Die neue Mittelklasse der Bundesliga
Hertha BSC, der FC Augsburg und Mainz 05 stehen punktgleich an der Schwelle zu den internationalen Plätzen.
Düsseldorf. Sie haben acht Punkte Vorsprung auf Platz zehn. Sie stehen an der Schwelle zu den Europa League Plätzen, und doch bleiben die Verantwortlichen bei Hertha BSC, dem FC Augsburg und FSV Mainz 05 bodenständig, bescheiden. Ein Blick auf die neue Mittelklasse der Fußball-Bundesliga:
Nach ihrem zehnten Saisonsieg haben die Berliner 34 Punkte. Der Klassenerhalt ist für den Aufsteiger nur Formsache, stattdessen schnuppert der Aufsteiger an den Europa-League-Plätzen.
Der Abstand auf Rang sechs beträgt nur noch einen Zähler. Allzu große Euphorie will Trainer Jos Luhukay allerdings nicht aufkommen lassen. „Wir müssen uns nicht auf die Tabelle fixieren und schauen nicht nach oben oder unten“, sagte der Niederländer. „Wir haben uns aber eine sehr gute Ausgangssituation geschaffen.“ Begeistert ist Luhukay von der Auswärtsstärke seines Teams.
„Nach Bayern München und Borussia Dortmund sind wir die stärkste Auswärtsmannschaft“, betonte der Hertha-Trainer. „Das ist Wahnsinn.“ Fünf der letzten sechs Auswärtsspiele haben die Berliner für sich entschieden. Das 2:1 beim Krisenclub Stuttgart sei am Ende zwar „glücklich, aber nicht unverdient“ gewesen, befand Luhukay, dessen Mannschaft vor allem durch Laufarbeit und Zweikampfstärke überzeugt.
Selbst Markus Weinzierl wird die Sache langsam unheimlich. Durch den 4:2-Sieg beim SC Freiburg hat Augsburg untermauert, dass der Club ein ernsthafter Kandidat für die Europa League ist. „Der Erfolg ist unheimlich viel wert für uns“, betonte der jüngste Trainer der Liga. „Das tut uns unheimlich gut.“ Die Augsburger Erfolgsformel: Engagiert und kompakt verteidigen, dann schnell über die mit André Hahn und Tobias Werner stark besetzten Flügel kontern.
Dazu kommen ein ruhiges Umfeld, geschickte Transferpolitik sowie die richtige Mischung aus Erfahrung und Jugend. Mit dem bereits zehnten Saisonsieg schaffte der ursprünglich als Abstiegskandidat gehandelte Tabellenachte auch zwei Club-Bestmarken: Werner glückte der 100. FCA-Treffer in der Bundesliga. Zudem übertrafen die Augsburger am 22. Spieltag ihre Punktausbeute aus der Vorsaison. „Ich bin unheimlich stolz auf die 34 Punkte“, erklärte Weinzierl. „Das ist einer mehr als im Vorjahr.“
Auch der Tabellenneunte aus Mainz schnuppert nach dem Punktgewinn bei Schalke 04 an der Europa League. „Wir waren sehr mutig“, meinte Trainer Thomas Tuchel. „Wo unser Weg hinführt? Ich weiß es nicht“, bemerkte er zu den internationalen Aussichten. Nach zuletzt vier Siegen und einem Unentschieden in sechs Spielen traten die Gäste selbstbewusst auf. Vor dem Spiel hatte Tuchel gesagt: „Wir erlauben uns, groß zu denken, um Großes zu schaffen.“
Und Tuchel meinte damit wohl nicht nur das Spiel gegen Schalke. Der 40 Jahre alte Fußballlehrer ist in seiner fünften Saison verantwortlich in Mainz, seine Bilanz kann sich sehen lassen: In der von Mainz-Manager Christian Heidel geführten „Tuchel-Tabelle“, also alle Spiele seit dem Amtsantritt des Trainers im August 2009, steht Mainz nach Bayern, Dortmund, Leverkusen und Schalke auf dem fünften Platz. Es ist tatsächlich Zeit, größer zu denken.
Auch wenn Tuchel wie seine Kollegen in Berlin und Augsburg nicht vom Europapokal sprechen möchte, so musste er doch nach dem Schalke-Spiel zugeben: „Okay, wir stecken nicht im Abstiegskampf.“