Ernüchterung statt Neustart: VfL enttäuscht
Wolfsburg (dpa) - Es war nur ein ganz kurzer Moment der Orientierungslosigkeit. „Wo geht es denn hier am schnellsten nach unten?“, fragte der neue Wolfsburger Sportchef Klaus Allofs seinen Pressesprecher im Obergeschoss des Stadions.
Unfreiwillig lieferte der im Spätherbst verpflichtete Manager mit seiner Suche des richtigen Weges ein Bild mit Symbolgehalt: So schnell und reibungslos funktioniert das alles nicht mit dem Neustart.
Die anfängliche Euphorie ist nach dem 1:1 (1:1) gegen den FC Augsburg zumindest bei den Fans des niedersächsischen Fußball-Bundesligisten schon wieder verflogen. Einige Wolfsburger Zuschauer pfiffen bereits während des Spiels, mehrere nach dem Abpfiff - wie schon so oft in dieser Saison.
Auch mit dem neuen Trainer und dem neuen Sportdirektor enttäuscht die teure Truppe des Volkswagen-Konzerns. Nach dem frustrierenden Remis gegen den Abstiegskandidaten aus Augsburg musste der erst vor wenigen Wochen verpflichtete Coach Dieter Hecking das alte Dilemma kommentierten.
Dazu gehört unter anderem die Abhängigkeit von Diego: „Wenn die anderen in die Bresche springen, geht es, aber das haben sie nicht gemacht.“ Der teuerste Spieler der Werkself tauchte nach furiosem Beginn und zwei vergebenen Chancen schnell ab. Und mit Diego schwächelte dann die ganze Mannschaft. Nach Naldos Führung (23.) glich Jan Moravek (25.) fix aus, die Wolfsburger Überlegenheit war vorbei. Erstaunt stellte der neue Coach fest: „Dann passiert das, was ich gedacht hatte, dass es nicht mehr passiert, vor allem nicht so krass - dass wir komplett den Faden verloren haben.“
Viel schlimmer noch, der Coach musste nach dem Ausgleich feststellen, dass „plötzlich zwei Spielideen da waren: Die einen wollten nach vorne, die anderen nach hinten“. Die verunsicherte Mannschaft wirkte zusehends konfuser und zeigte auch, dass im defensiven Mittelfeld das Niveau nicht reicht.
Seinen talentiertesten und am besten bezahlten Spieler nahm Hecking ausdrücklich in Schutz. „Wir können Diego auch mal ein schwaches Spiel zugestehen“, sagte der Coach und warb um Verständnis: „Das muss man auch mal akzeptieren.“ Aber ohne die Ideen des Spielmachers funktioniert das VfL-Spiel nicht, weshalb Naldo forderte: „Die anderen müssen auch mal was zeigen.“
Die Hoffnung auf einen schnellen Wandel ist bei Hecking schnell verschwunden. „Wir sollten nicht vom Europapokal träumen, dafür muss man gewinnen“, sagte er und fügte ernüchtert an: „Wenn man das nicht tut, muss man nach unten schauen.“ Nur sieben Punkte beträgt der Vorsprung des VfL auf den Relegationsplatz.
Zwei Zähler Rückstand auf Platz 16 hat der FC Augsburg, obwohl er auch im dritten Spiel der Rückrunde ungeschlagen blieb. „Wir nehmen die positive Serie mit“, kommentierte Trainer Markus Weinzierl: „Das gibt uns Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Dieses Gefühl fehlt bei den Wolfsburgern.