison von A bis Z
Die 50. Bundesliga-Saison von A bis Z
A wie Aufholjagd: Neun Punkte nach der Hinrunde und dennoch gerettet. Der FC Augsburg hielt an Trainer Markus Weinzierl fest und darf sich auf eine dritte Bundesliga-Saison freuen. Geduld zahlt sich aus — manchmal.
B wie Baden-Power: Der SC Freiburg mit Maestro Christian Streich betritt Europas Bühne, aber die besten Ensemblemitglieder verstreuen sich in alle Winde: Jan Rosenthal und Johannes Flum nach Frankfurt, Max Kruse nach Gladbach, Daniel Caliguiri nach Wolfsburg. Wenn das mal gut geht.
C wie Clown: Thomas Müller, Klassen-Clown der Liga, bemerkte nach dem 1:2 der Bayern gegen Leverkusen: „Wir leben noch.“ Es sollte, unfassbar, die einzige Saison-Niederlage des Meisters bleiben.
D wie Demütigung: Die tor-gierigen Bayern verfrühstückten ihre Gegner meist nach Belieben. Am schlimmsten traf es den Hamburger SV — 2:9 in München. Der HSV spielte trotzdem bis zuletzt um die internationalen Plätze mit. Der deutsche Fußball ist von einer Wachablösung in Europa wohl doch noch etwas entfernt. Siehe auch:
E wie Europa League: Den Ausdruck K.o.-Runde nahmen die deutschen Clubs etwas zu wörtlich, aber die Gladbacher Anhänger feierten die Rückkehr auf die internationale Bühne ausgelassen. Riesen-Feste in Kiew, Marseille, Istanbul und Rom. Fußball ist mehr als auf’m Platz.
F wie Fans: Können auch sehr kreativ sein. Ein Beispiel: Düsseldorfer Anhänger drehten, frei nach Peter Fox, das Musik-Video „Haus vom Veh“ — eine erstligareife Leistung, was man von der Fortuna nicht sagen kann. Im Vergleich zu Mitaufsteiger Frankfurt um Trainer Armin Veh war das Düsseldorfer Team eher die Bruchbude vom Rhein.
G wie Gastfreundlich: Debütant Greuther Fürth probierte es als Tasmania-Berlin-Kopie — und übertraf die schlechteste Bundesliga-Mannschaft aller Zeiten sogar in einer Hinsicht: Kein Heimsieg, vier Unentschieden (Tasmania 1965/66: zwei Heimsiege, drei Remis).
H wie Happy Hopp: Jetzt hat auch die TSG Hoffenheim ein Saison-Finale, von dem sich die Fans noch in Jahrzehnten erzählen werden: 2:1-Sieg bei Meister Dortmund, Relegation trotz einer abstiegsreifen Spielzeit. Eine unverhoffte Genugtuung für Mäzen Dietmar Hopp trotz Dauer-Kirmes mit vier Trainern auf dem Karussell (Markus Babbel, Frank Kramer, Marco Kurz, Markus Gisdol).
I wie Irre: Schalke besiegt Hannover 5:4, acht Tore fallen allein in der zweiten Hälfte. Der Schlusspunkt: Ein Fallrückzieher von 96-Stürmer Mame Diouf aus 20 Metern. Der i-Punkt auf dem irrsten Spiel der Saison.
J wie Jahrhundertspiel: Nur noch vier Tage, dann ist Finale der Champions League in Wembley: Borussia Dortmund gegen Bayern München. Die Krönung des Bundesliga-Jubiläums.
K wie Keller-Achterbahn: Jens Keller trainierte Schalke aus der Krise, erhielt nach langem Hin und Her den ersehnten Vertrag — prompt war die Krise nach einem 1:2 gegen Stuttgart wieder da. Und nach dem 2:1 in Freiburg wieder weg. Versteh’ einer die Schalker.
L wie Langeweile: Eine historische Saison, leider auch historisch langweilig. Bayern war schon am 28. Spieltag Meister, durch einen 1:0-Sieg am 6. April in Frankfurt. Das Tor erzielte Bastian Schweinsteiger, angemessen formvollendet mit der Hacke. In Deutschland trieben sich noch ein paar Schneeflocken herum.
M wie Mittelmaß: Noch ein Rekord: So breit war das Mittelfeld, so groß war das Mittelmaß noch nie. Es reichte im Grunde von Platz vier (Schalke) bis 13 (Mainz).
N wie Nachfolger: Pep Guardiola, Wundermann aus Spanien (genauer: Katalonien). Schöpfer des (einst) großen FC Barcelona. Kommt leider zu einem ungünstigen Zeitpunkt nach München. Wenn es, naja, dumm läuft, rennt er dem Triple seines Vorgängers Jupp Heynckes hinterher. Das nennt man wohl ein schweres Erbe, wenn auch ein gut bezahltes.
O wie Oldie: Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder beendet im Alter von 32 Jahren seine Karriere. Der Schalke-Profi wird, was sonst, TV-Experte und will später Manager werden.
P wie Phantomschmerz: „Ich hab’ doch ein schönes Leben — im Gegensatz zu euch.“ Sagte der von seiner Ausbootung in Hoffenheim schwer betroffene Tim Wiese zu Journalisten. Der Mann war mal Nationaltorhüter. Die Betonung liegt auf „war“.
Q wie Qualität: Neuer, Lahm, Boateng, Dante, Alaba, Müller (Robben), Schweinsteiger, Martinez (Luiz Gustavo), Ribéry, Kroos (Shaqiri), Mandzukic (Gomez) — soviel Ehre muss sein: Diese Bayern-Mannschaft, die beste in 50 Jahren Bundesliga, hat sich den Eintrag in die Geschichtsbücher verdient. Jetzt kommt auch noch Mario Götze.
R wie Rekorde: Unmöglich, alle Bayern-Bestmarken aufzuzählen. Wir verneigen uns, aus naheliegenden Gründen besonders tief, vor Philipp Lahm, dem „kleinsten Meister-Kapitän aller Zeiten“. Wahnsinn, diese Bayern.
S wie Sepp: „Sepp“ Heynckes? Nee, Freunde, das geht gar nicht. Auf so eine Idee kann auch nur ein westfälischer Exilant, ein Heimat-Entwurzelter wie Karl-Heinz Rummenigge kommen, der den Trainer bei der Meisterfeier einfach umbenannte.
T wie Torjäger: Dass Stefan Kießling angeblich nicht zum Nationalstürmer taugt, motiviert ungemein: Der Leverkusener holte sich zum Trotz die Torjägerkanone. Knapp gefolgt von Robert Lewandowski (Dortmund), der sich mit vier Toren im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid unsterblich machte.
U wie Umbruch: Unvorstellbar, aber wahr, Thomas Schaaf ist nicht mehr bei Werder Bremen. Schade um die romantische Illusion, dass ein Fußball-Trainer irgendwann unkündbar werden könnte. Spannende Frage: Was macht so einer, der seit 1972 ununterbrochen bei einem Club war, in Zukunft?
V wie Verzockt: Uli Hoeneß, der große Architekt des großen FC Bayern München, liebte es, an der Börse zu zocken. Und beliebte, dies dem FC Fiskus zu verschweigen. Nach dem Motto: Geiz ist geil, Schweiz ist geiler. Ob ihn seine Selbstanzeige vor Strafverfolgung bewahrt, bleibt abzuwarten. Verloren hat er jetzt schon.
W wie Wunder: Dortmund, Champions-League-Viertelfinale, Spielstand 1:2. Die Nachspielzeit bricht an, der BVB braucht gegen den FC Malaga noch zwei Tore zum Weiterkommen. Und schießt sie. Tolle Leistung. Aber den letzten Treffer erzielt Felipe Santana nach multipler Abseitsstellung der halben Dortmunder Mannschaft. Ein Wunder, das zu übersehen. Das nur zur Erinnerung, falls sich Jürgen Klopp jemals wieder über Schiedsrichter aufregen sollte.
Z wie Zitat der Saison: „Über das Gegentor sind wir etwas verärgert.“ Jupp Heynckes, Bayern-Trainer, nach dem 6:1-Sieg gegen Werder Bremen.
Anmerkung: Die Buchstaben XY sind als ungelöste Aktenzeichen beim ZDF leider unabkömmlich.