Die Etappen der Steuer-Affäre von Uli Hoeneß
München (dpa) - Uli Hoeneß (62), Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München, verantwortet sich vom (heutigen) Montag an vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II wegen Steuerhinterziehung.
Die Nachrichtenagentur dpa liefert eine Chronologie der Steueraffäre:
2001 bis 2006:Hoeneß spekuliert im großen Stil an der Börse mittels eines geheimen Kontos in der Schweiz. Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus soll ihn mit Millionen unterstützt haben. „Es war immer klar, das war ein Konto zum Zocken, für nichts anderes“, sagte Hoeneß im Mai 2013 der „Zeit“. Nach anfänglichen Gewinnen habe er hohe Verluste gemacht und seine Aktivitäten an der Börse zurückgefahren.
Oktober 2010: Deutschland und die Schweiz unterzeichnen ein neues Doppelbesteuerungsabkommen und vereinbaren Verhandlungen zur Legalisierung nicht versteuerter Gelder auf Schweizer Bankkonten.
April 2012: Beide Länder unterzeichnen ein Zusatzprotokoll. Geldanlagen von Bundesbürgern in der Schweiz aus den vergangenen zehn Jahren sollen pauschal mit 21 bis 41 Prozent besteuert werden.
November 2012: Die von SPD und Grünen regierten Bundesländer lassen das Abkommen im Bundesrat scheitern.
Dezember 2012: Auch im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat kommt keine Einigung zustande.
Januar 2013: Hoeneß zeigt sich beim Finanzamt selbst an. Die Staatsanwaltschaft München leitet ein Ermittlungsverfahren ein. Der FC-Bayern-Präsident hatte vergeblich auf das kurz zuvor gescheiterte Steuerabkommen gesetzt.
20. März 2013: Hoeneß bekommt in seinem Haus am Tegernsee Besuch von den Ermittlern. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor. Dieser wird außer Vollzug gesetzt - angeblich gegen Zahlung einer hohen Kaution.
20. April 2013: Der „Focus“ macht den Fall öffentlich. Das Magazin berichtet unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft und Hoeneß selbst.
21. April 2013: Hoeneß schließt einen Rücktritt als Vereinspräsident aus. Die Kritik an ihm nimmt zu. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) rückt von ihm ab, zeigt sich „enttäuscht“.
23. April 2013: Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet über den Haftbefehl und die Millionen-Kaution. Hoeneß besucht das Halbfinal-Hinspiel des FC Bayern in der Champions League gegen den FC Barcelona (4:0).
1. Mai 2013: Hoeneß gibt in einem „Zeit“-Interview voller Reue Einblick in sein Seelenleben. Verbindungen seines Schweizer Kontos zum Rekordmeister schließt der Bayern-Präsident darin aus.
6. Mai 2013: Hoeneß bleibt nach einem 8:0-Votum der Mitglieder Vorsitzender des Aufsichtsrats der FC Bayern München AG.
25. Mai 2013: Selbst im Moment des großen Triumphes des FC Bayern steht Hoeneß unter dem Eindruck der Steueraffäre. Fast schüchtern greift er im Londoner Wembleystadion nach dem 2:1 im Finale gegen Borussia Dortmund nach dem Champions-League-Pokal.
30. Juli 2013: Die Staatsanwaltschaft München erhebt Anklage gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung.
4. November 2013: Das Oberlandesgericht München gibt bekannt, dass die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II die Anklage gegen den Präsidenten des FC Bayern „unverändert“ zugelassen hat. Der erste Verhandlungstermin wird für den 10. März anberaumt.
13. November 2013: Hoeneß wird auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern von den Mitgliedern gefeiert. Er vergießt Tränen und kündigt an, nach seinem Steuerstrafprozess auf einer außerordentlichen Versammlung die Mitglieder über seine Zukunft entscheiden zu lassen. „Ich werde mich jedem Votum, das Sie treffen, unterwerfen.“
23. Januar 2014: Die Staatsanwaltschaft München lässt bayerische Finanzbehörden wegen des Verdachts der Verletzung des Steuer- und des Dienstgeheimnisses durchsuchen. Es geht um die Frage: Wer gab Dokumente aus Hoeneß' Steuerakte an die Presse weiter. Hoeneß hatte Strafanzeige gestellt.
10. März 2014:Begleitet von einem riesengroßen Medieninteresse beginnt in München der Prozess im Strafverfahren gegen Ulrich H. wegen Steuerhinterziehung. Um Punkt 9.30 Uhr setzt sich der Präsident des FC Bayern auf seinen Platz vor Gericht.