Doppelter Bayern-Dusel - Geschenk und spätes Tor
Wolfsburg (dpa) - Doppelt hält der Bayern-Dusel besser. Ein Schiedsrichter-Geschenk und ein Last-Minute-Treffer lassen den Rekordmeister entspannt in die Champions-League-Qualifikation am Mittwoch gegen den FC Zürich gehen.
„Eine gute Mannschaft muss auch Glück haben“, kommentierte Torschütze Luiz Gustavo (90.+1.) nach dem 1:0 (0:0) beim VfL Wolfsburg. Sein spätes Tor bescherte den lange missmutig dreinschauenden Bayern-Verantwortlichen einen ruhigen Start in die Woche mit dem Millionen-Spiel.
Philipp Lahm wollte von Bayern im Glück nichts wissen: „Das spielt keine Rolle, was es ist“, sagte der Münchner Kapitän: „Wichtig sind die drei Punkte. Jetzt können wir mit einem guten Gefühl zu Hause gegen Zürich spielen.“ Aber Gefühle können trügerisch sein.
Eine spielerische Offenbarung war die Münchner Leistung gegen die Mannschaft ihres früheren Trainers Felix Magath nicht. Ohne den angeschlagenen Arjen Robben, dafür aber mit Franck Ribery, spielten die Bayern ähnlich wie bei der 0:1-Pleite gegen Gladbach zu statisch und zu ideenlos. „Nach der Auftaktniederlage war es sehr wichtig, hier zu gewinnen“, sagte Trainer Jupp Heynckes und erklärte die wenig attraktive Spielweise: „Ich lege viel Wert auf Pressing und Defensivverhalten.“
Der Auftritt erinnerte in weiten Teilen an das System seines Vorgängers Louis van Gaal. Ballbesitz hatten die Münchener reichlich, Inspiration wenig. Immerhin, der Wille zum Erfolg war da, bis zum Schluss. „Die Mannschaft ist für ihre Siegermentalität belohnt worden“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger. Er gab allerdings auch zu: „Eine Glanzleistung war es nicht.“
Letztlich bewahrte nur eine Fehlentscheidung von Schiedsrichter Knut Kircher und seines Assistenten Robert Kempter die Bayern vor einem kapitalen Bundesliga-Fehlstart. Als VfL-Stürmer Patrick Helmes (39.) den diesmal fehlerfrei agierenden Nationalkeeper Manuel Neuer mit einem Kopfball überwand, entschied das Gespann auf Abseits. „Das war ein Fehler“, räumte Kircher nach dem Studium der TV-Bilder ein.
Zu spät für Magath. Der VfL-Coach tobte an der Linie und forderte die Einführung technischer Hilfsmittel: „Wenn vier Schiedsrichter nicht in der Lage sind, so eine Szene richtig zu beurteilen, dann wäre es besser, den Video-Beweis einzuführen.“
Für den Neu-Wolfsburger Hasan Salihamidzic war das Wiedersehen mit seinem Ex-Club eine Riesen-Enttäuschung. „Ich ärgere mich unglaublich. Wir haben ein gutes Spiel gemacht und auch ein reguläres Tor geschossen, aber am Ende sind die Bayern in der Kabine und wissen nicht, wie sie gewonnen haben“, urteilte „Brazzo“ über den ihm bestens bekannten Bayern-Dusel.
Die zurückreisenden Münchner Fans hatten sogar dreimal Glück. Der ICE, der in den vergangenen Wochen schon zweimal versehentlich durch Wolfsburg gerauscht war, hielt dieses Mal fahrplanmäßig auf dem Bahnhof, wo in Sprechchören vor allem Ivica Olic gefeiert wurde. Der kroatische Stürmer gab nach neunmonatiger Verletzungspause ein fünfminütiges Pflichtspiel-Comeback. Das reichte, um im Zusammenspiel mit Franck Ribéry das Siegtor von Luiz Gustavo vorzubereiten.
Von einer „Eingebung“ wollte Heynckes bei der Einwechslung von Olic in der 86. Minute nicht sprechen. „Ich bin bereit, unter Umständen vom System wegzugehen“, erläuterte der Trainer-Routinier seine Maßnahme und fügte hinzu: „Ich freue mich für Olic. Er kann für Betrieb sorgen.“