Fantastische Zwei: Bayer-Bollwerk Toprak und Spahic
Lissabon (dpa) - Der Totaloffensivfußball à la Roger Schmidt wäre nicht so erfolgreich, wenn das Innenverteidiger-Duo Ömer Toprak und Emir Spahic nicht in der Abwehr so effektiv abräumen würde.
„Sie spielen beide eine fantastische und herausragende Saison“, lobte Bayer Leverkusens Chefcoach das Zwei-Mann-Bollwerk. „Was wir in der vordersten Linie machen, geht natürlich nur, wenn es entsprechend in der hinteren Linie abgesichert wird. Außerdem haben sie diesen Geist, nach vorne zu verteidigen.“
Die Umstellung von der eher defensiven Spielweise von Ex-Trainer Sami Hyypiä zum druckvollen Pressing- und Gegenpressing von Schmidt war für das Duo nicht ganz einfach. „Der Stil ist einfach ein anderer, mit Hyypiä haben wir abwartender gespielt und auf Konter gesetzt“, sagte Toprak. „Das sind zwei unterschiedliche Philosophien.“ Dass Bayer in den bisherigen 14 Bundesligaspielen nur 18 Tore kassierte - nur vier Clubs ließen weniger zu - ist auch ihr Verdienst.
„Sie geben der Mannschaft, die gespickt ist mit jungen Spielern, mit ihrer Erfahrung viel Sicherheit“, sagte Schmidt. Der Werksclub honorierte die guten Leistungen. Der 25 Jahre alte Toprak, der 2011 vom SC Freiburg kam und dessen Marktwert inzwischen auf 18 Millionen Euro geschätzt wird, unterschrieb einen Langzeitvertrag bis Juni 2018 und lehnte lukrativere Angebote türkischer Spitzenclubs ab. „Leverkusen ist eine Spitzenadresse“, begründete der in Ravensburg geborene Toprak seine Treue zu Bayer.
Dabei hätte seine Karriere beinahe ein schlimmes Ende gefunden, als er sich 2009 bei einem Kartunfall schwer verletzte und viele Wochen im Krankenhaus verbringen musste. „Ich versuche deshalb, an jeden Tag positiv heranzugehen, weil ich weiß, dass es fast vorbei gewesen ist“, sagte Toprak, der 2008 mit der deutschen U19-Nationalmannschaft Europameister wurde. Danach entschied er sich jedoch, seine Laufbahn für die Türkei fortzusetzen.
Im Werksclub hat er sich inzwischen über das Spielfeld hinaus Respekt verschafft. „Ich habe ihn zum stellvertretenden Kapitän ernannt. Er ist auf seine Art ein absoluter Führungsspieler“, sagte Schmidt. „Nicht nur sportlich, sondern auch, wie er sich einbringt in die Mannschaft.“
Auch Bayer-Geschäftsführer Michael Schade lobte Topraks fußballerische Fähigkeiten. „Ömer ist einer der besten Innenverteidiger der Liga. Er spielt unaufgeregt und nicht spektakulär, aber enorm effektiv“, schwärmte der Vereinschef. Über das Duo Spahic/Toprak sagte er: „Die Beiden sind in der Innenverteidigung eine Bank.“
Der Kontrakt mit dem 34 Jahre alten Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina wurde deshalb jüngst bis Juni 2016 verlängert. „Das war eine sehr schnelle Entscheidung. Ich bin der Auffassung, dass es sowohl für mich als auch für den Verein eine gute Sache ist“, sagte Spahic, der in seiner Karriere schon elfmal die Rote Karte gesehen hat. „Wir haben hier einfach eine großartige Gruppe beisammen.“
Der 1,83 Meter lange Profi gibt im übrigen selten Auskunft über sein Leben. „Ich möchte einfach nicht hundertmal dasselbe sagen. Das Leben als Fußballer hat nicht so viele Facetten, finde ich“, begründete Spahic seine Zurückhaltung. „Wir schlafen, essen, trainieren, spielen. Das ist unser Rhythmus.“