Eintracht Frankfurt auf der Suche nach sich selbst

Frankfurt/Main (dpa) - Wenigstens waren sich bei Eintracht Frankfurt hinterher alle einig. „Nach dieser Leistung brauchen wir nicht von Europa zu sprechen“, sagte Trainer Armin Veh. „Augsburg hat uns total den Schneid abgekauft“, befand Rechtsverteidiger Sebastian Jung.

Und Sportdirektor Bruno Hübner attestierte dem hessischen Fußball-Bundesligisten gar den Auftritt einer „Schülermannschaft gegen Senioren“. So offen die Verantwortlichen und Spieler der Frankfurter mit dem 0:2 (0:1) beim abstiegsbedrohten FC Augsburg umgingen, so ratlos muss es sie gemacht haben, was zuvor auf dem Rasen passiert war.

Denn wie so oft in den vergangenen Wochen zeigte die Eintracht eine enttäuschende Leistung: kein Tempo, keine Ideen, kein Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten - nach den 90 Minuten konnte man durchaus ins Grübeln kommen, ob nun eher Frankfurt oder Augsburg gegen den Abstieg kämpft. „Es war ein verdienter Sieg für Augsburg“, musste Veh an seinem Wohnort anerkennen. „Wir haben es ganz schlecht verteidigt und vorne nicht so Fußball gespielt, wie wir es eigentlich können.“

Trotz einer schwachen Rückrunde - nur zwölf Punkte aus zwölf Partien - hat die Eintracht nach wie vor die große Chance auf den europäischen Wettbewerb. Sogar die Champions-League-Qualifikation ist bei nur vier Zählern Rückstand auf den FC Schalke 04 noch möglich. Doch offenbar kann selbst diese verlockende Aussicht aktuell nicht dazu beitragen, dass die Veh-Elf mit der nötigen Spannung in ihre Spiele geht. „Wir müssen fighten, wenn es spielerisch nicht läuft“, forderte der Frankfurter Trainer. Gegen Augsburg war sein Team dazu jedenfalls nicht in der Lage.

Und so klangen die Worte von Torhüter Oka Nikolov, der die Augsburger Tore durch Dong-Won Ji (27. Minute, 55.) nicht verhindern konnte, fast schon verzweifelt: „Wir müssen wieder besser Fußball spielen“, appellierte der Routinier an seine Kollegen. Wie das im Detail funktionieren könnte, vermochte der 38-Jährige nicht zu sagen. Doch damit steht er in Frankfurt derzeit wohl nicht alleine da.

Fakt ist: Die Eintracht der Rückrunde hat mit der aus der Hinserie nur noch wenig gemein. 17 Spieltage lang verzückte der Aufsteiger die Liga mit tollem Offensivfußball. Platz vier zur Winterpause war der gerechte Lohn einer beeindruckenden Hinrunde. Doch seitdem wirken die Hessen wie verwandelt. Die Leichtigkeit im Spiel ist verloren gegangen, es fehlt an Selbstvertrauen und Überzeugung. Auch Vehs Vertragsverlängerung hat dem Aufsteiger keinen Schub gegeben.

Gerade offensiv hakt es gewaltig: Mit nur neun Toren stellt Frankfurt den zweitschwächsten Angriff der Rückrunde. Einzig Alex Meier, mit 13 Treffern bester Schütze, strahlt konstant Torgefahr aus. Winter-Neuzugang Srdjan Lakic hat das Problem in der Sturmmitte nicht im Ansatz lösen können. Zu allem Überfluss verletzte sich Meier in Augsburg am rechten Sprunggelenk. Wie lang der Angreifer ausfällt, ist noch nicht klar.

Für die Eintracht war damit der schwarze Sonntag perfekt. Wobei, eine positive Nachricht gab es dann doch noch: Der Vertrag von Sportdirektor Bruno Hübner verlängerte sich mittels Option um ein Jahr bis 2014. „Das war Formsache“, sagte der 52-Jährige, der seit 2011 für die Eintracht arbeitet. Nach den erreichten Zielen Aufstieg und Klassenverbleib laufe der Kontrakt wie vereinbart weiter.