Diego wandelt sich langsam und hofft auf Heim-WM
Wolfsburg (dpa) - Diego ist ruhiger geworden. Außerhalb des Platzes war der brasilianische Profi mit dem Ruf einer Diva schon immer ein freundlicher und unaufgeregter Mensch.
Auf dem Rasen zeigte der feine Fußballer hingegen schon häufiger seine andere Seite, als Heißsporn und Egoist fiel Diego immer wieder mal unangenehm auf. In der laufenden Saison jedoch verhielt sich der Bundesligastar bisher manierlich. Der Profi des VfL Wolfsburg glaubt, dass das vor allem mit seinem Sohn zu tun hat.
Mit dem inzwischen zwei Jahren alten Davi hat sich das Leben des Profis verändert. Diego Ribas da Cunha, wie er mit vollem Namen heißt, will jetzt ein Vorbild sein. „Er will essen, was ich esse. Er will Fußball spielen, wie ich Fußball spiele. Er schaut jede Sekunde auf mich“, erklärte Diego dem NDR: „Das ist eine große Verantwortung.“
Vier Gelbe Karten nach 23 Bundesligaspieltagen ist für jemanden wie Diego wenig. Der meistgefoulte Spieler der Bundesliga meckert nicht mehr so häufig, fällt ein bisschen weniger theatralisch als früher. Und wenn es richtig gut läuft, geht er gerne mit seinem Sohn auf dem Arm durchs Stadion und gibt Interviews.
„Klar mache ich immer noch Fehler, aber wichtig ist, daraus zu lernen und nicht das Gleiche noch mal falsch zu machen“, erklärte der brasilianische Ballzauberer seinen Wandel. Ob das tatsächlich vor Rückfällen schützt, wird sich zeigen.
Wenn es nach Diego geht, können die Bundesliga-Fans das noch mehrere Jahre überprüfen und zudem seine Ballkünste bestaunen. Zumindest hat der Spielmacher des VfL angekündigt, seinen bis 2014 laufenden Vertrag beim niedersächsischen Fußball-Bundesligisten verlängern zu wollen. „Ja, darauf arbeite ich hin“, sagte er der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“.
Diego scheint der vielen Neuanfänge müde. Der 2010 nach einem missglückten Turin-Abstecher geholte Brasilianer war 2011 für eine Saison an Atletico Madrid ausgeliehen worden. Nach der Rückkehr blieb er nur wegen fehlender Angebote in Wolfsburg.
Seit der Entlassung von Magath zeigt Diego, zunächst unter Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner und nun unter Dieter Hecking, deutlich ansteigende Form - so wie die ganz Wolfsburger Mannschaft. Aber bei keinem anderen wurde die befreiende Wirkung so deutlich wie bei Diego. Gehemmt und verunsichert hatte der Regisseur unter Magath gewirkt.
Inzwischen zeigt der kleine Künstler wieder häufiger, warum er in den drei Spielzeiten bei Werder ein Bundesligastar und auch außerhalb Bremens bewundert wurde. „Von ihm ist eine Last abgefallen“, berichtete Interims-Coach Köstner kurz nach seinem Amtsantritt.
Ein Wirbelwind mit ausgeprägtem Ego ist er weiterhin. Verändert hat er sich gleichwohl. „Ich habe gelernt, geduldiger zu werden in den Momenten, in denen die Dinge nicht so laufen, wie man sich das vorstellt“, sagte Diego der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Die schwierigen Situationen, in denen ich gesteckt habe, haben mich stärker gemacht.“
Stark genug für sein großes Ziel ist er jedenfalls noch nicht. Diego, der bereits 33 Länderspiele für Brasilien bestritten hat, träumt von der WM im eigenen Land. „Wenn ich in Wolfsburg starke Leistungen bringe und wir unsere Ziele erreichen, dann glaube ich, dass auch ich es zur WM schaffen kann“, sagte der 27-Jährige und fügte einen entscheidenden Satz an: „Aber jeder Spieler hängt immer von der Leistung seines Klubs ab.“ Und die ist weiter mittelmäßig.