Bundesliga Dortmund gegen Darmstadt: Jugendlicher Hurra-Fußball

Der Dortmunder 6:0-Sieg gegen Darmstadt ist ein Versprechen für die Zukunft. Talente wie Dembelé (19), Pulisic (18), Guerreiro (22) und Mor (19) begeistern durch Spielfreude.

Christian Pulisic (l.) und Emre Mor trugen sich in die Torschützenliste ein.

Foto: Witters, dpa

Dortmund. Er lachte. Befreit, glücklich und ausgelassen wirkte Gonzalo Castro. Wie vielleicht noch nie in seiner Zeit bei Borussia Dortmund. Zwei Tore hatte der Mittelfeldspieler zum 6:0 (1:0) gegen den SV Darmstadt 98 beigesteuert (7./78.), war zudem an beinahe jedem Angriff beteiligt gewesen. Ein bärenstarker Auftritt des gebürtigen Wuppertalers spanischer Abstammung, der die schwarz-gelbe Rasselbande — sechs Spieler waren 22 Jahre und jünger — auf perfekte Weise angeführt hatte. Der 29-jährige Castro war der zweitälteste Dortmunder Spieler auf dem Platz. Nur Adrian Ramos (2:0, 48.) hat noch ein paar Monate mehr auf dem Buckel.

Ousmane Dembelé ist vom Darmstädter Florian Jungwirth (r.) nur durch ein Foul zu stoppen.

Foto: Witters, dpa

Castro, der trotz seiner südeuropäischen Wurzeln nicht unbedingt als Musterbeispiel für Ausgelassenheit gilt, hat spätestens seit Samstag einen besonderen Platz in den Herzen der BVB-Fans eingenommen. Wegen seiner unvergleichlichen Art, Fußball zu spielen. Meist aus der Tiefe des Raums kommend, sich irgendwie anschleichend. Und natürlich wegen seines zweiten Treffers, den er mit einer Mischung aus Hacke und Sohle erzielt hatte. Große Kunst und das i-Tüpfelchen auf eine grandiose Leistung.

Thomas Tuchel, Trainer von Borussia Dortmund

Dass dem Hackentreffer das Alleinstellungsmerkmal fehlte, weil auch der eingewechselte Sebastian Rode auf ähnliche Weise später noch einnetzte (5:0, 84.) — Schwamm drüber. „Dafür hast du deins ja mit dem schwächeren linken Fuß erzielt“, wollte der Neuzugang aus München nicht den Blick auf Castros Traumtor verstellen. „Ich habe doch gar keinen schwachen Fuß“, antwortete der Mann, der das Fußballspielen beim Post SV Wuppertal und bei Viktoria Rott auf Asche gelernt hat. Natürlich wieder mit diesem dicken, fetten Grinsen im Gesicht.

Alles gut also beim BVB, der sich für die 0:1-Pleite in Leipzig mit zwei 6:0-Galas in Warschau und gegen Darmstadt rehabilitierte. „Wir haben die Schlagzahl hoch gehalten und den Takt vorgegeben“, sagte Trainer Thomas Tuchel stolz. Die Balance aus Spielgeschwindigkeit und Geduld war stimmig, die Hessen hatten nicht den Hauch einer Chance. Erst recht nicht nach der gelb-roten Karte für Peter Niemeyer (57.).

Angriff auf Angriff rollte aufs Darmstädter Tor zu, bei denen lediglich Torhüter Michael Esser höheren Ansprüchen genügte. 75 Prozent Ballbesitz und 22 Torschüsse sprechen eine deutliche Sprache. Dabei konnte es sich der BVB sogar leisten, seine etablierten Offensivstars noch zu schonen.

Angesichts eines knallharten Programms mit Spielen in Wolfsburg, gegen Freiburg, gegen Real Madrid und in Leverkusen innerhalb von nur anderthalb Wochen durften sich Top-Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang, Rückkehrer Mario Götze und André Schürrle ausruhen. Shinji Kagawa kam nur für ein paar Minuten zum Einsatz. Marco Reus ist nach seiner Verletzung ohnehin noch länger kein Thema.

Matthias Ginter, Abwehrspieler von Borussia Dortmund

Dass ihr Fehlen nicht für Qualitätseinbußen sorgte, ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis nach einem Fußball-Nachmittag voller Rasanz. Christian Pulisic (3:0, 54.), der gestern 18 Jahre alt wurde, Ousmane Dembelé (19), Raphael Guerreiro (22) sowie der 19-jährige Emre Mor (6:0, 88.) — „es hat schon Spaß gemacht, den kleinen Jungs da vorne zuzusehen“, schwärmte Abwehrspieler Matthias Ginter, der mit 22 Jahren auch nicht gerade zu den Routiniers zählt. Mit ihrer Leichtfüßigkeit, ihrer unbeschwerten Freude am Fußball und mit diesem immensen Tempo, welches sie immer wieder anschlagen können, begeisterten die jungen Wilden aus Dortmund. Da wächst etwas heran.