Ex-Bayer Fink will nicht Münchens „Meistermacher“ sein

Hamburg (dpa) - Auch mit seinem Bayern-Gen schlägt Thorsten Finks Fußball-Herz längst für den HSV. Deshalb wäre es ihm als HSV-Coach in München überhaupt nicht recht, wenn ausgerechnet der Nordclub dem Süd-Rivalen zum vorzeitigen Gewinn der deutschen Meisterschaft verhelfen würde.

„Wenn ich sage, dass ich mich freuen würde, wenn der FC Bayern am Samstag Meister wird, würde das ja auch bedeuten, dass wir verlieren“, meinte Fink. Und ergänzte: „Mit so einer Aussage wäre ich wohl nicht mehr lange HSV-Trainer. Doch das bin ich sehr gern.“

Die Ausgangslage ist klar: Gewinnt Verfolger und Noch-Meister Borussia Dortmund am Samstag beim VfB Stuttgart nicht, kann der souveräne Tabellenführer aus München im Abend-Spiel mit einem Dreier alles klar machen. Fink hofft jedoch, dass die Bayern schon das wichtige Champions-League-Spiel in der nächsten Woche gegen Juventus Turin im Hinterkopf haben. „Ich weiß selber, dass man dann auch schon mal in Gedanken bei einem Gegner wie Juve ist. Das ist ein Grund mehr, nicht von vornherein aufzustecken“, betonte der Coach.

Er erinnerte an den erfolgreichen Auftritt beim BVB (4:1), den der HSV in dieser Saison sogar zweimal besiegen konnte. „Gegen Top-Teams haben wir uns oft gut präsentiert. Und als erste Mannschaft den kommenden Meister in der Rückrunde zu besiegen, ist doch auch eine besondere Motivation“, fügte der 45 Jahre alte Ex-Profi hinzu. Als defensiver Mittelfeldakteur hat er mit den Bayern einst viele Erfolge gefeiert und das Siegen verinnerlicht. Dies gelte es nun auf den erstarkten HSV zu übertragen: „Wir wollen die Saison versüßen“, sagte Fink - und denkt möglicherweise insgeheim an den Europapokal.

Hoffnung macht ihm der Formanstieg von Rafael van der Vaart. Dem Niederländer haben seine beiden Tore in der WM-Qualifikation gegen Estland und Rumänien viel Selbstvertrauen gegeben. Und der 30-Jährige, der anders als sein Coach das Ziel Europa League offen ausgesprochen hat, hofft auf mehr: „Wenn man in zwei Länderspielen zwei Tore schießt, kann man an eine Serie denken. Ich hoffe, dass es auch am Samstag klappt“, meinte der Spielmacher, mit dem der HSV in 19 Saisonspielen 31 Punkte holte. In den sieben Partie ohne „VdV“ gab es hingegen nur sieben Zähler.

Fink baut auf van der Vaart, ließ sich aber nicht viel weiter in die Karten schauen. Für Nationalspieler Marcell Jansen (Gelbsperre) sollte eigentlich Petr Jiracek nach langer Verletzungspause zum ersten Startelf-Einsatz seit dem 21. Oktober kommen. Doch der Tscheche bleibt der große Pechvogel beim HSV und fällt diesmal wegen einer Magen-Darm-Grippe aus. Anstelle von Jiracek wird nun wohl Dennis Aogo den Platz von Jansen auf der linken Abwehrseite einnehmen. Als erster Anwärter für Aogos Mittelfeld-Posten gilt Tolgay Arslan.

Offen ist zudem, ob Fink eher defensiv mit Per Skjelbred als zusätzlicher Absicherung im Mittelfeld und Artjoms Rudnevs als einziger Spitze agieren lassen will. Oder - wie beim Dortmund-Coup - mit Zug nach vorn, als der HSV mit den Doppeltorschützen Rudnevs und Heung Min Son in vorderster Front den Meister auseinandernahm.