Eintracht Frankfurt: Alexander Meier im Höhenflug

Alexander Meier war in Frankfurt schon immer wertvoll, aber noch nie hatte der Mittelfeldstürmer einen solchen Lauf wie jetzt.

Der Frankfurter Alexander Meier jubelt, nachdem er per Kopf sein zweites Tor zum 2:1 im Spiel gegen den 1. FC Köln im Oktober 2014 erzielte.

Foto: Frank Rumpenhorst

Frankfurt. Zweieinhalb Jahre ist es jetzt her, dass die Eintracht Frankfurt Fußball AG in enger Abstimmung mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt dazu aufgerufen hatte, die „Säulen der Eintracht“ zu wählen. Es ging darum, welche elf Spieler in der U-Bahnstation Willy-Brandt-Platz, dem unterirdischen Drehkreuz im Bankenviertel, an ausgesuchten Säulen überdimensional abgebildet werden.

Über 15.000 Teilnehmer beteiligten sich damals, und seitdem können Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski, Alexander Schur und Uwe Bindewald, Bum-Kun Cha oder Anthony Yeobah vom Bahnsteig bestaunt werden. Würde heute die Prozedur wiederholt, das Ergebnis würde zumindest auf einer Position anders ausfallen: Dann wäre nämlich auch Alex Meier dabei.

Die Aufnahmebedingungen, mindestens 100 Pflichtspiele oder vier Jahre Zugehörigkeit zum Verein, einen sportlich wie charakterlich prägenden Einfluss, hatte der 1,96-Meter-Schlaks, seit 2004 bei der Eintracht, 282 Erst- und Zweitligaspiele, 92 Tore, 42 Torvorlagen, auch im Frühjahr 2012 bereits erfüllt, doch damals mühte sich die Eintracht gerade in der zweiten Liga ab. Dass der scheue Meier auch dieses Wellental mitmachte — und 17 Treffer zum Wiederaufstieg beisteuerte — war für ihn eine Selbstverständlichkeit.

Alex Meier, in Buchholz in der Nordheide geboren, vom HSV zur Eintracht gekommen, ist das Gesicht der Adler, fast bekannter als Maskottchen Attila. Fast jedes zweite verkaufte Trikot wird mit seinem Allerweltsnamen beflockt. Und wenn wie nun beim 5:2-Vortrag gegen Werder Bremen der nie für die Nationalelf nominierte Meier zweimal als Torschütze ausgerufen wird, tönt ein „Fußballgott“ hinterher. Mit zehn Treffern führt er derzeit die Torschützenliste der Bundesliga an.

Seit einem Jahrzehnt gibt die Nummer 14 die Lebensversicherung und Identifikationsfigur von Eintracht Frankfurt; er ist ein Spieler, „für den es sich lohnt, jeden Tag im Büro zu arbeiten“, sagte Heribert Bruchhagen einmal. Der Boss darf sich bestätigt fühlen, dem Musterprofi sommers einen neuen Dreijahresvertrag gegeben zu haben, der den bald 32-Jährigen zum Topverdiener gemacht hat.

Umso erstaunter reagierten alle bei der Eintracht, dass der neue Trainer Thomas Schaaf zu Saisonbeginn keine richtige Verwendung für seinen Torgaranten hatte. Weder im Pokal noch in den ersten drei Bundesligaspielen stand Meier in der Startelf — und Kapitän wurde in dieser Phase der Keeper Kevin Trapp. Meier schluckte seinen Unmut hinunter. Die Irritationen sind längst ausgeräumt. Der zehnfache Torschütze bildet mit dem fünfmal erfolgreichen Schweizer Haris Seferovic ein Sturmduo, das unterschiedlicher kaum sein könnte.

Der eine nimmt oft am Spiel gar nicht richtig teil - Schleicher Meier begnügte sich auch gegen Werder mit lediglich 24 Ballkontakten. Der andere geht überall hin, wo es weh tut. „Ich bin der Normale, er der Verrückte“, erklärte Meier am Sonntag. Der Höhenflug der Hessen soll am Freitag bei der TSG 1899 Hoffenheim fortgesetzt werden. Wo soll das noch hinführen?

Unter den Anhängern wird vehement diskutiert, ob es ihr Klub in den Europapokal und ihre Ikone zum Torschützenkönig bringen könnten. Auf letztere Frage pflegt Meier zu antworten: „Das wird ein Spieler vom FC Bayern.“ Trotzdem: Sein Vorsprung auf Mario Götze beträgt drei, auf die Troika Robert Lewandowski, Arjen Robben und Thomas Müller vier Tore. Meiers Bestwert in der Bundesliga liegt bei 16 Treffern aus der Spielzeit 2012/2013 — damit schoss er Frankfurt in die Europa League. Torschützenkönig war er zwei Spielzeiten früher. Aber eben nur in der zweiten Liga. Und das hat nicht fürs Abbild an einer U-Bahn-Säule gereicht.