Eingebürgerter Naldo: „schöne Zukunft in Deutschland“
Lille (dpa) - Schon als Ronaldo Aparecido Rodrigues vor fast zehn Jahren aus dem brasilianischen Florianopolis nach Bremen kam, hatte der damals 22 Jahre alte Fußballprofi so eine Vorahnung.
In Deutschland, meinte der kurz Naldo genannte Abwehrspieler, würde er sein Traumhaus bauen - „wegen der Sicherheit und der Infrastruktur“. Damals war er erst wenige Tage in Europa und schien schon zumindest eine deutsche Tugend verinnerlicht zu haben. „Pünktlichkeit“ nannte Naldo ebenso als Eigenschaft, die ein vorbildlicher Profi haben müsse, so wie „Leidenschaft“ und „Vereinstreue“.
Im Umfeld Werders, das damals notorisch genervt von der Unpünktlichkeit von Naldos Landsmann Ailton war, konnte man diese Berufsauffassung kaum glauben. Der neue Abwehrmann wurde schon früh als „Anti-Ailton“ gefeiert. Binnen eines Jahrzehnts verinnerlichte Naldo vollends die deutsche Mentalität. In der vergangenen Woche bekam er nun die deutsche Staatsbürgerschaft. Bei der feierlichen Zeremonie in Wolfsburg mit Oberbürgermeister Klaus Mohrs war der Stolz des gebürtigen Brasilianers darüber deutlich zu spüren.
Monatelang hatte der inzwischen 32-Jährige zusammen mit seiner Frau Carla für die Aufnahmeprüfungen gebüffelt. Ihren Sohn Naldinho hatte das Paar seit dessen Geburt vor neun Jahren ohnehin „deutsch“ erzogen. „Mein Sohn ist ein Deutscher, ein typischer Deutscher“, berichtete Naldo lachend. Nach dem Karriereende will die Familie bleiben. „Ich sehe eine schöne Zukunft hier in Deutschland“, bestätigte Naldo das, was er bereits 2005 vorausgesagt hatte.
Voraussetzung für die Identifikation mit Deutschland ist Naldos Charakter. Über einige in Deutschland gescheiterte Landsleute befand er einmal: „Die wollten es wohl immer nur warm haben und Karneval feiern.“ Naldo ist anders. „Ich fühle mich auch im Winter sehr wohl. Es ist einfach schön, beides zu erleben - die kalte Jahreszeit und auch die Sonne“, meinte er später in Bremen. Er erkannte zudem etwas im Vergleich zu seiner brasilianischen Heimat, was hier als selbstverständlich empfunden wird: „Hier in Deutschland haben die Menschen viel mehr Respekt voreinander, halten sich an die Regeln der Gesellschaft“.
Die brasilianische Lebensfreude ist auch bei ihm deutlich zu spüren, zugleich ist er ein Glücksfall für einen deutschen Trainer: Er ist zuverlässig, ehrgeizig und leistungsstark. Seit fast zehn Jahren zählt der schussgewaltige Innenverteidiger in der Bundesliga nun zu den Leistungsträgern. Erst lange Zeit in Bremen, seit 2012 in Wolfsburg. „Ich finde das toll“, sagte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs, dem der Stolz über Naldos Entwicklung ebenfalls deutlich anzumerken war: „Ich bin ja seit den ersten Tagen mit dabei.“
Der heutige VfL-Manager hatte Naldo 2005 noch in Diensten von Werder Bremen nach Deutschland geholt. Für beide Seiten eine glückliche Fügung. „Das ist ein großes Kompliment für Deutschland“, meinte Allofs zur Tatsache, dass ein Brasilianer Deutscher wird.