Werder oder Ausland? Mertesacker am Scheideweg
Belek (dpa) - Per Mertesacker steckt mit Werder Bremen in der Krise, hat im Nationalteam neue Konkurrenz und ist trotz aller Schwierigkeiten im Ausland begehrt: Der Fußball-Nationalspieler steht deshalb in diesem Jahr am Scheideweg.
Soll er langfristig bei Werder bleiben oder mit Blick auf sein Vertragsende 2012 über das immer wieder spekulierte Interesse vor allem englischer Clubs nachdenken? Im Trainingslager der Bremer in Belek hat sich der Verteidiger erst einmal dazu entschieden, alles der kritischen Situation seines Vereins unterzuordnen. „Ich habe meinem Berater gesagt, er soll mich damit in Ruhe lassen“, verriet er und spielte damit darauf an, erst in der vergangenen Woche wieder mit dem FC Liverpool in Verbindung gebracht worden zu sein. „Wir haben hier genug andere Probleme. Manchmal müssen sich Spieler auch vor sich selbst schützen, damit sie die wichtigen Dinge in ihrem Job nicht aus den Augen verlieren.“
Mertesacker ist loyal gegenüber seinem Verein. Er möchte sich und Werder in der prekären Lage, in der der Tabellen-14. völlig ungewohnterweise steckt, nicht hängen lassen. „Wir haben großes Interesse daran, dass die Zusammenarbeit mit Per weitergeht“, sagte Geschäftsführer Klaus Allofs bereits im Dezember. „Dass Interesse anderer Clubs - auch aus dem Ausland - besteht, das ist doch normal.“
Trotzdem wird es für die Bremer nicht einfach, den 26-Jährigen zu halten. Sie könnten nur noch in diesem Jahr viel Geld für ihn bekommen. 2012 ist er ablösefrei. Die Perspektive Champions League, die Mertesacker so wichtig ist, kann Werder vorerst auch nicht mehr bieten. Dazu hat die Krise des Vereins selbst ihn in ein Formtief gezogen. „Ich weiß, dass ich es besser kann“, sagte er in Belek. „Man muss da selbstkritisch mit umgehen, und das ist längst geschehen.“
Eine Stagnation seiner Leistungen kann sich Mertesacker auch mit Blick auf die Nationalmannschaft nicht leisten. Musste Bundestrainer Joachim Löw früher lange nach einem geeigneten Partner für ihn in der Innenverteidigung suchen, wächst nun mit Mats Hummels, Benedikt Höwedes oder Holger Badstuber ein talentierter Konkurrent nach dem anderen heran. Sorgen bereitet das dem Bremer aber nicht. „Es war immer der richtige Weg, auf junge Spieler zu setzen, und er wird es auch weiterhin bleiben“, meinte Mertesacker. „Dass ich jetzt Teil eines Umbruchs werde - soweit sehe ich mich noch nicht.“