Labbadia ratlos und gereizt nach Hamburger Fehlstart
Hamburg (dpa) - Auf Fragen zu seiner Zukunft hatte Bruno Labbadia nun wirklich keine Lust. Dünnhäutig und verärgert brach der Trainer des Hamburger SV ein TV-Interview ab.
Die Krise des Bundesliga-Dinos hat beim einstigen Retter Spuren hinterlassen. Saisonübergreifend ist sein HSV 2016 die schlechteste Bundesliga-Mannschaft. Für die bittere 0:4-Pleite gegen Aufsteiger RB Leipzig bekamen Labbadia und seine Profis ein gellendes Pfeifkonzert von den Rängen zu hören. Der Coach gerät zunehmend unter Druck, HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer erwartet eine baldige Trendwende: „Wir müssen gegen den SC Freiburg einen Befreiungsschlag landen. Das wird nicht einfach, aber ich erwarte, dass alle eine Schippe drauflegen und an ihre Grenzen gehen.“
Die bei nur einem Punkt aus drei Spielen aufgekommene Unruhe im Umfeld sei „normal. Aber wir werden es hinkriegen“, ergänzte Beiersdorfer. Klar ist auch, dass der im Sommer 2015 als Retter in höchster Abstiegsnot gefeierte Labbadia nun Erfolge liefern muss. Und auch wenn wie so oft in solchen Situationen bereits mögliche Nachfolger gehandelt werden, scheint der Ex-Profi zumindest noch die Chance zur Wende in Freiburg zu bekommen. Beiersdorfer bemühte sich jedenfalls, zu Labbadia zu stehen. „Bruno kann es schaffen. Er hat schon oft bewiesen, dass er eine Mannschaft kurzfristig wieder aufbauen kann.“
Der HSV lag am Boden - mal wieder. „Wir haben 4:0 gegen Leipzig verloren - das sagt doch alles. Mir tut es für jeden von uns leid, der heute unsere Farben tragen musste“, sagte Lewis Holtby.
Mehr als 30 Millionen Euro investierte der HSV im Sommer in die Mannschaft. Labbadia setzt aber zum großen Teil noch auf die alten Spieler. Die Frage, die sich viele Hamburger nach drei Spieltagen in der Fußball-Bundesliga und nur einem Punkt stellen: Ist Labbadia der Richtige, um eine Spitzenmannschaft zu formen?
Der 50-Jährige brachte nach öffentlichem Druck erstmals den brasilianischen Neuzugang Douglas Santos. Alen Halilovic kam erst in der 70. Minute aufs Feld, da führte RB Leipzig bereits mit 1:0. 120 Sekunden später stand es 2:0 für die Gäste. Für den vom FC Barcelona ausgeliehenen Profi nahm Labbadia Aaron Hunt vom Platz. Er sollte den HSV als offensiver Regisseur führen. Nach einer vergebenen Großchance in der 45. Minute spielte Hunt aber immer unsicherer. „Aaron hat das beschäftigt“, gab Labbadia zu. Letztlich erlebte die gesamte Mannschaft wie schon beim 1:3 in Leverkusen einen Einbruch.
Dietmar Beiersdorfer verspürte danach erstmal keinen öffentlichen Redebedarf. Der Vorstandsvorsitzende und Sportdirektor wollte sich nicht äußern.
Sein Trainer wollte mit schnellem Flügelspiel den Gegner überlisten und dann zuzuschlagen. Die 22 Flanken der Hamburger fanden aber keine Abnehmer. Bobby Wood verlor fast alle Kopfballduelle. Pierre-Michel Lasogga hatte Labbadia aus dem Kader verbannt - eine Begründung blieb Labbadia bislang schuldig.
Angesprochen auf die Gesamtsituation und eine mögliche Diskussion um seine Person, reagierte Labbadia nach der Pleite gegen die ungeschlagenen Leipziger gereizt. Mit 2:8 Toren aus drei Spielen und dem einen Punkt durch das Auftakt-1:1 gegen den noch sieglosen FC Ingolstadt dümpelt seine Mannschaft in den untersten Regionen der Tabelle.
Gegen die Leipziger ging es letztlich schnell. Eine Halbzeit lang passierte wenig, dann gelang Emil Forsberg per Foulelfmeter die Führung (65.). Zwölf Minuten später stand es nach den beiden Treffer von Timo Werner (72.,77.) 3:0. Davie Selke (90.+1) stellte in der Nachspielzeit den Endstand her. „Wir hatten uns viel vorgenommen, Knackpunkt war, dass wir nicht selber ein Tor gemacht haben“, lautete Labbadias Analyse. Die Möglichkeit, es besser zu machen, haben er und seine Mannschaft schon am Dienstag beim SC Freiburg, am Samstag kommt der deutsche Rekordmeister FC Bayern München.