„Unterschiedliche Auffassungen“ FC Augsburg trennt sich von Trainer Dirk Schuster

Augsburg (dpa) - Nach einem eklatanten Vertrauensverlust in die Arbeit von Dirk Schuster hat sich der FC Augsburg völlig überraschend und nach gerade einmal 166 Tagen vom „Trainer des Jahres“ getrennt.

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Komplett unvermittelt verkündete der Tabellen-13. der Fußball-Bundesliga am Mittwoch die Freistellung des Nachfolgers von Erfolgstrainer Markus Weinzierl, weil der Verein Manager Stefan Reuter zufolge die „große Gefahr“ sah, die Saisonziele nicht zu erreichen.

„Die Art und Weise, wie wir spielen, hat nichts mehr mit dem FC Augsburg zu tun, wie wir ihn sehen wollen. Auch was die zukünftige Ausrichtung des FC Augsburg betrifft, ist kein Konsens da“, sagte Manager Reuter. „Da macht es auch keinen Sinn, es unnötig in die Länge zu ziehen.“ Der Zeitpunkt der Trennung so kurz vor dem Jahresende sei „vielleicht etwas ungewöhnlich, aber uns hat die Überzeugung gefehlt, dass wir mit Mut und Begeisterung gegen Gladbach auf dem Platz stehen.“

Zusammen mit dem 48-jährigen Schuster müssen auch seine Co-Trainer Sascha Franz und Frank Steinmetz mit sofortiger Wirkung gehen. Bis auf Weiteres übernimmt nun der Cheftrainer des FCA-Nachwuchses, Manuel Baum, Schusters Nachfolge. Bereits am Abend leitete der 37-Jährige sein erstes Training. Als Assistent wird ihm zumindest bis zur Winterpause U19-Trainer Alexander Frankenberger zur Seite stehen.

„Manuel Baum hat den ganz großen Vorteil, dass er Philosophie und Spielweise des FC Augsburg seit zweieinhalb Jahren intensivst kennt“, meinte Reuter. Ihm traut der Verein offenbar im Gegensatz zu Schuster zu, in den letzten beiden ganz schwierigen Herausforderungen am Samstag gegen Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach und am Dienstag bei Vizemeister Borussia Dortmund wieder die Augsburger Tugenden wie Lauffreude, Aggressivität und Mut herauszukitzeln.

Der FC Augsburg hatte sich Schuster, den vom Fachmagazin „Kicker“ und Sportjournalisten zum „Trainer des Jahres“ 2016 gekürten Übungsleiter, im Sommer einiges kosten lassen. Der damalige Coach von Überraschungsaufsteiger SV Darmstadt 98 hatte dem Vernehmen nach erst gegen eine Zahlung von rund 1,1 Millionen Euro die vorzeitige Freigabe erhalten und die Nachfolge von Weinzierl angetreten.

Die Augsburger wähnten Schuster als idealen Nachfolger. Der frühere Nationalspieler hatte schließlich mit überschaubarem Budget bei den Stuttgarter Kickers und schließlich in Darmstadt erfolgreich gearbeitet. Schuster sollte nun Weinzierl vergessen machen.

Sein Vorgänger habe „die Messlatte hochgelegt“, hatte Schuster bei seiner Vorstellung am 15. Juni eingeräumt. An Überzeugung mangelte es dem ehemaligen Abwehrspieler keineswegs. „Ich erwarte eine hohe Einsatzbereitschaft“, betonte Schuster, der einen Vertrag bis zum Sommer 2019 erhielt, „wenn die nicht gegeben ist, kann ich ungemütlich werden.“

Ungemütlich waren für Schuster die vergangenen Wochen. Sein FCA musste verletzungsbedingt auf wichtige Offensivkräfte wie Raul Bobadilla, Caiuby und Alfred Finnbogason verzichten. Vor heimischem Publikum holten die Augsburger in der Bundesliga nur einen Sieg, hier und dort gab es Murren über die Spielweise.

Dennoch hielt Schuster die bayerischen Schwaben klar auf Kurs Klassenverbleib. In den vergangenen vier Bundesligaspielen blieb der FCA jedoch sieglos. Das völlig unnötige 0:1 beim Hamburger SV war nun Schusters Abschiedsvorstellung.