Spielpause Die Winter-Baustellen in der Fußball-Bundesliga

Berlin (dpa) - In der Fußball-Bundesliga herrscht derzeit (vor)weihnachtliche Zeit der Besinnung. Bis kurz nach dem Jahreswechsel ruht bei den 18 Oberhaus-Vereinen der Trainingsbetrieb.

Hinter den Kulissen aber müssen die Verantwortlichen mehrerer Clubs reichlich Nachbesserungsarbeiten erledigen, um die in der Hinrunde ausgemachten Baustellen zu beheben und die Basis für eine sportlich erfolgreichere zweite Saisonhälfte zu legen. Der Punktspielbetrieb in der 1. Liga beginnt wieder am Wochenende 20. bis 22. Januar 2017.

HAMBURGER SV

Zumindest herrscht mittlerweile Klarheit, dass Dietmar Beiersdorfer den HSV zum Jahresende verlassen wird. Der neue Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen steht nun vor der Aufgabe, die sein Vorgänger nicht zu lösen vermochte: einen passenden Sportchef zu finden. „Dabei werde ich mich nicht unter Zeitdruck setzten lassen.“. Denn es gelte, die optimale Lösung zu finden, der nicht zuletzt auch wirtschaftlich zum HSV passen müsse. Sportliche Probleme hat der Club in der Abwehr. Trainer Markus Gisdol hätte am liebsten drei neue Innenverteidiger und noch einen Sechser. „Zwei Transferschienen“ soll Beiersdorfer laut Bruchhagen noch zu Ende führen, dann will der 68-Jährige selbst ins Transfergeschäft eingreifen. Bruchhagen: „Die Abwicklung eines Transfers traue ich mir nach 28 Jahren Bundesliga-Geschäft zu.“

VFL WOLFSBURG

Neben dem Erfolg fehlt beim VfL nach der Trennung von Klaus Allofs der starke Mann im sportlichen Bereich. Bis auf Weiteres ist indes nicht geplant, dessen seit kurzem verwaisten Posten des Sportgeschäftsführers nachzubesetzen. Allerdings hat bereits dessen bisherige rechte Hand, der Sportliche Leiter Olaf Rebbe, die Allof'schen Managertätigkeiten mit übernommen hat und soll nun auch eine Bewährungschance erhalten. Gemeinsam mit Trainer Valerien Ismael muss Rebbe in der Winterpause in Wolfsburg die Weichen stellen, dass es nach der mit Platz 13 verpatzten Hinrunde im neuen Jahr mit dem ambitionierten VW-Club sportlich wieder bergauf geht.

BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH

Harmonischer kann eine Trainerentlassung kaum vonstatten gehen als jene von André Schubert bei Borussia Mönchengladbach. Mit Stil und Dankbarkeit für all die „Fußballfeste, die wir erlebt haben“ verabschiedete sich Schubert in einem Video von Fans und Verein. Das ändert aber nichts daran, dass Gladbachs Sportdirektor Max Eberl den Nachfolger Dieter Hecking schon in der Pipeline hatte. Der erst Mitte Oktober in Wolfsburg geschasste Coach heuert bei den „Fohlen“ an. Der 52-Jährige, in den 1980er Jahren einst Spieler bei Mönchengladbach, weiß, dass er jetzt „ein paar Hausaufgaben über die Weihnachtstage“ hat. Der Trainerstuhl wurde zwar blitzschnell wieder besetzt, sportlich ist Gladbach aber immer noch eine Baustelle.

FC AUGSBURG

Nach dem überraschenden Rauswurf von Dirk Schuster hat Interimscoach Manuel Baum in den zwei Spielen in seiner Verantwortung Eigenwerbung betrieben: Vier Punkte sammelte der Bundesliga-Novize - durch ein 1:0 gegen Mönchengladbach und ein 1:1 in Dortmund. „Natürlich ist es super. Aber ich sehe das nicht als Bewerbung oder irgendwas“, sagte er bescheiden. Dennoch sind Baums Chancen gestiegen, von der Interims- zur Dauerlösung zu werden. Laut Manager Stefan Reuter lässt der FCA wieder die Tugenden erkennen, die er zuvor vermisst hat. „Wir hatten eine sehr gute Ordnung und ein sehr mutiges und entschlossenes Umschaltspiel.“ Konkretes zur Zukunft des einstigen Nachwuchscoaches ließ Reuter sich nicht entlocken: „Wir sind nicht dafür bekannt, dass wir uns in solchen Dingen unter Druck setzen lassen.“

SV DARMSTADT 98

Darmstadt ist als abgeschlagener Tabellenletzter mit zuletzt acht Niederlagen in Serie und 445 Minuten ohne Tor eine Großbaustelle. Auch die Südhessen lassen sich Zeit bei der Suche nach einem Nachfolger für den entlassenen Norbert Meier - und installierten als Zwischenlösung Ramon Berndroth. Der Ex-Darmstädter Dirk Schuster ist nach seinem Abgang in Augsburg zwar wieder auf dem Markt. Aber 98-Präsident Rüdiger Fritsch stellte klar: „Das Gute liegt nicht in der Vergangenheit, das Gute liegt in der Zukunft.“ Berndroth rückt wie verabredet zurück auf seinen Posten als Chef des Nachwuchsleistungszentrums. Spätestens zum Trainingsstart am 3. Januar soll Klarheit herrschen. Als einer der Kandidaten gilt der frühere St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski.