Dortmunder OK-Chef nach Tragödie: „Es war sehr bewegend“

Dortmund (dpa) - Die Reaktion der Fußball-Fans nach einem Todesfall im Dortmunder Stadion hat überrascht. Während der Partie gegen Mainz (2:0) verabredeten sich die Fans binnen weniger Minuten, auf den verbalen Support zu verzichten.

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Die Deutsche Presse-Agentur hat Christian Hockenjos, Leiter des Bereichs Verwaltung und Organisation beim BVB, zu dieser ungewöhnlichen kollektiven Trauer befragt.

Haben Sie schon einmal eine derartige Stille in der für ihre laute Atmosphäre bekannten BVB-Arena erlebt?

Christian Hockenjos: Zumindest noch nie aufgrund eines derartigen Vorfalls.

Wie ist es möglich, dass ein ganzes Stadion mit über 80 000 Zuschauern binnen weniger Minuten verstummt?

Christian Hockenjos: Der Todesfall ist zunächst nicht von uns kommuniziert worden. Fans auf der Südtribüne haben gesehen, dass das Deutsche Rote Kreuz in der Südwest-Ecke aktiv war. So eine Botschaft macht dann schnell die Runde. Durch die neuen Medien wird das Ganze dann noch beschleunigt.

Beim 2:0 durch Kagawa Mitte der zweiten Halbzeit wurde auf die Tormusik und die Nennung des Spielernamens verzichtet. War das eine Regieanweisung von oben oder eine spontane Reaktion des Stadionsprechers?

Christian Hockenjos: Wir hatten uns kurz nach der Halbzeitpause auf leitender Ebene ausgetauscht und entschieden, dass Stadionsprecher Norbert Dickel nicht mit Vollgas seiner Aufgabe nachkommt. Den puschenden Charakter haben wir bewusst rausgenommen. Aber wir wollten nicht soweit gehen und konkret über den Vorfall informieren. Das haben wir bewusst an das Ende des Spiels gesetzt und schon während der zweiten Hälfte einen entsprechenden Text vorbereitet.

Empfinden Sie persönlich ein wenig Stolz, dass die Fans so pietätvoll reagiert haben?

Christian Hockenjos: Es war eine tolle Reaktion. Dass 80 000 Menschen schon zwei Minuten vor Schluss ihre Schals hochhalten und gemeinsam „You'll never walk alone“ singen, war sehr bewegend.