Erfahrung und Zusammenhalt - Freiburg kann Abstiegskampf
Freiburg (dpa) - Ruhe, Vertrauen, Zusammenhalt: Während auf vielen Trainerbänken der Fußball-Bundesliga ein reges Kommen und Gehen herrscht und die Unruhe zum Alltag gehört, vertrauen sie beim SC Freiburg auf ihre altbekannten Stärken.
Diskussionen um den Coach sind im Breisgau seltener als Europapokalspiele. Christian Streich und sein Trainerteam können mit einer in der Bundesliga unvergleichlichen Selbstverständlichkeit arbeiten - ein nennenswerter Vorteil, sagt Streich vor dem Baden-Derby gegen die TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr). „Der Vorstand weiß, was wir Trainer so machen. Bei uns im Verein ist alles verwoben, und das spüren wir.“
Das uneingeschränkte Zutrauen in Streich und seine Assistenten könnte für den Tabellen-16. ein Plus im Kampf um den Klassenverbleib sein. „Das spürt die Mannschaft und das ist wichtig“, betont Streich, für den es „komisch wäre, wenn es plötzlich heißen würde: Warum sind die noch da?“ Die Mannschaft und die Trainer stünden zusammen, erklärt er. „Wir geben alles. So gesehen wäre es das Schlimmste, was passieren könnte, wenn daran gezweifelt würde.“
Während bei Konkurrenten wie Hertha BSC (Pal Dardai), dem FSV Mainz 05 (Martin Schmidt), Hamburger SV (Joe Zinnbauer), SC Paderborn (Andreas Breitenreiter) oder 1. FC Köln (Peter Stöger) Kollegen arbeiten, denen jegliche Erfahrung im Abstiegskampf der deutschen Eliteliga fehlt, kann der Sportclub auf Streichs Kenntnisse bauen. Freiburg und Streich können Abstiegskampf. Zweimal rettete sich die Elf unter seiner Ägide nach dem 30. Spieltag. Im Verein kennt man es kaum anders: In der sechsten Bundesliga-Saison nach dem Wiederaufstieg 2009 steckt der SC zum vierten Mal unten drin.
In einer solch schwierigen Situation zusätzlichen Druck auf die Spieler aufzubauen führe nicht zum Erfolg, glaubt Streich. „Man kriegt keinen Qualitätszuwachs, wenn man sagt, man muss“, erklärte er einmal der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Wenn du sagst, ich muss, dann machst du zu. Und das ist kontraproduktiv.“ Deshalb versuche er, das Zusammensein so zu gestalten, „dass wir eine angenehme Zeit miteinander verbringen - unter dem Druck, den wir eh haben.“
Und dabei helfe eben auch das Vertrauen der Entscheider um Präsident Fritz Keller. „Wenn du auch noch die Kraft aufbringen müsstest, Zweifel zu beseitigen, dann kannst du es nicht mehr. Dann wäre es für mich schnell erledigt. Von mir aus“, sagt Streich. Der 49-Jährige sieht diese Beziehung als Geben und Nehmen. Fast alle Trainer in Freiburg seien „tief verwurzelt“ mit dem Verein.
Zudem wird der Trainer in Freiburg nicht als der alles entscheidende Mann gesehen, er ist nur ein wichtiger Faktor auf einem langen Weg. Das war schon zu Zeiten eines Volker Finke so. „Ich bin so lange da, 20 Jahre jetzt, da geht es wirklich nicht um ein Jahr mehr oder weniger. Da geht es drum: Was kommt danach?“, sagt Streich. Der Blick auf das große Ganze sei „der große Unterschied. In der Hinsicht gibt es keinen Vergleich mit einem anderen Trainer in der Bundesliga.“
Der Zusammenhalt im Team und die soziale Kompetenz sind laut Streich mit die wichtigsten Faktoren für einen erfolgreichen Abstiegskampf. „Wer es schafft, als Mannschaft zu denken, und nicht nur Ich-AG’s hat, wird nicht absteigen.“ Vorbildlich hätten sich zuletzt Verteidiger Oliver Sorg und Stürmer Nils Petersen verhalten, sie hätten ihre zeitweilige Reservistenrolle zu 100 Prozent akzeptiert. „Das ist genau die Haltung, mit der wir vielleicht mal noch einen Tick besser sein können als andere“, erklärt Streich.