Die T-Frage geht um: Kampf um Nummer 1
Berlin (dpa) - Die T-Frage geht um. Auch vor der vermeintlichen Nummer 1 machen manche Trainer in der Fußball-Bundesliga nicht mehr halt. Keine Spur von Sonderstatus des Stammtorwarts.
„Auch im Lauf der Rückrunde muss, wer samstags im Tor steht, sich ab dem Dienstagvormittag wieder beweisen“, erklärte Trainer Thomas Tuchel vom Tabellenzweiten FSV Mainz 05 jüngst seine Devise im Zweikampf um die 1 im Kasten.
In Mainz wetteifern Christian Wetklo und Heinz Müller um den Zuschlag. Müller ist der Stammkeeper der vergangenen Saison. Müller fehlte aber auch monatelang wegen einer Verletzung in der laufenden Spielzeit. Erst im letzten Hinrundenspiel kam er zum Einsatz - für Wetklo, die eigentliche Nummer zwei, als die er sich nach eigenem Bekunden allerdings nie gefühlt hat. Bis zum Spiel beim VfB Stuttgart haben Müller und Wetklo noch Zeit, ihren Coach jeweils von sich zu überzeugen. Ausgang offen.
In Hoffenheim heißt die (T-)Frage: Haas oder Starke? Unter dem ehemaligen Coach Ralf Rangnick nutzte Haas die Gunst der Stunde, als Starke von einer Bauchmuskelverletzung geschwächt war. Der bisherige Reservetorwart machte mit guten Leistungen auf sich aufmerksam. Auf eine salomonische Lösung wie beim 1:1 im Testspiel gegen Twente Enschede wird sich Neu-Coach Marco Pezzaiuoli gegen Werder Bremen jedenfalls nicht einlassen: Gegen die Holländer löste Haas in der Pause Starke („Ich will die Nummer eins bleiben“) ab.
Die erste Hoffnung auf die Rückkehr in sein Reich musste derweil Mönchengladbachs Logan Bailly begraben. Seinen Platz übernahm nach dem 9. Spieltag und 27 Gegentoren Christofer Heimeroth. Vom damals Vorletzten rutschte die Borussia nach den 17 Spielen der ersten Halbserie sogar auf den letzten Rang (47 Gegentore). Im Trainingslager konnte nun Nachwuchsmann Marc-André ter Stegen punkten. „Wir haben drei gute Torleute im Kader“, befand Coach Micheal Frontzeck. Gegen den 1. FC Nürnberg will er wieder auf Heimeroth setzen, die einstige Nummer 2.
Beim kaum weniger abstiegsbedrohten 1. FC Köln soll ein ehemaliger Ausgemusterter die Rettung bringen. Michael Rensing, für den FC Bayern nicht mehr gut genug und einige Zeit ohne Job, habe sich gleich aktiv in die Mannschaft eingebracht, lobte Trainer Frank Schaefer nach dem Trainingslager der Kölner, die auf dem Relegationsplatz 16 überwintern mussten.
Aufs 36 Jahre alte Eintracht-Urgestein Oka Nikolov setzt Michael Skibbe. Der 14 Jahre jüngere Ralf Fährmann würde allzu gerne, nur wird ihn der Frankfurter Trainer wohl nicht lassen. „Wenn beide fit sind, wird es Oka sein“, legte sich Skibbe fest und lobte die „unglaublich souveräne Ausstrahlung“ des Stammkeepers. Für Fährmann hat Skibbe den Trost parat, dass alle überzeugt seien, dass er der Nachfolger von Oka wird. „Eine bessere Prognose für einen 22 Jahre alten Torwart findet man in der Bundesliga nicht.“
Doch: Beim FC Bayern. Dort könnte der 22-jährige Thomas Kraft anstelle von Jörg Butt (36) beim VfL Wolfsburg ins Tor rücken. Ob der talentierte Torwart dem Bundesliga-Druck als Nummer 1 standhalten kann, „können wir nicht wissen, sondern das müssen wir überprüfen“, sagte Münchens Coach Louis van Gaal: „Wenn er niemals eine Chance bekommt, werden wir das niemals wissen.“